New Jersey: Die Gründe für das Scheitern

Grand-Prix-Chefpromoter Leo Hindery jun. exklusiv: Warum es mit dem anvisierten Termin 2013 nicht geklappt hat, 2014 aber doch noch klappen soll

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich hätte der mit Spannung erwartete Grand Prix von New York (genauer gesagt Grand Prix von Amerika in Port Imperial, wie er offiziell heißen wird) schon im Juni 2013 erstmals ausgetragen werden sollen, doch daraus wurde bekanntlich nichts. Und obwohl die Veranstaltung auch auf den ersten Kalenderentwürfen für 2014 fehlt, geht Chefpromoter Leo Hindery jun. davon aus, dass der FIA-Motorsport-Weltrat nächste Woche auch Port Imperial als Termin absegnen wird.

Titel-Bild zur News: Simulation des Paddocks des US-Grand-Prix in New York

Der offizielle Name steht fest: Grand Prix von Amerika in Port Imperial

Der Weltrat trifft sich am 27. September im kroatischen Dubrovnik und wird dort aller Voraussicht nach den von Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone vorgelegten Rennkalender gutheißen und in einem zweiten Schritt im Dezember endgültig ratifizieren. Hindery ist diesbezüglich gelassen: "Es gab Verwirrung rund um den vorläufigen Kalender, der vor ein paar Wochen aufgetaucht ist. Wir hatten aber nie damit gerechnet, auf diesem vorläufigen Kalender zu erscheinen", stellt er im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' klar.

Bis 20. September müsse eine Gebühr an den US-Motorsport-Dachverband ACCUS überwiesen werden, der die Aufnahme von Port Imperial in den Rennkalender dann formell bei der FIA beantragen muss, sodass der Weltrat offiziell darüber abstimmen kann. "Wir gehen davon aus, dass wir auf diesem Kalender dann erscheinen werden", unterstreicht Hindery. Die wesentlich teurere Veranstaltungsgebühr, die mit Ecclestone ausgehandelt wurde, muss erst "später dieses Jahr" an die FOM (Formula One Management) bezahlt werden.

Premiere 2013 aus finanziellen Gründen geplatzt

Dafür, dass das Rennen nicht wie geplant 2013 stattgefunden hat, gab es Gründe, und zwar "rein finanzielle", wie Hindery bestätigt. Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' ging es dabei jedoch entgegen medialer Spekulationen nicht primär darum, dass die Veranstaltungsgebühr nicht rechtzeitig überwiesen wurde, sondern vor allem um vertragliche Details. Denn Hindery hatte von Anfang an vor, das Projekt ohne öffentliche Gelder zu finanzieren, und musste dementsprechend seine Einnahmequellen sicherstellen.

InterMedia Partners

Leo Hindery jun. ist unter anderem Berater von US-Präsident Barack Obama Zoom

In der Urversion des Abkommens mit Ecclestone war daher zum Beispiel die Rede davon, dass der Veranstalter die Einnahmen des Paddock-Clubs, der in Port Imperial übrigens "Club America" heißen soll, und aus der Bandenwerbung selbst kassieren darf. Das wäre für Formel-1-Verhältnisse, wo diese Einnahmen normalerweise in den großen FOM-Topf fließen, höchst ungewöhnlich gewesen. Hindery möchte das unter Verweis auf ein Verschwiegenheitsabkommen mit Ecclestone nicht kommentieren, bestätigt aber zumindest: "Es waren schwierige Verhandlungen."

Die dann im Juni dieses Jahres zu einem Vertrag über 15 Jahre führten, beginnend 2014. Die Unterschrift erfolgte kurz vor dem Grand Prix von Kanada in Montreal. "Wir haben einen Vertrag mit New Jersey und ich hoffe, dass sie diesen einhalten können", wird Ecclestone von 'Sky Sports F1' zitiert. Hindery nickt zustimmend: "Bernie hat uns gesagt, dass er davon ausgeht, dass es ein Rennen in New Jersey geben wird, wenn wir die Spielregeln befolgen. Bisher haben wir alle Forderungen im entsprechenden Zeitrahmen erfüllt."

Wollte Hindery mehr vom FOM-Kuchen haben?

Die nun bestehende Vereinbarung "beinhaltet die jährliche Veranstaltungsgebühr und die Aufteilung der Einnahmen, wenn sie denn aufgeteilt werden. Der Sport hatte seine Erwartungen und ich hatte meine, denn sie haben eine Verantwortung gegenüber ihren Anteilseignern und Teams und ich habe eine Verantwortung gegenüber meinen Investoren", deutet Hindery an, dass er nicht all seine Vorstellungen durchsetzen konnte. Und er ergänzt: "Es hat länger als von mir erwartet gedauert, das zu sortieren, weil wir eben nie um öffentliche Gelder gebeten haben."

"Ich habe damals versprochen - und daran halte ich mich -, dass wir kein öffentliches Geld von den umliegenden Gemeinden oder vom Staat New Jersey in Anspruch nehmen werden. Davon werde ich nicht abrücken", fährt der 65-Jährige fort. "Wir halten es für ein Privileg, in diesen beiden Städten in New Jersey eine solche Veranstaltung durchführen zu dürfen, und meine politische und persönliche Meinung ist, dass wir den Städten etwas zahlen sollten und nicht umgekehrt. Andere gehen anders an Profisport heran, aber ich nicht."

