Pat Symonds: Warum ihn Toro Rosso überrascht hat

Mit dem Ziel, mindestens drittstärkste Kraft zu bleiben, geht Williams in die Formel-1-Saison 2016 - Technikchef Pat Symonds sieht Zuverlässigkeit vor Performance

(Motorsport-Total.com) - Für Pat Symonds ist die Marschroute für 2016 klar: Der Williams-Technikchef will mit seinem Team in jedem Rennen auf dem Podium stehen und den dritten Platz in der Konstrukteurswertung unbedingt halten, wenn nicht sogar Ferrari ins Visier nehmen. Bei den Wintertests hatte Symonds daher mit Felipe Massa und Valtteri Bottas im neuen FW38 nicht nur seine Fahrer, sondern auch die Konkurrenz genau im Blick.

Titel-Bild zur News: Pat Symonds

Williams-Technikchef Pat Symonds will konstant unter den Top 3 landen Zoom

"Das Interessanteste beim Testen ist natürlich, dass wir alle mit einem Auge schielen, was alle anderen tun", sagt der 62-Jährige gegenüber 'Motor Sport'. "Und das ist eigentlich sinnlos. Denn wenn man rausfährt und das schnellste Autos hat, wird man nicht sagen: 'Wir geben jetzt mal weniger Gas.' Und wenn man das langsamste Auto hat, wird man nicht plötzlich härter dran arbeiten, denn man arbeitet ja schon so hart wie man kann."

Dennoch wolle natürlich jeder wissen, wo er steht. In der Saisonvorbereitung war dafür dieses Mal weniger Zeit als sonst. "Es ist noch gar nicht so lange her, als wir den ganzen Winter über die Zeit damit verbracht haben, auf verschiedenen Strecken zu testen. Selbst im vergangenen Jahr hatten wir immerhin noch zwölf Tage", erklärt Symonds. "Mit nun nur noch zwei Dritteln davon fängt man an, sich wirklich auf das Wesentliche zu konzentrieren."

Pat Symonds: Toro Rosso hat Zuverlässigkeit verbessert

Das Wesentliche sei dabei in erster Linie, Kilometer zu machen. "Es bringt einem gar nichts, wenn man äußerst schnell ist und das Rennen in der ersten Runde anführt, aber dann ausscheidet. Man muss zuerst die Zuverlässigkeit angehen", betont Symonds. Das hätten die meisten Teams so gehandhabt, allen voran Toro Rosso. Deren größtes Manko im vergangenen Jahr sei die Zuverlässigkeit gewesen, stellt der Brite fest.

Ein Blick auf die Statistik zeigt: Insgesamt elfmal kam Toro Rosso 2015 nicht ins Ziel. Viermal schied Max Verstappen aus, siebenmal Teamkollege Carlos Sainz. Die meisten Ausfälle waren technisch bedingt. "Wenn sie alle Rennen beendet hätten, wären sie am Ende in einer sehr viel besseren Position gewesen. Es war nicht zu übersehen, dass sie sich jetzt darauf konzentriert haben", ist Symonds überzeugt.

Tatsächlich war Toro Rosso beim letzten Test in Barcelona das Team mit den zweitmeisten Kilometern: Mit 2.802 Kilometer lag es nur knapp hinter Mercedes (2.881). Williams absolvierte 2.230 Kilometer und rangierte damit hinter Ferrari (2.332) auf Platz vier. Bei der Performance landete Williams im Gesamtklassement der zweiten Barcelona-Woche hinter den beiden Ferrari-Piloten, Nico Rosberg und Carlos Sainz auf Rang fünf und sechs.


Fotos: Williams, Test in Barcelona


Williams ohne neue Nase beim Saisonstart in Melbourne

Allerdings betrug der Abstand zur Spitze nur 0,428 Sekunden, und das auf einer härteren Reifenmischung. Auch Symonds relativiert: "Meine Ingenieure haben sehr gut die vier Dinge umgesetzt, an die ich sie immer wieder erinnere: Erstens die Sicherheit, zweitens die Legalität, drittens die Zuverlässigkeit und erst dann fängt man an, an der Performance zu arbeiten." Das gelte insbesondere bei einem so vollen Rennkalender wie in diesem Jahr.

"Ich denke, Mercedes hat sich das Ziel gesetzt, 21 Rennen mit vier Motoren zu schaffen, weil wir das in Zukunft sowieso hinbekommen müssen", glaubt Symonds. Insgesamt fünf Motoren stehen den Teams pro Fahrer in der aktuellen Saison zur Verfügung. "Dafür braucht man aber ein gutes erstes Modell - einen Motor, der so lange wie möglich unter schwierigen Bedingungen läuft", so der Williams-Technikchef.

Präsentation des Williams FW38

In Melbourne wird Williams noch ohne neue Nase unterwegs sein Zoom

Um weitere Rennsimulationen zu fahren, kommen alle zuletzt verwendeten Motoren laut Symonds noch einmal auf den Prüfstand. Dann geht es an die Feinarbeit: "Man schaut sich Qualifying-Läufe an, Renndistanzen, Reifenabbau. Und dann sucht man natürlich das optimale Setup und versucht, die neuen Teile zu integrieren", verrät Symonds. Mit neuer Nase wird Williams in Melbourne jedoch noch nicht an den Start gehen. Wann sie zum Einsatz kommt, ist noch unklar.