• 08.11.2008 10:17

  • von Stefan Ziegler

Nelson und der rege Funkverkehr in Brasilien

Ein Schauer kurz vor dem Rennstart: Damit war nicht nur für Action auf der Piste sondern auch für reichlich Stress bei den Teams gesorgt

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich hatte man in Interlagos Regen durchaus erwartet und die Niederschläge kamen schließlich auch. Wie beim großen Regenchaos am Nürburgring 2007 schüttete es urplötzlich wie aus Kübeln - und das nur wenige Minuten vor dem Start. Für die Teams brachte das einen gehörigen Adrenalinschub mit sich, musste doch die Reifenwahl noch einmal komplett überdacht werden. Und genau so schnell, wie der Regen gekommen war, hellte sich der Himmel wieder auf. Freie Fahrt für die Formel 1...

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg und das Williams-Team sorgten für Chaos in Kurve eins

"Da ging eine Menge Funkverkehr über den Äther", erinnerte sich Williams-Chefingenieur Rod Nelson im Podcast des Teams an den aufregenden Start in Brasilien. "Die Regeln sagen, dass die Reifen bei der Drei-Minuten-Marke aufgezogen sein müssen. Danach kann man die Reifen nicht mehr wechseln. Wir haben auf unseren Regenradar geschaut und hatten diese Niederschläge eigentlich erwartet", erläuterte der Brite die besonderen Umstände dieser Szene.#w1#

"Die FIA hat den Start dann schließlich um zehn Minuten verschoben, wodurch wir auf Regenreifen umrüsten konnten", berichtete Nelson. "Man muss sich da immer die Frage stellen, wie viel Risiko man eingehen will. Wenn man allerdings so weit hinten auf der Startaufstellung zu finden ist, dann nimmt man schon einmal ein höheres Risiko in Kauf. Ich habe mich mit einigen anderen Ingenieuren darüber unterhalten, ob wir Nico auf Trockenreifen losschicken sollten."

"Kubica (Robert Kubica; Anm. d. Red.) hat es gemacht, musste dann aber doch auf Regenreifen wechseln. Aber da hatten wir echt viel Stress: Wir mussten Prognosen anstellen, wie heftig der Regen sein und wie lange er anhalten würde. Wir haben in dieser Situation aber die richtige Entscheidung getroffen und beide Fahrer auf Intermediates ins Rennen geschickt", sagte Nelson. Das war auch die richtige Entscheidung, wie sich schnell herausstellen sollte.

Nur wenige Meter nach dem Start waren prompt die beiden Williams-Piloten im Zentrum der Aufmerksamkeit: "Es gab diesen Zwischenfall in Kurve zwei", so Nelson weiter. "Nico hat Coulthard leicht berührt, der drehte sich und riss Kazuki (Kazuki Nakajima; Anm. d. Red.) mit ins Aus. Für das Team war das natürlich nicht gerade ein tolles Ergebnis." Während Rosberg sein Rennen ohne Beeinträchtigung fortsetzen konnte, wurde Nakajima weit zurückgereicht.

Auch wenn das Williams-Team nach einer bescheidenen Qualifikation und einem wenig schmeichelhaften Rennergebnis ohne WM-Punkte aus Interlagos abreisen musste, zog man beim britischen Traditionsrennstall ein positives Fazit vom WM-Finale. "Brasilien ist ein fantastischer Ort, um die Formel-1-Saison zu beenden. Speziell natürlich, wenn ein brasilianischer Fahrer noch Chancen auf den Titel hat."

"Die brasilianischen Fans schätzen den Motorsport wirklich sehr und fangen schon morgens um sieben an, ihre Trommeln zu schlagen", sagte Nelson abschließend. Die Zuschauer jubelten und litten allerdings hauptsächlich mit Felipe Massa, dem tragischen Helden des letzten Rennwochenendes der Saison. "Mit dem Ergebnis waren sie sicherlich nicht sonderlich zufrieden. Ich glaube aber schon, dass ihnen die ersten siebzigeinhalb Runden gefallen haben..."