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  • 08.11.2008 09:48

  • von Stefan Ziegler

Hill: "Hamilton ist ein Jahrhundert-Ereignis"

Der ehemalige Formel-1-Weltmeister Damon Hill bewundert die Leistung von Landsmann Lewis Hamilton und lobt seinen Fahrinstinkt

(Motorsport-Total.com) - Über zehn Jahr lang trug Damon Hill die Bürde, der bis dato letzte britische Weltmeister in der Formel 1 zu sein. Nach seinem Triumph im Jahr 1996 gab es zwar einige vielversprechende Kandidaten auf seine Nachfolge, doch erst Lewis Hamilton konnte 2008 einen weiteren WM-Titel für die Insel erringen. Hill ist froh und stolz zugleich, dass Hamilton den Formel-1-Thron erklommen und wieder einen Erfolg für den britischen Motorsport verbuchen konnte - und sieht sein Fahren in einem guten Licht.

Titel-Bild zur News: Damon Hill

Damon Hill sieht in Lewis Hamilton ein Jahrhunderttalent mit Ecken und Kanten

Kannte das Medieninteresse vor der Triumphfahrt in Interlagos schon kaum Grenzen, so wird die Popularität des McLaren-Mercedes-Piloten jetzt noch zunehmen, ist sich Hill sicher: "Erst gratulierte der Premierminister, dann die Queen, die Medien stehen Schlange. Lewis wird sich jetzt etwas zurückziehen, und je mehr er das tut, desto mehr wird über ihn geredet und geschrieben, ganz klar. Das ist ein normaler Prozess", so der Weltmeister von 1996.#w1#

Massa als starker Finalgegner

"Hamilton ist jetzt ein Jahrhundert-Ereignis", hielt Hill gegenüber der 'Abendzeitung' fest. "Sein Erfolg wird England, dem Mutterland des Motorsports, einen ordentlichen Schub geben. Und den brauchen wir auch." Dabei will der Sohn von Rennlegende Graham Hill den WM-Titel nicht dadurch geschmälert wissen, dass der Gegner im Endspurt 'nur' Felipe Massa hieß. "Im Gegenteil", wie Hill konterte. "Es gibt vier bis fünf Top-Piloten."

"Massa hat 2008 sechs Rennen gewonnen, eines mehr als Lewis. Mehr als jeder andere Fahrer. Er war stärker als Vorjahresweltmeister Kimi Räikkönen im gleichen Auto. Massa war ein absolut würdiger Gegner. Es wertet Lewis' Leistung auf, gegen Felipe gewonnen zu haben", meinte der ehemalige Rennfahrer und aktuelle Präsident des britischen Rennfahrerklubs BRDC. Dabei hat das Finale in Brasilien eigentlich ein anderes Bild gezeichnet.

Während Massa an der Spitze des Feldes eine herausragende Wochenend-Darbietung ablieferte, fuhr Hamilton mit Ach und Krach die nötigen Punkte ein, um Weltmeister zu werden. "Es muss schwer für ihn gewesen sein, im Finale unter seinen Möglichkeiten zu agieren. Der Instinkt eines Rennfahrers befiehlt permanent: angreifen, angreifen! Und dieser Instinkt ist bei Lewis besonders stark ausgeprägt", erläuterte Hill.

Hamilton wie Mansell - unerschütterlich

Dass dieser Rennfahrerinstinkt Hamilton gelegentlich zu beinharten Aktionen verleitet, ist laut Hill so schlimm nicht: "Seien wir ehrlich, solche Sachen haben Ausnahmefahrer wie Ayrton Senna oder Michael Schumacher auch fertig gebracht. Wissen Sie noch, wie Senna mit einer Minute Vorsprung - also völlig unnötig - in Monaco in die Leitplanken crashte?" Damals warf der brasilianische Weltmeister einen sicher geglaubten Sieg noch weg.

"Wenn man soviel Talent, Fahrzeugbeherrschung und Selbstbewusstsein hat wie Lewis, muss es schwer sein, damit hauszuhalten. Lewis kann es ja nicht verleugnen. Es ist eine Waffe, die man richtig einsetzen muss", versuchte Hill eine Erklärung für Hamiltons aggressives Verhalten auf der Rennstrecke zu finden, mit dem der junge Brite nicht nur auf Gegenliebe stößt: "Ja, er ist ein Provokateur", meinte Hill.

"Der Grat zwischen Selbstbewusstsein und Arroganz ist nun mal sehr schmal. Ich finde Lewis aber nicht arrogant - dafür ist er zu ehrlich und zu intelligent. Aber jeder passt in seine Zeit und hat seine ganz eigenen Qualitäten", so Hill abschließend. "Wie bei Mansell (Nigel Mansell; Anm. d. Red.) ist Lewis' Glaube an sich selbst unerschütterlich. Mansell war dazu ein irrer Kämpfer, den die Leute auch für seine vielfach tragischen Niederlagen liebten. Das war bei mir anders."