• 08.03.2010 17:57

  • von Stefan Ziegler

Renault möchte zum Saisonstart in die Top 10

Das Renault-Team um Robert Kubica und Vitaly Petrov will beim Grand Prix von Bahrain in die Punkte fahren: "Liegen hoffentlich nahe an den Topteams"

(Motorsport-Total.com) - Nach den intensiven Testfahrten im Februar wird es nun ernst für das Renault-Team: Robert Kubica und Vitaly Petrov bestreiten am Wochenende das erste Rennen zur neuen Formel-1-Saison und wollen die beiden R30-Rennwagen in die Punkteränge befördern. Noch weiß das französisch-britische Team aber nicht genau, wo es sich in der Hackordnung des neuen Formel-1-Jahres einordnen muss.

Titel-Bild zur News: Vitaly Petrov

Vitaly Petrov gibt in wenigen Tagen sein Formel-1-Debüt beim Renault-Team

"Wenn wir im Qualifying beide Autos in die Top 10 bringen und beide das Rennen beenden, wäre das für mich ein guter Start in die Saison", formuliert Teamchef Eric Boullier die Ziele seines Rennstalls beim Wüstenrennen in Bahrain. "Beim Test in Jerez haben wir eine hervorragende Balance gefunden, von der beide Fahrer übereinstimmend sagten, dass das Auto damit einfach zu fahren sei und viel Vertrauen vermittle."#w1#

"Genau diese Punkte besitzen für uns Priorität. Wir haben eine gute Basis für weitere Entwicklungen im Laufe der Saison", meint das Teamoberhaupt von Renault und fügt an: "Die Details der Wintertests zu verstehen und auseinander zu sortieren, wo wir im Vergleich stehen, war extrem schwierig. Wir wissen nicht, unter welchen Bedingungen die anderen Teams gefahren sind", so Boullier.


Fotos: Renault, Testfahrten in Barcelona


"Wir haben uns dafür entschlossen, bei jedem der vier Tests mit einer schweren Benzinladung zu fahren. Wir glauben, dass wir auf diese Weise das Auto am besten verstehen und verbessern können. In purer Rundenzeit ausgedrückt, liegen wir hoffentlich nahe an den vier Top-Teams", meint der neue Renault-Teamchef vor dem Saisonstart und fügt an: "Ich bin froh, dass wir Robert an Bord haben."

"Sein Einsatz und seine Arbeitsauffassung zu erleben, ist eine echte Freude", findet Boullier, der aber auch von Formel-1-Rookie Petrov angetan ist: "Vitaly besitzt viel Selbstvertrauen und bleibt auch unter Druck ruhig und gelassen - das hat das Team beeindruckt. In Russland wird jetzt jeder seiner Schritte genau verfolgt, aber er hat sich davon nicht anstecken lassen und alle Aufgaben sachlich erledigt."

"Er litt allerdings darunter, dass er kaum auf trockener Strecke testen konnte, was für einen Rookie besonders problematisch ist", so Boullier. Petrov selbst kann den Rummel um seine Person nur bedingt nachvollziehen: "Jeder fragt mich nach meiner Nervosität - aber der Beginn einer neuen Saison ist für mich praktisch Routine im Sinne von: Ich weiß, was ich zu tun habe", sagt der Russe.

Petrov hadert mit seinem Testwetter

"Auch wenn sich die Formel 1 aus dieser Sicht anders darstellt und ich noch immer dazulerne, was den Renault R30 und die Zusammenarbeit mit meinen Ingenieuren und dem Team betrifft. Aber ich fühle mich großartig und kann es kaum noch erwarten, dass es in Bahrain endlich losgeht" hält der 25-Jährige fest. Dass es bei den Tests so oft geregnet hat, bedauert Petrov rückblickend sehr.

