• 10.10.2013 15:32

Die Turbo-Ära ab 2014 gefährdet Vettels Dominanz

Das neue Motorenkonzept der Formel 1 könnte weitreichende Änderungen im Kräfteverhältnis zur Folge haben und die Rennserie komplett umkrempeln

(Motorsport-Total.com/SID) - Die neue Turbo-Ära der Formel 1 wirft ihre Schatten voraus. Sie bereitet den Motorenherstellern Sorgen, zudem könnte sie Weltmeister Sebastian Vettel (Red Bull) im kommenden Jahr seine Dominanz kosten. Das räumte Red Bulls Designer Adrian Newey vor dem Großen Preis von Japan, bei dem Vettel seinen vierten WM-Triumph in Folge bereits perfekt machen kann, ein.

Titel-Bild zur News: Jules Bianchi, Motorschaden

Motorschäden könnten ab 2014 wieder zur Tagesordnung in der Formel 1 zählen Zoom

Die Aerodynamik-Konzepte von Newey waren in den vergangenen Jahren die Trumpfkarte Vettels, doch der Einfluss könnte 2014 sinken. "Es besteht sehr wohl die Gefahr, dass die neue Saison vom Motor dominiert wird", sagt der 54-jährige Newey im Gespräch mit 'Auto Bild motorsport' (jetzt abonnieren!) auf die Frage, ob er noch den Unterschied ausmachen könne. "Insbesondere zu Beginn, wenn einer der drei Hersteller einen besseren Job machen sollte als die anderen beiden."

Schuld ist das neue Reglement, das die große Bedeutung der Aerodynamik verringern wird - diese war stets der Schlüssel zu den Red-Bull-Erfolgen. Zudem wird vor allem Mercedes durch die Entwicklung der neuen Turbomotoren ein deutlicher Sprung zugetraut, auch Ferrari hofft auf Vorteile gegenüber Red-Bull-Ausrüster Renault.

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff schob die Favoritenrolle allerdings von sich. "Ich war vor einem Monat in Maranello und habe das Motorenwerk von außen gesehen. Man darf sich nicht vorstellen: deutsche Ingenieurskunst gegen italienische Improvisation und französisches Laisser-faire. Das sind drei Marken, die auf Augenhöhe den besten Motor entwickeln wollen", sagt der 41-Jährige.

Sorgen macht offenbar allen Herstellern noch die Zuverlässigkeit, "weil der Antrieb komplizierter wird als je zuvor", wie Newey sagt. Renault-Botschafter Alain Prost geht sogar noch weiter: "Wir haben drei Motorenbauer, und keiner davon ist richtig optimistisch", sagt der viermalige Weltmeister aus Frankreich. "Die Standfestigkeit ist im Moment die größte Herausforderung, da muss man ehrlich sein." Im kommenden Jahr werden die V8-Motoren, die seit 2006 im Einsatz sind, durch 1,6-Liter V6-Turbomotoren ersetzt.


Fotostrecke: Formcheck: GP Japan

Die Entwicklung der neuen Boliden ist bei allen Teams streng geheim, kaum etwas dringt nach außen. Fest steht indes, dass die Autos nicht sonderlich schön werden dürften. "Der neue Red Bull wird hässlich. Leider", sagt Newey. Auch das hängt mit den neuen Aerodynamik-Regeln zusammen, wie alle Boliden wird auch der RB10 eine Hakennase haben. "Man wird gewisse familiäre Eigenheiten auch nächstes Jahr wiedererkennen", sagt Newey, der aktuell bereits "vier von fünf Tagen in der Woche am neuen Auto" arbeitet. "Der schmalere Frontflügel und die tiefere Nase werden die Autos stark verändern."