• 01.06.2001 10:35

  • von Fabian Hust

Offiziell: Adrian Newey wechselt zu Jaguar

Nun ist es offiziell: McLaren-Stardesigner Adrian Newey soll das Jaguar-Team zu Siegen und WM-Titeln führen

(Motorsport-Total.com) - Es war ein Gerücht gewesen, dass sich hartnäckig in der Formel 1 hielt, seit Bobby Rahal neuer Teamchef des Jaguar-Teams wurde: McLaren-Designer Adrian Newey wechselt zu Jaguar Racing. In den letzten Tagen bestätigte Jaguar Gespräche mit dem Briten und McLaren-Mercedes sah "Anzeichen" darauf, dass Newey weiterhin McLaren treu bleiben würde - Formel-1-Insider wussten schon da, wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischen kommt, wechselt Newey zu Jaguar.

Titel-Bild zur News: Adrian Newey

McLaren-Designer Adrian Newey wird zu Jaguar wechseln

Am heutigen Freitag bestätigte Jaguar nun offiziell, dass der "Aerodynamik-Guru" zu den Grünen wechseln wird. Es dürfte drei Hauptgründe für Newey gegeben haben, sein ehemaliges Team zu verlassen. Zum einen ist er ein sehr guter Freund von Bobby Rahal, zum anderen soll er pro Jahr 11 Millionen Mark Gage erhalten und zuletzt wird er bei Jaguar alle erdenklichen technischen Freiheiten erhalten. Über die Vertragsdauer schwieg man sich bei Jaguar zunächst aus, das Abkommen soll aber fünf Jahre gültig sein. Doch erst im August 2002, wenn sein alter Vertrag bei McLaren ausgelaufen ist, wird der wohl beste Konstrukteur der Formel 1 zum Team von Rahal stoßen.

"Ich bin sehr begeistert, was die Aussichten angehen, bald Adrian bei uns an Bord zu haben, was für Jaguar in der Formel 1 eine sehr aufregende Periode sein dürfte", freut sich Bobby Rahal. "Wir kennen uns schon seit vielen Jahren aus unserer Zeit zusammen bei den Indycars und unserer Freundschaft hat mit Sicherheit eine große Rolle gespielt, dass dies passiert ist."

"Designteams, die Adrian geleitet hat, haben sechs Formel-1-Autos konstruiert, die in den letzten neun Jahren die Konstrukteurs- und Fahrer-Weltmeisterschaft mit einer durchschnittlichen Siegquote von 50 % gewonnen haben. Sein Einfluss hat das letzte Jahrzehnt des Motorsports dominiert und dieses neue Kapitel mit Jaguar Racing wird Adrian die Möglichkeit geben, eine der bedeutendsten Namen im Motorsport zu einem Weltmeister in der Formel 1 zu machen und hierfür kann man niemanden besseren bekommen als Adrian."

"Für mich holt er mehr Speed aus den Autos als jeder andere Fahrer oder Motor. Die Auslegung der Aerodynamik ist für den Erfolg eines Teams wichtig und die Ankunft von Adrian bei Jaguar Racing wird dafür sorgen, dass es uns in dieser Beziehung an nichts mangeln wird", geht Rahal davon aus, dass Newey wie von ihm gewohnt ein Weltmeisterschaftsauto auf die Beine stellen wird.

Newey über den Vertragsabschluss: "Für mich war diese Entscheidung nicht einfach zu fällen. Ich habe meine vier Jahre bisher bei McLaren sehr genossen und große Befriedigung aus dem Erfolg gezogen, den wir gemeinsam hatten. Ich habe Freundschaften im Team geformt, besonders mit Ron Dennis und Martin Whitmarsh. Ich möchte auch meinen Ingenieurs-Kollegen bei McLaren und Mario Illien von Ilmor Engineering danken, ohne die der Erfolg nicht möglich gewesen wäre. Aber am Ende waren die Aussichten, wieder mit meinem engen Freund Bobby, den ich schon seit 1984 von March Racing kenne, zusammenarbeiten zu können und die Aussichten einer aufregenden Herausforderung bei Jaguar einfach verführerisch gewesen."

Das nächstjährige Auto wird Adrian Newey für McLaren-Mercedes noch konstruieren können, danach wird ihn Ron Dennis wohl vorzeitig beurlauben, damit er nicht allzu viele Geheimnisse mit zu Jaguar nehmen wird: "Bis dahin habe ich meine Arbeit zu erledigen und ich werde mich vollstens der Arbeit für McLaren widmen, in unserem Vorhaben, den Weltmeistertitel zu gewinnen."

Auch Jaguar-Rennsportdirektor Niki Lauda dürfte einen großen Anteil daran haben, dass Newey zu Jaguar kommt. Er wurde laut Bobby Rahal zu Jaguar geholt, um eine Schnittstelle zwischen Ford und der Formel 1 zu haben, die den Führungskräften erklären kann, warum es sinnvoll ist, in einen Adrian Newey Millionen zu investieren: "Für Jaguar Racing sind das großartige Neuigkeiten", so Lauda. "Wir sind natürlich erleichtert, dass wir jemanden so Großartigen verpflichten konnten. Wir haben unsere Ziele in der Formel 1 schon immer sehr ernst gesehen und diese Verpflichtung beweist in gewisser Weise, dass wir gewinnen wollen."

Über Adrian Newey
Adrian Neweys Karriere als Rennwagen-Konstrukteur begann in den achtziger Jahren beim March-Team, wo er 1981 als technischer Zeichner eingestellt wurde. Im Jahr darauf wurde ihm der Posten des Chefkonstrukteurs für den March GTP-Sportwagen anvertraut. Der GTP gewann prompt den Titel in der amerikanischen IMSA-Sportwagen-Meisterschaft in den Jahren 1983 und 1984.

