• 22.05.2014 15:11

  • von Dieter Rencken, Markus Lüttgens & Sven Haidinger

Nach "Trompeten-Test": Sounddebatte kommt nicht zur Ruhe

Die Debatte über den Sound der Formel 1 geht auch nach dem krachend gescheiterten "Trompeten-Experiment" von Mercedes weiter

(Motorsport-Total.com) - Während in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens daran gearbeitet wird, Lärm zu reduzieren, geht die Formel 1 derzeit den umgekehrten Weg. Nachdem sich viele Fans, Renn-Organisatoren und nicht zuletzt Formel-1-Boss Bernie Ecclestone persönlich über den Flüstersound der neuen Turbo-Aggregate beschwert hatten, sucht die Formel 1 nach Lösungen, um den Antrieben wieder mehr Stimmkraft zu verleihen.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Der "Trompeten-Auspuff" von Mercedes sorgte nicht für mehr Lärm Zoom

So testete Nico Rosberg in der vergangenen Woche in Barcelona an seinem Mercedes eine Art Verstärker am Auspuffendrohr, der viele an eine Trompete erinnerte und vor allen in den sozialen Netzwerken für kübelweise Spott sorgte. Und auch Sebastian Vettel konnte sich beim Anblick des Mercedes-Auspuffs ein Grinsen nicht verkneifen. "Ich habe nur ein Bild davon gesehen. Es erinnerte mich an ein Grammophon, nicht besonders hübsch."

Schlimmer noch: Der Trompeten-Auspuff war nicht nur ästhetisch fragwürdig, sondern auch was den Sound betrifft ein glatter Satz mit X. "Unsere Ohren sind ein recht gutes Messgerät, um die Unterschiede beim Sound zu beurteilen. Wir haben keinen großen Unterschied bemerkt", gibt Mercedes-Motorenchef Andy Cowell gegenüber 'Sky Sports F1' zu. "Die FIA war mit Experten vor Ort und hat Messungen vorgenommen. Diese Messungen haben das bestätigt."

Mercedes und FIA arbeiten an weiteren Lösungen

Mercedes hatte den Test im Auftrag des Automobil-Weltverbands FIA durchgeführt und wartet nun auf die Rückmeldungen aus Paris. "Die FIA wird sich diese Messungen jetzt noch einmal im Detail anschauen und dann Vorschläge machen, was wir als Nächstes machen sollen", so Cowell. Der Motoren-Mann erklärt, dass Mercedes weiter an diesem Thema arbeiten wird, auch wenn noch unklar ist, in welche Richtung die Entwicklung gehen wird. Auch weitere optisch fragwürdige Kreationen kann Cowell nicht ausschließen. "Manchmal sieht es albern aus, manchmal cool."

Fest steht jedoch, dass in der Sound-Debatte noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Auch wenn FIA-Präsident Jean Todt der Meinung ist, dass man es wahrscheinlich nie allen Recht machen wird. "Es ist eine Geschmacksfrage. Ich persönlich habe kein Problem mit dem Sound, aber wenn viele Leute sagen, dass sie es gerne lauter hätten, muss man das berücksichtigen", wird der Franzose von 'Autosport' zitiert.

So sieht es auch McLaren-Pilot Jenson Button. "Wenn man es lauter macht, werden sich die Leute über irgendetwas anderes beschweren. Es gibt immer negative Kritik. Es ist aber schön, dass es Veränderungen gibt und der Sport auf die Fans hört", meint der Brite, der allerdings gerade an diesem Wochenende beim Großen Preis von Monaco den leiseren Motoren auch etwas Positives abgewinnen kann.

Hören die Klagen bald auf?

"Hier erwarte ich keine Beschwerden über den Sound, es wird sich gut anhören, denn durch die Art der Strecke wird viel reflektiert. Die Leute kommen wegen des Grand Prix hierher, wollen Spaß haben und können nun miteinander reden", sagt Button.

Nachdem keine schnelle Lösung in der Sound-Debatte in Sicht ist, stellt sich die Frage, wie lange dieses Thema in der schnelllebigen Formel 1 noch auf der Tagesordnung stehen wird. Nach Ansicht von Todt nicht mehr lange. "Glauben sie mir, in ein paar Monaten wird niemand mehr über den Lärm sprechen. Dann werden wir etwas anderes gefunden haben", meint der FIA-Präsident.

"Glauben sie mir, in ein paar Monaten wird niemand mehr über den Lärm sprechen." Jean Todt

Ähnlich sieht es auch TV-Experte Martin Brundle. "Das wird laufen wie bei den hässlichen Fahrzeugnasen. Zu Beginn gab es viel Aufregung, und nach einer Weile sprach kein Mensch mehr davon", wird der Brite von 'Speedweek' zitiert. "Viel wichtiger ist es, dass wir interessante Rennen haben. Wer sprach am Abend des tollen Bahrain-Grand-Prix beispielsweise vom Motorenlärm? Keiner."