"Das hat es inmitten der anhaltenden Finanzkrise allerdings viel schwieriger gemacht, als ich es erwartet hatte, die Kapitalisierung voranzutreiben. Wir wussten ungefähr im Herbst 2012, dass wir das nicht rechtzeitig schaffen würden. Ich brauchte ein weiteres Jahr - nicht um die finanzielle Konfiguration oder die Präsentation der Strecke zu verändern, sondern um die permanente Kapitalstruktur aufzustellen", sagt Hindery, der das Formel-1-Projekt als größte Herausforderung seines Lebens bezeichnet.

Kein beeinträchtigtes Verhältnis zu Ecclestone & Co.

Von der Formel 1 im Stich gelassen fühlt er sich übrigens nicht, und er sucht auch nicht nach Ausreden, warum es mit der Grand-Prix-Premiere nicht schon 2013 geklappt hat: "Es war mein Fehler, niemandes sonst. Die Verantwortlichen im Sport haben mich unterstützt. Wenn ich von jemandem im Stich gelassen wurde, dann von mir selbst. Die Herausforderung, die ich unterschätzt habe - und das war ausschließlich mein eigener Fehler und niemandes sonst -, ist, dass wir das einzige Formel-1-Rennen ohne Regierungsunterstützung sind."

David Coulthard

So atemberaubend soll der Hintergrund in Port Imperial 2014 daherkommen Zoom

Nicht einmal als im Herbst 2012 klar war, dass der anvisierte Termin im Juni 2013 nicht mehr zu halten sein würde, dachte Hindery darüber nach, bei der Politik anzuklopfen und um Subventionen zu bitten. Selbst Polizei, Rettung und Feuerwehr will er für ihre Einsätze im Rahmen des Formel-1-Wochenendes bezahlen. Aber: "Ohne diese Unterstützung müssen wir das Projekt als Business betrachten und umsetzen. Das war schwierig", erklärt er. "Aber wenn wir es nicht geschafft hätten, hätten wir nicht vor Montreal diese schriftliche Vereinbarung unterzeichnet."

Zwölf Vollzeit-Angestellte arbeiten derzeit im Management des Amerika-Grand-Prix in Port Imperial, dazu hunderte externe Arbeiter, die mit der Errichtung der permanenten Strecken-Infrastruktur beschäftigt sind. Diese Arbeiten sind aber auf einem guten Weg beziehungsweise teilweise schon fast abgeschlossen - einziger Stolperstein für 2014 sind also der Rennkalender und die dann fällige Veranstaltungsgebühr. An den Plänen für die Rennstrecke an sich hat sich seit dem vergangenen Jahr nichts Gravierendes mehr verändert.

Vor einem Jahr zu optimistisch gewesen?

Damals, im Juni 2012, hatte Hindery die Herausforderung eines Formel-1-Rennens im Großraum New York gegenüber 'Motorsport-Total.com' noch folgendermaßen eingeschätzt: "Für die Formel 1 als solche Interesse zu generieren, ist schon nicht schwierig, aber wenn du sie dann in New York stattfinden lässt, wird es ehrlich gesagt ganz einfach." Ein Satz, den er im Nachhinein nicht mehr so sagen würde? "Doch", entgegnet er gut ein Jahr später am Telefon, denn: "Das Interesse am Rennen, die außergewöhnliche geografische Lage, das hat sich alles nicht geändert."

"Das Beste, was unserem Grand Prix passieren kann, ist, wenn Austin und Mexiko erfolgreich werden und Sao Paulo und Montreal erfolgreich bleiben." Leo Hindery jun.

Hinzu kommt, dass mit Alexander Rossi (GP2) und Conor Daly (GP3) zwei US-Amerikaner zumindest im erweiterten Dunstkreis der Formel 1 unterwegs sind und 2014 theoretisch als Publikumsmagneten an den Start gehen könnten - auch wenn das derzeit eher unrealistisch erscheint. Wesentlich wahrscheinlicher hingegen, dass der kommerzielle Erfolg des Grand Prix der USA in Austin (Texas) auf Port Imperial abfärben wird. Generell hofft man in New Jersey, dass sich die Formel 1 noch stärker in Richtung Amerika orientiert.

"Das Beste, was unserem Grand Prix passieren kann, ist, wenn Austin und Mexiko erfolgreich werden und Sao Paulo und Montreal erfolgreich bleiben", hofft Hindery. "Amerika ist wesentlich größer als Europa. Wir versuchen, die Menschen hier davon zu überzeugen, die Formel 1 zu mögen, auch wenn sie sie noch nicht so gut kennen. Als ich die tollen Zahlen von Austin gesehen habe, war das sehr aufregend, denn bis dahin gab es noch keinen Beweis dafür, dass die Formel 1 in den USA erfolgreich sein kann, aber jetzt schon. Wir könnten gar nicht glücklicher darüber sein."

Folgen Sie uns!

F1-Tests: Zeiten, Termine, Statistiken

Exklusives Formel-1-Testcenter

Im F1-Testcenter finden Sie Zeiten, Termine und unzählige Statistiken zu den Testfahrten in der Formel 1!

Formel-1-Newsletter

Abonnieren Sie jetzt den kostenlosen täglichen und/oder wöchentlichen Formel-1-Newsletter von Motorsport-Total.com!