• 11.03.2010 17:57

  • von Dieter Rencken

Petrov: "Ich fühle mich bereit"

Renault-Neuling Vitaly Petrov über sein Formel-1-Debüt in Bahrain, die Testarbeit in seinem Team und das überaus große Interesse in Russland

(Motorsport-Total.com) - Als Vitaly Petrov zu Beginn des Jahres als Stammfahrer bei Renault bestätigt wurde, überschlugen sich die russischen Medien geradezu mit ihren Schlagzeilen. Vom "Juri Gagarin auf Rädern" war auf einmal die Rede, doch der ganze Rummel um seine Person liegt dem 25-Jährigen fern - Petrov möchte sich einfach nur auf seine bevorstehenden Aufgaben bei Renault konzentrieren. Im Interview spricht der Russe über das gestiegene Interesse in seiner Heimat und seine Ziele für Bahrain.

Titel-Bild zur News: Vitaly Petrov

Vitaly Petrov bestreitet an diesem Wochenende sein erstes Formel-1-Rennen

Frage: "Vitaly, wie bereit fühlst du dich für dein Formel-1-Debüt? Bist du aufgeregt?"
Vitaly Petrov: "Alles ist prima. Ich fühle mich bereit. Sonst empfinde ich nichts Spezielles. Natürlich wird die Qualifikation schwierig werden und auch das Rennen wird hart. Im Zeittraining warten wohl sehr intensive 15 Minuten auf mich. Das wird knifflig. Alles andere ist im Prinzip so, wie in allen anderen Rennserien auch."#w1#

Ist Russland bereit für die Formel 1?

Frage: "In Russland vergleicht man dich mit dem ersten Menschen im Weltall, wo du jetzt in die Formel 1 aufgestiegen bist. Wie lautet dein Kommentar dazu?"
Petrov: "So fühle ich mich eigentlich nicht. Und darüber denke ich auch gar nicht nach."

"Für mich ist wichtig, dass ich mich auf meine Arbeit konzentriere. Wahrscheinlich würde ich nur verrückt werden, wenn ich wüsste, wie viele Leute aus Russland mir ab sofort auf die Finger schauen. Da ist es vielleicht besser, nicht allzu viel darüber nachzudenken."

"Mittlerweile berichtet das Fernsehen ständig über die Formel 1 und auch über mich." Vitaly Petrov

Frage: "Die Formel 1 ist auf einmal ein großes Thema in Russland. Hat Russland nun die Formel 1 für sich entdeckt? Wird es dort nun bald auch ein Rennen geben?"
Petrov: "Mittlerweile berichtet das Fernsehen ständig über die Formel 1 und auch über mich. Auch das Internet ist voller Berichte. Noch haben wir aber keine passende Rennstrecke."

"Noch sind wir nicht dazu in der Lage, die DTM oder Tourenwagen nach Russland einzuladen. Vielleicht kann ich da etwas bewirken, indem die Leute jetzt darüber nachdenken, ordentliche Kurse aufzubauen. Das ist schwierig, aber möglicherweise ändert sich nun ja etwas."

Zu viel Regen bei den Tests im Februar

Frage: "Du hattest als Formel-1-Neuling nur sieben Testtage, um dich vorzubereiten. Denkst du, das war genug?"
Petrov: "Michael Schumacher sagte: 'Wenn du sieben Tage hast, dann willst du 14 Tage haben. Hast du 14 Tage, dann willst du 28.' Du kannst niemals genug Testtage haben. Wir hatten leider etwas Pech mit dem Wetter, denn es hat sehr viel geregnet. Im Nassen war ich recht gut unterwegs."

"Im Nassen ist das Auto überaus aggressiv." Vitaly Petrov

"Es war natürlich auch eine gute Erfahrung für mich, einen Formel-1-Wagen bei Regen zu bewegen. Es ist nicht sonderlich schwierig, aber natürlich auch nicht gerade einfach. Im Nassen ist das Auto überaus aggressiv. Ich hatte halt nicht viel Zeit, um das Trockensetup zu verstehen und das Fahrzeug weiter zu entwickeln. Jetzt sind wir aber hier, um etwas Gutes zu tun."


