Suzuka
Nico Hülkenberg (Chancen: *): Auch wenn der Sauber C32 noch immer keine Offenbarung ist, spricht einiges für den Deutschen. Erstens kommt er mit dem Selbstvertrauen des sensationell erkämpften vierten Platzes von Südkorea nach Japan. Zweitens möchte er sich für 2014 bei einem besseren Team empfehlen. Drittens sicherte sich Sauber 2012 in Suzuka die Startpositionen vier und sechs und brachte Lokalmatador Kamui Kobayashi im Rennen sogar aufs Podium. Viertens zählt die aerodynamische Nutzung der Auspuffgase zu den Sauber-Stärken - und das könnte in den schnellen S-Kurven von Suzuka zum Tragen kommen.
Jenson Button (Chancen: **): Der McLaren-Star, der seine Suzuka-Premiere schon 2000 auf Williams gefeiert hat (Fünfter), macht dieses Jahr das Dutzend voll. Obwohl er unter normalen Umständen kaum Chancen haben wird, seinen Sieg von 2011 zu wiederholen, zählt er zumindest zum erweiterten Favoritenkreis auf einen Podestplatz. Erstens, weil die McLaren-Formkurve endlich wieder leicht nach oben zeigt. Zweitens, weil Suzuka immer für einen Regenschauer gut ist und das dem cleveren "Reifenflüsterer" entgegenkommen könnte. Und drittens, weil er in der Heimat seiner japanischen Dessousmodel-Freundin Jessica Michibata besonders motiviert ist.
Nico Rosberg (Chancen: ***): Der Mercedes-Pilot hatte dieses Jahr schon zwei Grands Prix gewonnen, da wartete Teamkollege Lewis Hamilton immer noch auf den ersten Sieg. Doch je länger die Saison dauert, desto besser scheint Hamilton ihn in den Griff zu bekommen. Seine Mercedes-Bilanz in Suzuka liest sich erbärmlich: in den Startaufstellungen seit 2010 Sechster, 23. und 13., in den Rennen 17., Zehnter und ausgeschieden. Auch der fünfte Platz im Williams 2009 kann diese Statistik nur unwesentlich aufbessern. Andererseits war Rosberg in Silverstone, wo es ähnliche Highspeed-Passagen wie in Suzuka gibt, verflixt schnell - und dem Silberpfeil ist 2013 insbesondere im Qualifying alles zuzutrauen.
Romain Grosjean (Chancen: ***): Vor einem Jahr war der Franzose in Suzuka (wie damals so oft) in eine Startkollision verwickelt, doch inzwischen hat er seine Leistungen stabilisiert. Zuletzt in Südkorea war er schneller als Lotus-Teamkollege Kimi Räikkönen, dessen Konstanz kann er aber noch nicht immer reproduzieren. Wenn Grosjean aber im Qualifying in der ersten oder zweiten Reihe steht und einen sauberen Start erwischt, dann ist er ein heißer Podiumskandidat. Die große Frage ist nur, ob die harte Reifen-Vorauswahl für Suzuka (Hard und Medium) Lotus nicht mehr schadet als den anderen Topteams.
Kimi Räikkönen (Chancen: ***): Unvergessen sein Sieg im Jahr 2005, als er auf McLaren vom 17. Startplatz ganz nach vorne fuhr und den Grand Prix in Suzuka dank eines atemberaubenden Überholmanövers gegen Giancarlo Fisichella in der letzten Runde gewann. Eindeutig gegen Räikkönen spricht, dass er aus dem WM-Kampf de facto raus ist und zuletzt nicht mehr hundertprozentig motiviert gewirkt hat. Durchaus möglich, dass er vom Speed her wie schon in Südkorea langsamer unterwegs sein wird als Teamkollege Romain Grosjean - aber am Ende dank des besseren Renninstinkts trotzdem die Nase vorne haben wird.
Fernando Alonso (Chancen: ***): Rein vom Material her dürfte man Fernando Alonso eigentlich keine drei Sterne für Suzuka einräumen, aber auch wenn er seit 12. Mai kein Rennen mehr gewonnen hat, ist er doch ein regelmäßiger Podiumskandidat - vor seinem enttäuschenden sechsten Platz in Südkorea war er dreimal hintereinander Zweiter. Aber: Alonso war in Suzuka noch nie besser als Vierter in der Startaufstellung und hat den Grand Prix erst einmal (2006) gewonnen. Unvergessen dafür sein sensationelles Überholmanöver gegen Michael Schumacher in der 130R-Kurve im Jahr 2005 - auf dem Weg vom 16. auf den dritten Platz und zu seinem ersten WM-Titel.
Mark Webber (Chancen: ****): Zugegeben, rein fahrerisch spricht nicht viel für den Australier auf Abschiedstournee: Erst einmal stand er in Suzuka auf dem Podium (2010 als Zweiter) und zuletzt konnte er in Singapur und Südkorea zweimal hintereinander nicht punkten. Damit steht nun auch rechnerisch fest, dass er seine Formel-1-Karriere ohne WM-Titel beenden wird. Aber Webber war im vergangenen Jahr hinter Teamkollege Sebastian Vettel Zweiter der Startaufstellung und möchte besonders auf einer Fahrerstrecke noch einmal zeigen, wie gut er ist. Dass der Red Bull zu den aerodynamisch besten Autos gehört und inzwischen auch mit den Reifen umgehen kann, dürfte gerade in Suzuka helfen.
Lewis Hamilton (Chancen: ****): Erstaunlich: Der Mercedes-Pilot war in Suzuka noch nie besser als Dritter (2009 auf McLaren) - aber auch noch nie schlechter als Fünfter. Auf der Strecke mit vielen schnellen Kurven hat er gegen seine Teamkollegen nicht immer gut ausgesehen, aber wenn er seine Form der vergangenen Wochen konservieren kann, ist er realistisch betrachtet der einzige Gegner, der Sebastian Vettel auch nur annähernd gefährlich werden könnte. Voraussetzung dafür ist ein erstklassig funktionierender Silberpfeil - und abzuwarten bleibt, wie Mercedes auf einer solchen Highspeed-Strecke inzwischen mit den Reifen umgehen kann.
Sebastian Vettel (Chancen: *****): Sebastian Vettel und Suzuka, das ist eine einmalige Liebesgeschichte: Im BMW-Sauber fuhr er schon 2006 zumindest am Freitag auf dieser Strecke, und seit er 2009 mit Red Bull auch im Rennen debütierte, ist er in Suzuka eine Klasse für sich. Vettel stand noch bei jedem Antreten auf seinem Lieblingskurs auf Pole-Position und konnte nur einmal (2011) nicht gewinnen. In jener Saison durfte er sich aber als Dritter mit dem vorzeitig gewonnenen WM-Titel trösten. Dass er nach den dominanten Leistungen in Singapur und Südkorea diesmal unter normalen Umständen kaum zu schlagen sein wird, ist einhelliger Fahrerlager-Konsens.
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