Vorerst keine Lösung in der Sound-Debatte
Was blieb, war jede Menge Spott im Internet: Der erste Versuch, die Formel 1 wieder lauter zu machen, wurde zum Reinfall
(Motorsport-Total.com/SID) - Die Twitter-Gemeinde hatte ihre helle Freude, und an Louis Armstrong führte natürlich kein Weg vorbei. Zu sehr ähnelte dieser neue Auspuff am Heck von Nico Rosbergs Mercedes einem riesigen Blasinstrument, zu verlockend waren die Möglichkeiten. Also ließ man den wohl größten Jazztrompeter der Geschichte kräftig in das Endrohr des Silberpfeils pusten, eine gelungene Fotomontage war das - und nur einer von zahlreichen hämischen Kommentaren in den sozialen Netzwerken.
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Mercedes hat in Barcelona seine "Megafon"-Lösung ausprobiert - erfolglos Zoom
Spott und Ernüchterung, viel mehr blieb damit vorerst nicht vom ersten Versuch, den neuerdings so zahmen Sound der Formel 1 wieder aufzudrehen. Bei den offiziellen Testfahrten in Barcelona hatte Rosberg am Mittwoch die Ehre der Jungfernfahrt mit dem neuen Auspuff, doch nach nur 13 Runden hatte sich das Thema erledigt. "Leider war das keine tolle Lösung, der Motor war dadurch nicht wirklich lauter", so Rosberg: "Es lief auf das Gleiche hinaus."
Die Erfindung verschwand also wieder in der Garage, der von Mercedes recht groß angekündigte Test war ein Reinfall. Dabei hatten die Ingenieure zuvor durchaus Erwartungen geweckt. Der Auspuff werde nicht nur die Lautstärke in die Höhe schrauben, sondern gleich auch die Farbe des Klanges verändern, hieß es. Mit der Häme muss nun vor allem Mercedes leben, beteiligt an der Entwicklung waren jedoch auch die anderen Motorenhersteller Renault und Ferrari.
Gewisse Zweifel an diesem Weg, die Formel-1-Motoren künstlich lauter zu machen, gab es allerdings schon zuvor. Denn ganz abgesehen von der Lautstärke können die neuen Hybrid-Turbomotoren mit sechs Zylindern das charakteristische, aggressive Kreischen der alten V8-Saugmotoren einfach nicht leisten. Dieses Grundproblem könnte auch die größte Trompete der Welt nicht lösen.
Die Fans müssen sich also vorerst an den neuen Klang gewöhnen, der tatsächlich gerade bei den TV-Zuschauern nicht besonders gut ankommt. Mehr als ein Drittel der sportinteressierten Deutschen findet, dass die Formel 1 durch die leiseren Motoren an Attraktivität verloren hat. Das ergab in diesen Tagen eine repräsentative Umfrage des 'SID' durch das Nürnberger Marktforschungsinstituts Puls.
Die Formel 1 muss also erst mal mit einem weiteren Makel leben. Zu Saisonbeginn hatten die neuen Fronten einiger Boliden bereits für viel Kritik gesorgt, Nasenaffen und Staubsauger, so hieß es, hätten Modell gestanden. Immerhin eine Erkenntnis lieferten in diesem Zusammenhang die Trompeten-Tests von Barcelona, nachzulesen ist auch diese bei Twitter: "Klasse", schreibt dort ein User, "die Autos können von hinten also genau so hässlich aussehen wie von vorne."