Neuer Wind bei Mercedes: Weitere Veränderungen?

Ross Brawn und Toto Wolff blicken auf eine von personellen Veränderungen geprägte Mercedes-Historie zurück - Wolff schließt weitere Umbesetzungen nicht aus

(Motorsport-Total.com) - Mit seinem eigenen Team Brawn, das im Winter 2008/2009 aus dem vormaligen Honda-Team hervorging, drückte Ross Brawn der Formel-1-Saison 2009 gemeinsam mit seinen beiden Piloten Jenson Button und Rubens Barrichello den Stempel auf. Unterm Strich standen acht Siege aus 17 Rennen, der Fahrertitel für Button, Gesamtrang drei für Barrichello und der Konstrukteurstitel zu Buche.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn, Toto Wolff

Ross Brawn und Toto Wolff haben im Mercedes-Team derzeit das Sagen Zoom

Nur ein Jahr nachdem Brawn das Team von Honda übernommen hatte, stieg Mercedes als neuer Besitzer ein. Seither tritt der Rennstall unter dem Namen Mercedes auf und geht nach drei Jahren mit Michael Schumacher und Nico Rosberg nun mit der Kombination Lewis Hamilton und Rosberg ins vierte Jahr unter dem Sternenbanner. Ross Brawn ist nach wie vor Teamchef, doch im Gesamtgefüge des Teams hat sich einiges getan.

"In der ersten Phase der Saison 2010 merkten wir sehr schnell, dass wir das Team verstärken müssen. Technikchef Bob Bell war der erste, der hinzustieß", erinnert sich Brawn und geht hält mit Blick auf die im Herbst 2011 bekanntgegebenen Verpflichtungen von Ex-Ferrari-Technikchef Aldo Costa und Ex-HRT-Technikchef Geoff Willis fest: "Veränderungen bringen gleichzeitig neue Möglichkeiten mit sich. Gemeinsam mit Bob entwickelten wir eine Strategie, die vom Aufsichtsrat abgenommen wurde. Im Bereich des Windkanals haben wir uns zudem durch Mike Elliott von Lotus verstärkt."

Optimismus bei Brawn

Im Zuge der personellen Veränderungen befasste man sich laut Brawn "früh mit der Frage nach der Entwicklungsrichtung für die Saison 2014, denn dann erwartet uns sowohl in Bezug auf den Motor als auch in Bezug auf das Chassis ein weitreichender Einschnitt. Geoff beschäftigt sich bereits mit dem Projekt für 2014 und es sieht sehr vielversprechend aus." Bevor es soweit ist und der neue V6-Motor aus Brixworth im Rennen eingesetzt wird, muss sich das in Brackley beheimatete Team aber zunächst in der Saison 2013 beweisen.

Brawn ist optimistisch, dass dies gelingen kann. "All diese Veränderungen brauchen natürlich Zeit, um Früchte zu tragen", sagt er und hält fest: "Das diesjährige Auto ist das erste, das unter der Leitung von Aldo Costa entstand. Ich bin von der Entwicklung der Dinge sehr angetan und glaube, dass wir ein sehr starkes Team auf die Beine gestellt haben."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Australien, Pre-Events


Neben den Neuverpflichtungen in der Entwicklungsabteilung wurde im Mercedes-Team auch auf geschäftlicher Ebene aufgestockt. So wurde der dreimalige Formel-1-Weltmeister Niki Lauda im vergangenen Jahr als Vorsitzender des Aufsichtsrats verpflichtet. Im Winter stieß zudem Toto Wolff von Williams hinzu und trat die Nachfolge von Norbert Haug als Mercedes-Motorsportchef an.

Wolff schließt weitere Veränderungen nicht aus

In der Funktion als Mercedes-Motorsportchef sieht Wolff aber den kleineren Teil seiner Aufgabe. "Die andere - und das ist meine Hauptaufgabe - ist eine operative Funktion innerhalb des Teams gemeinsam mit Ross", so der Österreicher, der nicht ausschließt, in Zukunft weitere personelle Veränderungen vorzunehmen.

"Mein ganzes Leben drehte sich im Grunde darum, Unternehmen neu zu strukturieren", sagt Wolff und betont in diesem Zusammenhang das Entgegenkommen von Teamchef Brawn: "Ross zeigte sich sehr hilfsbereit. Wir pflegen ein offenes Verhältnis. Es ist sehr interessant für mich zu sehen, wie dieses Team arbeitet."

Im Hinblick auf die bunte Historie des heutigen Mercedes-Rennstalls, dessen Spuren bis zur Gründung des Tyrrell-Teams Anfang der 1970er-Jahre zurückreichen, hält Wolff fest: "Das Team hat viele verschiedene Besitzer gesehen. Es war British American Racing, dann Honda. Dann war es das Team von Ross, das im ersten Jahr die Weltmeisterschaft gewonnen hat. Anschließend stieg Mercedes ein und jetzt liegt es an uns, den Ansprüchen gerecht zu werden."