"Logisch wünschst du dir als Rennfahrer immer mehr Zeit im Auto." Vitaly Petrov

"Logisch wünschst du dir als Rennfahrer immer mehr Zeit im Auto, aber es ist, wie es ist. Dass ich nicht mehr Gelegenheit hatte, an der Trockenabstimmung des R30 zu arbeiten, ist wirklich schade. Dennoch habe ich gelernt, wie präzise ich vorgehen muss, um durch Modifikationen das Auto zu verbessern - selbst Kleinigkeiten wirken sich enorm auf das Fahrverhalten aus", so der Renault-Pilot.

Mit dem Bahrain International Circuit ist der Youngster indes gut vertraut: "Ich kenne die Piste in ihrem alten Layout noch aus der GP2-Serie, offensichtlich ist die neue Streckenführung aber für alle Fahrer eine neue Herausforderung. Das einzige, worauf es ankommt, ist ein gut funktionierender Rennwagen mit einer ausgewogenen Balance. In Bahrain kommt es sehr stark auf die Bremsen an."

Die Eingewöhnung war Kubica besonders wichtig

Eine konkrete Zielvorgabe hat Petrov nicht: "Ich gehe an die neue Aufgabe möglichst realistisch heran, denn mein erstes Formel-1-Rennen wird für mich ein einziger Lernprozess. Also kommt es für mich in erster Linie darauf an, im Laufe des Wochenendes möglichst viel Selbstvertrauen aufzubauen, das Rennen zu beenden und so nah wie möglich an meinen Teamkollegen heranzukommen."

"Ich musste viele neue Dinge lernen." Robert Kubica

Letzterer ist ebenfalls schon sehr gespannt auf den Saisonauftakt: "Ich bin so gut vorbereitet, wie ich angesichts der doch sehr beschränkten Testmöglichkeiten sein kann", sagt Kubica. "Ich habe eine Menge Zeit mit dem Renault-Team verbracht und dabei eine sehr starke Arbeitsbeziehung mit meinen Ingenieuren und allen Mitarbeitern aufgebaut. Ich musste viele neue Dinge lernen."

"Manche Fragen sind auch weiterhin noch unbeantwortet, aber wir haben bei den Testfahrten sehr gute Informationen und Daten gesammelt. Ich habe mir große Mühe gegeben, aus jeder einzelnen Runde so viele Erfahrungswerte zu quetschen wie möglich", meint der polnische Rennfahrer. Auf eine genaue Einschätzung des Kräfteverhältnisses in der Formel 1 verzichtet der 25-Jährige vor Bahrain.

Wo steht Renault beim Saisonauftakt?

"Das lässt sich auch weiterhin kaum beurteilen", so Kubica. "Was ich jedoch mit Bestimmtheit weiß, ist, dass wir in die richtige Richtung arbeiten. Zumal wir noch gar nicht den letzten Stand des Renault R30 mit allen neuen Entwicklungen gesehen haben. Selbst für Bahrain ist noch ein weiteres Aerodynamik-Update in der Pipeline", erklärt der neue Renault-Stammfahrer und gibt sich zuversichtlich.

"Ich denke, Ferrari und Mercedes machen aktuell den stärksten Eindruck." Robert Kubica

"Insgesamt habe ich den Eindruck, dass alle Topteams sehr nah beieinander liegen - auch wenn nicht alle Rennställe ihr volles Potenzial bei den Wintertests aufdeckten und ebenfalls mit neu entwickelten Teilen zum Saisonauftakt anreisen. Ich denke, Ferrari und Mercedes machen aktuell den stärksten Eindruck", so der Pole. Sein Rennstall will aber möglichst rasch nachziehen und aufholen.

"Wir haben uns vorgenommen, die Weiterentwicklung des R30 schneller voranzutreiben, als dies unseren Kontrahenten mit ihren Formelautos gelingen wird. Ende 2009 lag Renault ein gutes Stück zurück, also müssen wir künftig zwei Schritte machen, wo unsere Rivalen nur einen zurücklegen, um aufzuholen. Wir müssen unsere Performance steigern, das ist nach wie vor das beste Rezept."