Suzuka: Abbau an der Hinterachse als Schlüsselfaktor

Wieso sich in Suzuka alles um die Hinterreifen dreht, wie viele Stopps Pirelli erwartet und für welches Team diese Bedingungen ein Vorteil sein könnten

(Motorsport-Total.com) - Suzuka gilt als große Herausforderung für die Reifen - der Asphalt ist sehr rau, in den schnellen Kurven wirken extreme Kräfte auf die Pneus. Ein Vorteil: Da der Kurs in Form einer Acht angelegt ist, werden die Reifen links und rechts ähnlich belastet. Dieser Herausforderung begegnet Pirelli dieses Jahr mit den Mischungen Medium und Hard. Nach dem ersten Trainingstag haben die Teams nun einen ersten Eindruck, worauf man achten muss.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nicht nur Mercedes hatte am ersten Trainingstag Probleme mit den Hinterreifen Zoom

Vor allem der Hinterreifen dürfte am Sonntag eine Schlüsselrolle spielen, glaubt man im Fahrerlager. "Auf dem Longrun ist es schwierig, die Rundenzeiten zu halten. Die Hinterräder lassen doch sehr stark nach, aber ich glaube, das geht heute allen so", urteilte Sebastian Vettel bei der Analyse des Trainingstags. "Wir müssen uns da noch ein bisschen verbessern - dass die Hinterräder nicht zu stark belastet werden."

Auch Lewis Hamilton stöhnte, als er von einem Longrun zurück an die Box kam: "Die Hinterreifen sind ein wenig zum Problem geworden." Und McLarens Sportdirektor Sam Michael stimmt in den Tenor ein: "Es ist möglich, dass wir Probleme mit den Hinterreifen bekommen." Für den erfahrenen "Aussie" ist dies aber keine Überraschung: "Die Temperaturen sind hoch und die Geschwindigkeiten auf dieser Strecke sind es ebenfalls. Da wird es schwierig."

Lotus als Geheimtipp

Heute erreichte die Quecksilbersäule 30 Grad Celsius, an den kommenden Tagen soll es aber abkühlen. "Wahrscheinlich wird es am Sonntag ein bisschen kühler, wenn man sich derzeit die Wetterberichte ansieht", bestätigt Pirellis Motorsportchef Paul Hembery. Er ahnte bereits im Vorfeld des Wochenendes, dass "man den Abbau der Hinterreifen in Suzuka unter Kontrolle haben muss, auch wenn der Verschleiß an der Vorderachse groß ist." Doch der Abbau ist in Suzuka ein größeres Thema als der Verschleiß.

Ein Fall für die Lotus-Truppe? Hembery hält dies durchaus für möglich: "Immer dann, wenn Abbau oder Verschleiß eine Rolle spielt - oder hohe Temperaturen -, dann kommt ihnen das entgegen. Hier ist die Streckenoberfläche sehr rau - einer der aggressiveren Beläge im Kalender. Wenn wir uns also das Renntempo und die Daten des Reifenabbaus ansehen, dann sieht Lotus ziemlich gut aus."

Zwei oder drei Stopps?

Doch mit welcher Strategie werden die Teams am Sonntag in den Grand Prix von Japan gehen? Hembery rechnet damit, dass sich das Bild aus dem Vorjahr wiederholt, und die meisten auf zwei Stopps setzen werden. "Ich sehe derzeit nicht, dass jemand drei Stopps machen wird", schildert er seine Eindrücke aus dem Training. "Im Vorjahr waren es zwei Stopps, 2011 war es ein Rennen mit drei Stopps. Ich glaube aber, dass die Mischungen Medium und Hard zwei Stopps ermöglichen."

"Ich sehe derzeit nicht, dass jemand drei Stopps machen wird." Paul Hembery

Dass das Speedlimit in der Formel 1 auch im Rennen auf 80 km/h herabgesetzt wurde und dadurch die Anfahrt und das Verlassen der Box länger dauert, sollte sich laut dem Briten nicht auf die Strategie auswirken. "Es ist nicht so schlimm wie in Südkorea", verweist er auf die besonders lange Boxengasse in Yeongam. "In Südkorea musste man am Ende noch diese große Schleife fahren, was sich auf die Strategie stark ausgewirkt hat - hier ist das weniger der Fall." Er rechnet mit einer Brutto-Boxenstopp-Zeit von 18 Sekunden.

Weicher Reifen schneller, aber deutlich weniger haltbar

Wie bei den meisten Rennen ist auch in Suzuka die weichere Medium-Mischung schneller, aber weniger haltbar. "Man kann sehen, dass der weichere Reifen der schnellere ist", bestätigt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Die Lebensdauer ist beim weicheren Reifen deutlich geringer als beim härteren. Es geht also darum, den richtigen Kompromiss zwischen Tempo und Ausdauer zu finden."

Hembery erklärt, um wie viel der weichere Reifen schneller ist "Anhand der bisherigen Daten gehen wir von einem Zeitunterschied von rund 0,5 Sekunden pro Runde zwischen den beiden Mischungen aus." Daher sei der Medium-Reifen auch die logische Wahl im Qualifying. Im Rennen verschiebt sich dann das Bild: "Beim härteren Reifen haben wir derzeit weniger Abbau, der Medium-Reifen verliert pro Runde zwei Zehntel, beim harten Reifen ist es die Hälfte davon. Das hängt aber natürlich davon ab, welches Team wir uns ansehen und auf welchem Programm man gerade unterwegs war."