Vor Melbourne: Red Bull will Force India und Williams besiegen

Während sich Daniel Ricciardo und Daniil Kwjat auf den Grand Prix von Australien freuen, fürchtet Helmut Marko die überlegenen Mercedes-Motoren

(Motorsport-Total.com) - Vom Siegerteam aufs Abstellgleis: Nach den Erfolgsjahren mit Sebastian Vettel hatte Red Bull in den vergangenen zwei Jahren der Formel 1 zu kämpfen. 2015 erlebte das Team das erste Mal seit 2008 eine komplett sieglose Saison, sodass sogar über einen Ausstieg diskutiert wurde. Doch nun stehen die Zeichen wieder auf Angriff. Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko nimmt dabei vor allem die Konkurrenz von Force India und Williams ins Visier.

Titel-Bild zur News: Helmut Marko

Helmut Marko will mit Red Bull langfristig gegen Force India und Williams punkten Zoom

"Mit unserem Auto können wir mit Force India und Williams - beide mit Mercedes-Motoren - konkurrieren. Aber Ferrari und Mercedes sind zu weit weg", sagt Marko im Interview mit 'Formula1.com'. Am Ende der Saison sieht er sein Team in der Rangordnung auf Platz drei. "Auf lange Sicht ist das natürlich nicht genug", gibt sich Marko selbstkritisch. Um zu gewinnen, müssten außergewöhnliche Bedingungen wie etwa leichter Regen herrschen, glaubt er.

"Ab Mitte der Saison sollte sich unsere Antriebseinheit verbessern. Deshalb glaube ich, Rang drei ist machbar", so Markos Prognose. In der ersten Saisonhälfte sieht er ohnehin Mercedes allen davon fahren und erwartet Doppelerfolge in Serie, sofern der Konstrukteursweltmeister von 2014 und 2015 es nicht vermasselt. Direkt dahinter werde sich Ferrari einreihen. "Um Platz drei wird es einen engen Kampf zwischen Williams, Force India, Toro Rosso und Red Bull geben", so Marko.

Helmut Marko vertraut auf Renault-Equipment

Der Ex-Rennfahrer stellt klar: Erfolg in der Formel 1 steht und fällt derzeit mit dem Motor. "So lange du keinen konkurrenzfähigen Motor hast, bist du auch nicht konkurrenzfähig", sagt Marko. Red Bull wird nach langem Hin und Her in diesem Jahr von Renault mit einer Antriebseinheit namens TAG Heuer beliefert. Eigene Optimierungen sind tabu: "Wir bekommen den Motor und stecken ihn ins Auto. Punkt. Wir dürfen ihn nicht verändern. Das gilt auch für alles, was die Software und das Mapping betrifft."

Doch Marko vertraut auf Renault als Motorenlieferant und eine faire Zusammenarbeit. Bis Renaults eigenes Formel-1-Team auf einem ähnlichen Niveau wie Red Bull fahren kann, werden mindestens zwei Jahre vergehen, ist sich Marko sicher. "Wir sind derzeit das Beste, was sie haben. Es wäre also nicht sehr clever, uns nicht mit gleichem Material auszustatten", erklärt er. Mit den Tests zeigt sich der 72-Jährige zufrieden: "Das Chassis hat sofort überzeugt, wir konnten viele Kilometer fahren und mehr ausprobieren als zuletzt."

Auch Daniel Ricciardo und Daniil Kwjat sehen sich für den Großen Preis von Australien gut gerüstet. "Das Testen verlief für uns dieses Jahr um einiges besser", lobt Ricciardo. "Man weiß zwar noch nicht wirklich, wo man steht, bis man in Melbourne ist, aber wir sind besser vorbereitet als im vergangenen Jahr, das ist gut fürs Selbstbewusstsein." Der Australier wird in Melbourne sein Heimrennen bestreiten und ist deshalb besonders aufgeregt: "Ich kann es kaum erwarten, dass die Lichter ausgehen und wir endlich wieder Rennen fahren", verrät er.


Fotos: Red Bull, Test in Barcelona


Daniel Ricciardo und Daniil Kwjat heiß auf Melbourne

Am meisten freut sich der Lokalmatador auf seine Fans: "Sie sind das Beste am Australien-Grand-Prix", betont Ricciardo. "Jeden Tag werden wir begeistert von ihnen begrüßt, wenn wir an der Strecke ankommen, das ist einfach cool!" Umso größer sei die Motivation, beim Saisonauftakt in der Heimat ein gutes Resultat einzufahren. Seine bisherige Melbourne-Bilanz ist mit dem sechsten Rang im vergangenen Jahr als bisher beste Platzierung eher durchwachsen.

Im Jahr zuvor war der 26-Jährige wegen Unregelmäßigkeiten bei der erlaubten Benzindurchflussmenge disqualiziert worden. Sein zweiter Platz wurde ihm aberkannt. Eine bittere Pille für Ricciardo, der die Strecke Down Under nicht nur wegen des Heimvorteils schätzt: "Ich mag Stadtkurse. Melbourne hat einen wirklich guten Fluss, gute Kurvenkombinationen, viele Links-Rechts- und Rechts-Links-Kurven." Das sonnige Wetter könne er ebenfalls kaum erwarten, denn ein Fan des europäischen Winters sei er nicht.

Daniel Ricciardo, Daniil Kwjat, Helmut Marko

Helmut Marko mit den Red-Bull-Piloten Daniil Kwjat und Daniel Ricciardo Zoom

Und Teamkollege Daniil Kwjat? Auch er freut sich auf Australien: "Ich mag Melbourne, es ist schön dort, sehr entspannt mit gutem Essen, schönen Stränden und viel Sonnenschein", schwärmt der Russe. Auf das Rennen sei er gut vorbereitet: "Wir konnten vieles verbessern und wissen, was wir in Melbourne zu tun haben, das ist das Wichtigste. Es gibt keine großen Fragezeichen mehr und das ist sehr gut." Entsprechend selbstbewusst geht Kwjat, der sich in seinem Team endlich angekommen fühlt, in die neue Formel-1-Saison.

"Die Strecke ist ziemlich außergewöhnlich, es gibt wenig Vergleichbares. Man muss sehr präzise fahren, das mag ich", sagt der Red-Bull-Pilot. Dass in Melbourne vor allem Ricciardo im Fokus der Aufmerksamkeit stehen wird, sieht Kwjat als Vorteil: "So ist das Wochenende für mich entspannter, am Mittwoch und Donnerstag habe ich viel Zeit - weil ich gerne in Australien bin, ist das gut für mich. Daniel verbringt sowieso viel mehr Zeit hier, also kann er jetzt ruhig ein bisschen leiden", scherzt er.


Fotostrecke: Die Stadtkurse der Formel 1