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  • 04.10.2013 12:19

  • von Dominik Sharaf

Vettel zwischen Wunderkind und Technikwunder

Bernie Ecclestone rät zum Verbleib bei Red Bull, rechnet aber 2014 mit Mercedes und Ferrari - Macht die Kontinuität oder der Fahrer den Unterschied?

(Motorsport-Total.com) - Die Dominanz Red Bulls und Sebastian Vettels machte die Formel 1 in den vergangenen Wochen monoton. Die Zuschauer scheinen gelangweilt von einem mit erdrutschartigen Abständen dauersiegenden Heppenheimer. Einer 'Auto Bild motorsport' (Jetzt abonnieren!) vorliegenden Analyse zufolge wird klar, wie groß die Überlegenheit der österreichisch-deutschen Kombination ist: Durchschnittlich fünf Autolängen nimmt Vettel Teamkollege Mark Webber auf einer schnellsten Rennrunde ab.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Daumen hoch: Sebastian Vettel hat keinen Grund für Trübsal Zoom

Für Bernie Ecclestone ist die Sache unter dem Showaspekt nicht so tragisch, wie sie auf den ersten Blick vielleicht erscheint: "Warum sollte ich sauer auf Seb sein?", fragt der Formel-1-Promoter im Gespräch mit der Fachzeitschrift. "Im Nachhinein behauptet auch niemand mehr, dass Michael Schumacher die Formel 1 langweilig gemacht hat." Deshalb ist es für Ecclestone wünschenswert, dass Vettel Red Bull auf lange Sicht hin treu bleibt. Er empfiehlt dem Starpiloten sogar, Milton Keynes tunlichst nicht zu verlassen.

Damit würde er Abwerbungsversuchen Ferraris, die es laut Webber gegeben hat und bald wieder geben wird, widerstehen. Ecclestone rät Vettel, sich vom Gerede um den Mythos Scuderia nicht ablenken zu lassen: "Ich würde mich auf das Team verlassen, mit dem ich so viel Erfolg hatte. Und ich würde auch in weniger guten Zeiten zu ihm stehen", erklärt der Brite und findet, dass der wohl bald vierfache Champion die Meinung Außenstehender ausblenden sollte: "Legende oder nicht. Er soll seinen eigenen Weg gehen."

Vettel, "die fehlende Ingredienz"

Dieser führt derzeit von Grand-Prix-Sieg zu Grand-Prix-Sieg. Den Schlüssel hat Red Bull offenbar in der Sommerpause gefunden: "Man darf einem Genie wie Adrian Newey trotzdem nicht zu viel Zeit zum Nachdenken geben", sagt Ex-Designer und Fernsehanalyst Gary Anderson 'Auto Bild motorsport' über die plötzliche Verbesserung des RB9, die ständig weitergeht. Als einziges Team immer erhält die Christian-Horner-Truppe wieder neue Teile, sogar im Laufe eines Rennwochenendes kommt per Luftfracht neues Material für Vettel.

Pirellis Sportchef Paul Hembery schlussfolgert: "Die Kontinuität macht am Ende den Unterschied." Und nicht die neuen Reifen, wie es etwa Ferrari-Star und Dauerkonkurrent Fernando Alonso schon behauptete. Der Brite zieht ihm den Zahn: "Nach dem Wechsel war er besser als davor." Für Toto Wolff ist ohnehin Vettel selbst der Schlüssel zum Erfolg. Der Mercedes-Motorsportchef blickt auf die Red-Bull-Historie zurück und stellt gegenüber 'Auto Bild motorsport' fest: "Eigentlich sind sie erst erfolgreich geworden, als Sebastian 2009 ins Auto gekommen ist."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Südkorea


Wolff nennt den Piloten "die fehlende Ingredienz", auch als Stardesigner Newey schon fuhrwerkte. Motor, Fahrer, Chassis, Ressourcen, Zeit und Management - dieses sechs Faktoren bildeten bei Red Bull derzeit die perfekte Synthese für den Erfolg. Ausgerechnet die Mercedes-Farben sind es jedoch, die Ecclestone mit Beginn der Turboära 2014 favorisiert: "Sie werden das beste Auto und den besten Motor haben", ist sich der Promoter sicher. "Also sehe ich keinen Grund, warum sie den Titel nicht gewinnen sollten."

Ecclestone glaubt: Kein Ärger bei Ferrari

Früher habe das Team für Michael Schumacher gearbeitet, jetzt unterstütze es denjenigen, der gewinnen könne. Überhaupt sei der Abschied des Rekordweltmeisters ein Glücksfall für die Silberpfeilen gewesen. "Sie haben sich richtig entschieden, Lewis Hamilton zu verpflichten", betont Ecclestone. "Er hat das Team aufgeweckt. Und er kann den anderen Fahrer (Nico Rosberg, Anm. d. Red.) pushen. Michael konnte das nicht mehr." Auch einer anderen riskanten Personalentscheidung kann er einiges abgewinnen.

Die Rede ist von Ferrari, die sich Kimi Räikkönen für 2014 ins Boot geholt haben. "Ich hoffe nur, dass Ferrari sie auch beide frei gegeneinander fahren lassen wird und sich nicht dafür entscheidet, nur einen der beiden zu unterstützen", findet Ecclestone, der Alonsos Beschwerden über den roten Boliden der Tatsache zuschreibt, dass er in der Regel schneller ist als Felipe Massa - und daher leichtes Spiel mit Klagen hat. Ärger stunde bei der spanisch-finnischen Paarung nicht ins Haus, weil Alonso bei McLaren "erwachsen geworden" sei.

Sebastian Vettel

Sebastian Vettel bleibt noch immer das Ziel Rekordjagd, wenn er ständig siegt Zoom

Und wenn Wundertechniker Newey mit dem RB10 doch wieder ein Meisterstück abliefert und Vettel die nächsten Kreise um die Konkurrenz fährt, dann findet Ecclestone immer noch etwas an der Formel 1, das er vermarkten kann: "Jetzt bringt eine andere Frage eben Spannung in die Sache: Kann Seb noch mehr Titel gewinnen als Michael?", fragt der Zampano, um sich gleich selbst eine Antwort darauf zu geben: "Natürlich kann er! Er ist jung genug. Und das Auto wird auch in Zukunft schnell genug sein."