Pedro de la Rosa im Interview
Der Spanier äußert sich über seine Saison bei Jaguar Racing, Arrows, Bernie Ecclestone und die Formel 1 im Allgemeinen
(Motorsport-Total.com) - Nach seiner ersten Saison für das Jaguar-Team hat sich Pedro de la Rosa im Anschluss des Japan-Grand-Prix in einem auf seiner Homepage veröffentlichten Interview über die abgelaufene Rennsaison geäußert und zu einigen Themen ganz persönliche Statements gegeben.

© Jaguar
De la Rosa ist zufrieden die Saison für Jaguar und nicht für Arrows gefahren zu haben
Frage: "Pedro, bis zum Spanien-Grand-Prix bist du nur Testfahrer gewesen. Wie hat es sich angefühlt das Rennen in Australien im Fernsehen anschauen zu müssen?"
Pedro de la Rosa: "Das war ziemlich hart, denn ich dachte damals in diesen Jahr gar nicht mehr fahren zu können. Als sich dann für mich aber überraschend eine Möglichkeit ergab, stieg auch mein Adrenalin-Ausstoß. Dann folgte mein Renndebüt bei meinem Heim-Grand-Prix und es hätte sich nicht besser anfühlen können. Wenn ich schaue wie die Saison verlaufen ist, so kann ich wirklich glücklich sein. Wäre ich bei Arrows geblieben, hätte ich die Meisterschaft hinter den Minardi beendet. Jaguar Racing ist ein weitaus besseres Team. Ich konnte zwei Punkte holen und das beweist und zeigt eindeutig mehr Potenzial."
Frage: "Eine Woche nach dem Rennen in Australien hast du den Jaguar R2 zum ersten Mal in Silverstone getestet. Das muss für dich doch befriedigend gewesen sein oder?"
de la Rosa: "Es war einfach unglaublich! Wenn man einmal auf der Straße stand und dann plötzlich wieder zurück ist nimmt man die Dinge nicht mehr als selbstverständlich hin. Wir Fahrer tendieren dazu, anzunehmen, dass eine Rennfahrer-Karriere für immer andauert und sehen den nächsten Grand Prix immer nur als einen weiteren an. Meine schwierige Situation zu Saisonbeginn hat mir aber vor Augen geführt, dass man sehr schnell sein Cockpit verlieren kann. Wenn man dann anschließend wieder Rennen fahren darf, bewertet man die Dinge ganz anders und schätzt es mehr."
Frage: "Beim ersten Grand Prix der Saison sind Jacques Villeneuve und Ralf Schumacher miteinander kollidiert. Bei dem Unfall wurde ein Marshall getötet. In Brasilien gab es dann einen weiteren, schweren Unfall zwischen Montoya und Verstappen. Glaubst du, dass die Reifen etwas damit zu tun hatten? Es wird ja gesagt, dass die Bremsdistanz zwischen den Reifen von Michelin und Bridgestone unterschiedlich sei."
de la Rosa: "Nein. In den ersten Rennen der Saison haben viele Leute das angenommen, ganz einfach aber nur deshalb weil der Fahrer auf den aufgefahren wurde auf Michelin-Reifen unterwegs war. Ich hatte die Chance Autos mit den beiden Reifen zu fahren und kann sagen dass es Unterschiede gibt, jedoch nicht solche wie vermutet."
Frage: "Also bist du der Meinung, dass man eher die Sicherheit der Rennstrecken ändern sollte als die der Autos?"
de la Rosa: "Also bei den Autos kann man kaum noch etwas verbessern. Man könnte das Cockpit noch sicherer, härter machen und schärfere seitliche Crash-Tests vorschreiben, jedoch sind wir bereits jetzt an dem Punkt angelangt wo der Fahrer, egal wie widerstandsfähig das Auto ist, immer bei einem Unfall der Leidtragende ist. Das Cockpit mag vielleicht intakt bleiben, jedoch nicht der menschliche Körper. Wir müssen einfach die Strecken durch bessere Leitplanken und mehr Notausgänge sicherer machen."
Frage: "Denkst du, dass man mit Bremslichtern die geschilderten Unfälle hätte vermeiden können?"
de la Rosa: "Ich bin nie damit gefahren. Wenngleich Ferrari in dieser Sache eine Vorreiterrolle eingenommen hat, glaube ich, dass es kaum helfen würde sie zu haben."
Frage: "Denkst du an einem Rennwochenende über die Gefahr der du ausgesetzt bist nach?"
de la Rosa: "Nur beim Start des Rennens. Man versucht auf jeder Strecke sich vorzustellen was passieren könnte. Ich versuche auf dem Weg zur ersten Kurve immer ohne Unfälle Plätze gutzumachen. Aber man hört nie auf sich diese Frage, 'Was könnte mir passieren?, zu stellen. Ich habe Vertrauen in mein Auto - nach all den Unfällen die ich überstanden habe. Ich denke aber auch nie daran, dass ich in einen Unfall verwickelt werden könnte. Das Leben kann sich selbstverständlich in Sekunden komplett ändern, jedoch versucht man nie an so etwas zu denken. Das ist ganz einfach ein Teil der Formel 1."
Frage: "Seit Saisonstart sah es so aus, als ob der Titel Ferrari gehören würde. Michael Schumacher hat das Rennen in Australien gewonnen und viele weitere Siege geholt. Ist Ferrari im Vergleich zu den anderen in der Formel 1 konkurrierenden Herstellern wirklich so stark?"
de la Rosa: "Die Punkte die sie geholt haben und der Abstand zu den folgenden Teams sprechen für sich. Ferrari hatte ein genauso konkurrenzfähiges Auto wie McLaren, allerdings hatten sie eine bessere Standfestigkeit und Michael Schumacher der für sie fuhr."