Fotos: Renault, Großer Preis von Bahrain


Frage: "War dir Robert beim Testen eine Hilfe? Konntest du von seinen Erfahrungen profitieren?"
Petrov: "Er hat mir nicht direkt beim Lernen geholfen, aber ich habe mir natürlich angeschaut, wie er fährt. Ich hatte auch einen Einblick in die Daten und konnte beobachten, wie er mit den Ingenieuren arbeitet. Das ist für mich aber nicht viel Neues, denn das kenne ich ja aus der GP2. Manches war schon neu für mich, anderes wiederum nicht."

Das Setup ist 2010 die große Crux

Frage: "Wie schwierig ist es, beim Setup die richtige Balance zu erwischen? In der Qualifikation ist man noch mit einem leichten Auto unterwegs, im Rennen hast du einen vollen Tank..."
Petrov: "Das ist natürlich ein sehr großer Unterschied, das Setup ist allerdings gleich. Du musst halt deinen Fahrstil anpassen. Du hast da keine Wahl."

"Im Freien Training kommt es nun eben darauf an, das Setup zu verstehen." Vitaly Petrov

"Natürlich wäre es einfacher, wenn wir da Setup zwischen Qualifikation und Rennen verändern könnten. Diesbezüglich sitzen aber alle im selben Boot. Im Freien Training kommt es nun eben darauf an, das Setup zu verstehen."

Frage: "Als Fahrer scheint man nun sehr beschäftigt damit zu sein, sich Gedanken über das Fahrverhalten des Fahrzeugs bei den jeweiligen Bedingungen zu machen..."
Petrov: "Du musst schon vorsichtig sein, wenn du im Auto sitzt. Wenn du mit vollem Tank unterwegs bist, dann ist das schon recht schwierig."

"Auf der Bremse ist das Fahrzeug dann so richtig schwer und du musst noch dazu auf deine Reifen aufpassen. Das ist das Wichtigste. Ich kenne das im Prinzip schon aus der GP2, doch hier ist es noch einmal ein anderer Maßstab. Ich brauche einfach ein paar Runden, um das zu verstehen. Allzu schwierig dürfte das aber nicht sein."

Wo steht Renault in Bahrain?

Frage: "Wie unterscheidet sich das Formel-1-Auto von den anderen Rennwagen, die du bisher gefahren hast?"
Petrov: "Die größte Überraschung für mich war ganz klar die Beschleunigung. Der zweite Punkt sind die Bremsen. Du kannst ständig ein ungeheuer hohes Tempo vorlegen - auch in den Kurven."

Frage: "Reicht das aus, um fasziniert davon zu sein?"
Petrov: "Naja, die Bremsen sind schon klasse. Wenn du das Limit der Bremsen herausgefunden hast, dann ist das niemals gut genug. Nach ein paar Runden weißt du aber Bescheid, wie du das Auto bewegen kannst. Dann hast du eine Ahnung davon, wo du das Auto verbessern kannst, um noch schneller zu sein. Ich war schon beim ersten Test recht gut unterwegs."

"Wir müssen optimistisch sein, denn die größten Aufgaben liegen noch vor uns." Vitaly Petrov

Frage: "Wo siehst du dein Team in der Hackordnung der Formel 1?"
Petrov: "Das wissen wir noch nicht. Wir müssen aber optimistisch sein, denn die größten Aufgaben liegen noch vor uns. Wir müssen noch viel Arbeit investieren."

Frage: "Bist du überzeugt davon, dass sich das Auto seit dem Test in Barcelona verbessert hat?"
Petrov: "Das kann ich noch nicht sagen. Wir werden einige neue Teile erhalten. Diese Elemente sind eben erst angekommen. Wie sie hier funktionieren werden, kann ich nicht einschätzen."

Frage: "Um was für neue Teile handelt es sich dabei genau?"
Petrov: "Ich weiß nicht, ob ich das verraten darf... (lacht; Anm. d. Red.)."

Frage: "Wie war dein Treffen mit Vladimir Putin?"
Petrov: "Das war eine sehr angenehme Sache. Er ist ein sehr smarter Kerl und weiß genau, was er vom Leben und seinem Land erwartet. Das war eine schöne Erfahrung."

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