1984 wurde Adrian Newey zum Chefkonstrukteur für das March-Indycar-Projekt ernannt. Die von ihm konstruierten March-Indycar-Fahrzeuge gewannen dreimal in Folge, 1985, 1986 und 1987, das 500-Meilen-Rennen von Indianapolis. Als March beschloss, 1987 in die Formel 1 zu gehen, wurde Newey Technischer Leiter dieses neuen Projektes.

Trotz eines unterlegenen Motors überraschte das neue Team mit einigen beeindruckenden Ergebnissen und belegte 1988 den fünften Platz in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Adrian Neweys guter Ruf als einer der führenden Aerodynamiker im Motorsport festigte sich, als er 1990 zum Williams-Formel-1-Team wechselte. Dort trug er zum Gewinn mehrerer Weltmeisterschaften bei.

1997 kam Adrian Newey zu McLaren-Mercedes. Unter seiner Führung als Technischer Direktor hat das Konstruktionsteam die Basis für die Erfolge des Teams geschaffen: die Weltmeistertitel in der Fahrer- und Konstrukteurswertung 1998, den Fahrer-Weltmeistertitel 1999 und die Vizemeisterschaften, zweimal in der Konstrukteurs- und einmal in der Fahrerwertung.

Newey ist der Schumacher der Konstrukteure
Der 42-Jährige gilt als der Schumacher der Konstrukteure. Was er in der Formel 1 anfasst, scheint zu Gold zu werden, wenn das Team das nötige Budget hat - so gesehen bei Williams und McLaren. Das Jaguar-Team ging den Briten bereits im letzten Jahr an und startete wohl auf Drängen von Niki Lauda einen neuen Anlauf.

Für Adrian Newey macht ein Wechsel zu Jaguar Sinn. Er bekommt dort den Gerüchten zufolge ein wesentlich höheres Gehalt und wird deutlich mehr technische Freiheiten erhalten, was sogar bis zu einem Mitspracherecht bei der Entwicklung des Motors gehen soll - eine Arbeitsumgebung, die Newey in dieser Form bei Williams vermisste, wo er Patrick Head untergeordnet war und deshalb zu McLaren wechselte, wo man Newey allerdings nicht so viele Freiheiten bietet wie das Jaguar vorhat.

Ein Mann wie Newey braucht neue Herausforderungen
Nach fünf erfolgreichen Jahren bei McLaren-Mercedes ist Adrian Newey aber regelrecht heiß darauf, eine neue Herausforderung zu suchen. Ron Dennis ist bekannt dafür, dass er sein Geld lieber in die Technik steckt als in das Personal, vielleicht hat er bei Newey aber eine Ausnahme gemacht, und ihm ein ähnliches Gehalt geboten. Möglicherweise wird der Weggang Neweys dazu führen, dass das Team ins Trudeln gerät. Einige untergeordnete Aerodynamiker hat das Team bereits an die Konkurrenz verloren und es könnte McLaren genauso ergehen wie Williams. Vielleicht würde sich Mercedes sogar zurückziehen, wenn die Erfolge ausbleiben. Einen Teufelskreis, aus dem man sich aber innerhalb von wenigen Jahren wieder erholen kann, wie das Beispiel Williams zeigt. Newey mag vielleicht ein Genie sein, aber es gibt Nachwuchsdesigner, die dem Briten vielleicht schon in ein paar Jahren den Rang ablaufen werden.

Jaguar-Rennsportdirektor Niki Lauda machte keinen Hehl daraus, dass er die "Big Names" der Formel 1 zu sich holen will, das Lockmittel Geld ist bei Ford reichlich vorhanden. Eigentlich wollte man Ex-Minardi-Konstrukteur Gustav Brunner ins Team holen, doch der Österreich ging stattdessen zu Toyota, jetzt blieb für Lauda nur noch Newey übrig, will er schnellen Erfolg, denn Michael Schumacher ist bis 2004 an Ferrari gebunden.

Ex-Formel-1-Pilot Martin Brundle ist sogar gegenüber 'BBC' der Meinung, dass ein Adrian Newey mehr wert ist als ein Michael Schumacher: "Wenn ich mein eigenes Team zusammenstellen müsste und könnte mir nur Adrian Newey oder Michael Schumacher leisten, dann würde ich mir Newey holen. Das Konzept eines Formel-1-Autos ist sehr kritisch. Ein Fahrer kann alles geben und ein Superheld sein, er kann am Ende den Unterschied aber nicht wettmachen."

Foster: "Adrian ist der Beste"
Seine Klasse bewies Newey in diesem Jahr erneut, als er vom Windkanal zwar zunächst irre geführt wurde und ein Auto mit heftigem Untersteuern auf die Beine stellte, dieses Problem aber schon im dritten Rennen komplett auskuriert war. Insider sind sich einig, dass besonders im Renntrim der McLaren dem Ferrari überlegen ist. Und glaubt man auch noch daran, dass Michael Schumacher im Qualifying eine halbe Sekunde wert ist, dann ist der Silberpfeil dem Ferrari auch im Qualifying mindestens ebenbürtig.

Trevor Foster, Managing-Direktor von Jordan, weiß ebenfalls nur Gutes über Newey zu berichten: "Er hat möglicherweise mehr Anteil am Erfolg als Michael Schumacher. Jeder glaubt zwar, dass sich in der Formel 1 alles um den Fahrer dreht. Aber Williams und McLaren haben während des letzten Jahrzehnts bewiesen, dass man eine Menge Rennen gewinnen kann, wenn man das beste Auto hat - auch ohne Schumacher. Adrian ist der Beste. So einfach ist das."