Frage: "Welche Dinge würdest du in der Formel 1 gerne verändern?"
de la Rosa: "Die Formel 1 ist sehr gut organisiert und die Teams sind immer professioneller. Manchmal vermisse ich die Möglichkeit mit den anderen Fahren sprechen zu können, so wie ich es zu meiner Zeit in Japan tun konnte. Es gibt einfach keine Freundschaften, kein miteinander. Ich weiß, dass ich das nicht ändern kann, aber ich kritisiere es nicht. Die Formel 1 tendiert dazu eine Distanz zu wahren. So ist das heutzutage in der Welt halt einmal."
Frage: "Wo wir gerade von Veränderungen sprechen. Nach den tragischen Ereignissen am 11. September heißt es, dass die Teams ihre Budgets kürzen müssten..."
de la Rosa: "Die Königsklasse muss sich den modernen Zeiten anpassen, ganz klar. Wenn wir eine Rezession erleben wird sich die Formel 1 daran anpassen müssen. Daran, dass die Sponsoren ihr Engagement verringern, aber das ist okay. Was jedoch nicht gut wäre, ist, wenn darunter die Sicherheit leiden würde. Es ist besser weniger Testfahrten zu veranstalten und weniger Stunden im Windkanal zu verbringen als um Leben trauern zu müssen. Das würde einfach keinen Sinn machen."
Frage: "Du hast also nicht manchmal das Gefühl, dass du von den Herstellern 'benutzt' wirst um bessere Autos herzustellen?"
de la Rosa: "Wir sind dazu da Motoren, Chassis, neue Komponenten, Reifen und all die ein Auto ausmachenden Dinge zu testen und das ist gut. Aus diesem Grund wird ja so viel Geld in die Formel 1 gesteckt. Es geht nicht nur um das Image. Wir sprechen hier von neuesten Technologien und davon wie man Materialien billiger und gleichzeitig besser und widerstandsfähiger machen kann. Die meisten Leute glauben, dass die Formel-1-Autos nichts mit den Straßen-Pkw gemein haben, jedoch ist das in der Königsklasse gewonnene Wissen übertragbar und die Kosten zu minimieren ist sehr wichtig."
Frage: "Also meinst du damit, dass es keine wirklichen Probleme auf Grund der vielen verschiedenen Nationalitäten in der F1 gibt?"
de la Rosa: "Im Moment gibt es in der Formel 1 ein britisches Monopol. Es ist gut Ferrari mit vielen Italiener dabei zu haben. Wenn Prost-Acer so konkurrenzfähig wie Ferrari gewesen wäre, dann hätte vermutlich jedes Team eine Nation repräsentiert und gezeigt, dass der technologische Wettkampf für uns alle gut ist. Zum jetzigen Zeitpunkt, mit der Ausnahme von Ferrari, muss man jedoch britisch sein. Alle Zulieferer sind in England beheimatet. Eine größere Vielfalt wäre besser. Jetzt, mit Toyota in Deutschland, Sauber in der Schweiz, Prost in Frankreich und Minardi und Ferrari in Italien, ist die Tendenz der Expansion zu erkennen, jedoch ist die Formel 1 immer noch in Großbritannien zu Hause."
Frage: "Gibt es wesentliche, spürbare Unterschiede zwischen der amerikanischen und britischen Mentalität bei Jaguar Racing?"
de la Rosa: "Es gibt viele amerikanische Ingenieure die kontinuierlich mit neuen Ideen aufwarten, jedoch ist der Großteil der Crew - sagen wir einfach 90 Prozent - britisch. Leute aus verschiedenen Ländern der Wellt zusammenzubringen ist immer eine gute Sache. Kommunikationsprobleme gibt es keine, denn alle sind harte Arbeiter."
Frage: "Wie sieht es mit einem spanischen Team aus?"
de la Rosa: "Das ist schon immer ein Traum gewesen. Zusammen mit Viladelprat und Telefónica stand dieser Traum schon einmal kurz vor der Verwirklichung. Allerdings dürfte es mit einem spanischen Team schwierig werden, denn Spanien ist von der Technologie her nicht so fortgeschritten oder konkurrenzfähig wie die anderen europäischen Staaten. Wir müssen bessere Ergebnisse abliefern, um das Interesse und die Leidenschaft am Sport zu vergrößern. Ohne vorzeigbare Ergebnisse wird es aber schwer."
Frage: "Wie viel hat deiner Meinung nach Bernie Ecclestone für den Sport getan?"
de la Rosa: "Er ist ein absolutes Genie. Dank ihm ist die Formel 1 sehr professionell und populär. Ich bin wirklich beeindruckt was er geschaffen hat. Auch die Energie die er in seinem Alter hat ist beeindruckend. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass wir Bernie noch eine ganze Weile haben werden."
Frage: "Wie beurteilst du die Rolle der Manager in der Formel 1 ?"
de la Rosa: "Wir alle brauchen heutzutage Manager. Viele Menschen glauben, dass sie nichts tun, aber so wie die Formel 1 im Moment ist brauchen wir Fahrer jemanden der unsere kommerziellen Interessen schützt, sich um die Sponsoren und die Planung kümmert, für die Website und solche Dinge Verantwortung übernimmt. Es ist alles viel professioneller als es das in den letzten zehn Jahren war. Wer dem nicht zustimmen kann hat einfach nicht mit wirklich Profis zusammengearbeitet."

