• 02.06.2003 15:21

  • von Marco Helgert

Norbert Haug: Kampfansage an Ferrari

In knapp vier Wochen soll der McLaren MP4-18 sein Renndebüt geben - Norbert Haug erwartet eine spannende WM-Saison 2003

(Motorsport-Total.com) - Kimi Räikkönen konnte gegenüber Michael Schumacher in Monaco zwei weitere Punkte gutmachen, und das mit dem Auto, mit dem David Coulthard im Vorjahr das Rennen im Fürstentum gewann, auch wenn es in diesem Jahr stark weiterentwickelt wurde. Das McLaren die Ferraris jedoch überall so unter Kontrolle haben wird, glaubt Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug indes nicht: "Die Qualitäten eines Rennautos kommen auf anderen Strecken besser raus als in Monaco", außerdem dürfe man nicht vergessen, dass Michael Schumacher "zum Schluss ja ohnehin am D-Zug dran" war.

Titel-Bild zur News: Mercedes-Motorsportdirektor Norbert Haug

Mercedes-Motorsportdirektor Norbert Haug glaubt an den Erfolg des McLaren MP4-18

Wenn mit dem neuen McLaren-Mercedes MP4-18 alles nach Plan verläuft, so müssen Kimi Räikkönen und David Coulthard nur noch in Kanada mit dem "Jahreswagen" vorlieb nehmen, denn das Team möchte "das Auto dann zum ersten Mal vor eigenem Publikum am Nürburgring einzusetzen." Norbert Haug scheint die Premiere des neuen Boliden kaum noch erwarten zu können: "Zwischen Evolution und Revolution ist ein schmaler Grat. Ich rede ungern von einer Revolution", erklärte er in einem 'Premiere'-Interview. "Es ist ein großer Schritt, optisch ein schönes Fahrzeug und unter der Verkleidung auch ein schönes Stück Technik."

Norbert Haug: "Wir haben eine spannende WM-Saison vor uns"

"Ich hoffe, dass wir mit dem Speed ungefähr so hinkommen, wie wir uns das vorstellen, dann haben wir eine spannende WM-Saison vor uns", ist sich der Schwabe sicher. "Wir haben einige Dinge neu und anders gemacht, das so genannte 'Packaging', also die Anordnung der Aggregate, nach ganz klaren Prinzipien völlig neu überdacht." Hinzu kommen weitere Verbesserungen des Schwerpunktes und Aerodynamik. "McLaren hat sich schwer ins Zeug gelegt, unsere Kollegen in Stuttgart auch, und in Brixworth wird bei Ilmor Tag und Nacht Vollgas gegeben."

Doch vor einem möglichen Renneinsatz des MP4-18 stehen noch viele Testfahrten an. "Erst muss die Zuverlässigkeit stimmen, denn wenn du nicht ins Ziel kommst, nützt dir der beste Speed nichts", erklärte Haug weiter. In dieser Woche wird in Barcelona der zweite Teil der Testfahrten des neuen Autos über die Bühne gehen, und "es werden beide Fahrer, also Kimi und David, zum Einsatz kommen."

Nach anfänglicher Skepsis über die späte Vorstellung des neuen Boliden, sind nun auch einige Experten von der Taktik McLarens überzeugt. "Wenn das alte Auto noch so gut ist, dass es in der WM führt, und das neue noch einen Fortschritt bedeutet, dann war diese Strategie absolut richtig", erklärte Niki Lauda. "McLaren-Mercedes hat das Glück, dass die Modifikationen beim alten Auto voll gegriffen haben. Man muss schon sagen, dass sie seit dem Vorjahr einen Schritt gemacht haben."

Schumacher: Kein Gegner hat ein "Überauto"

Selbst wenn Räikkönen in Kanada ausfallen und Michael Schumacher gewinnen sollte, hat man zur geplanten Premiere des neuen Autos nur sechs Punkte Rückstand, ist also in Schlagdistanz. Nach den ersten Runden von Alex Wurz in Le Castellet, ist auch Niki Lauda überzeugt, dass der MP4-18 ein gelungener Wurf ist: "Meinem Eindruck nach haben die Fahrer auch gemerkt, das alles, was man umsetzen wollte, auch in diesem Auto drin ist, das heißt die Theorie aus dem Windkanal und von den Prüfständen wird direkt auf die Straße übertragen", erklärte der Wiener.

"Das ist ein innovatives Auto, da wurden riskant neue Dinge probiert", fuhr Lauda fort. "Ich glaube, wenn ein Auto von Anfang an schnell fährt, dann ist mit den Ausbaustufen noch sehr viel möglich." Michael Schumacher muss sich also vorsehen, damit er nicht noch weiter hinter Kimi Räikkönen zurückfällt, doch der Kerpener hat keine Angst vor dem neuen McLaren: "Dass die Autos der Konkurrenz gut sind, ist klar, aber es hat keiner ein 'Überauto'. Wir sind das einzige Bridgestone-Team, das da mithalten kann, insofern glaube ich schon, dass wir ein sehr gutes Auto haben."

Ob der Ferrari F2003-GA und vor allem die Bridgestone-Reifen, dem neuen McLaren MP4-18 genügend entgegenzusetzen haben, wird frühestens auf dem Nürburgring in knapp vier Wochen ersichtlich werden. Jedoch nur dann, wenn der neue McLaren-Bolide bis dahin bereits einsatzbereit ist. Auf jeden Fall hat Michael Schumacher in dieser Saison mit mehr Gegenwind zu kämpfen, als in den vergangenen Jahren.