Nach Tracklimits-Farce: 2024 "wird es ein Kiesbett geben"
Die Verantwortlichen reagieren auf das Chaos beim Grand Prix von Österreich 2023, indem offenbar die lang geforderten Kiesbetten reaktiviert werden
(Motorsport-Total.com) - Tracklimits werden beim Grand Prix von Österreich in Spielberg 2024 eher kein Thema mehr sein. Denn laut Informationen von 'auto motor und sport' hat die FIA eine Lösung für die neuralgischen Kurven 9 und 10 auf dem Red-Bull-Ring veranlasst. Die Fachpublikation schreibt wörtlich: "Im nächsten Jahr wird es an der Außenseite ein Kiesbett geben. Das beendet alle Diskussionen."
© Motorsport Images
Die asphaltierte Auslaufzone T9/10 am Red-Bull-Ring soll bis 2024 verschwinden Zoom
Eine Lösung, die sich viele gewünscht haben und die Helmut Marko bereits am vergangenen Wochenende in Aussicht gestellt hatte. Red Bull werde nötigenfalls auch in einen Umbau investieren, um das Thema Tracklimits für 2024 zu lösen, sagte er im österreichischen Fernsehen.
Offizielle Bestätigung für die Entscheidung, Kurve 9 und 10 mit Kiesbetten auszustatten, gibt es aber noch keine. Seitens des Red-Bull-Rings heißt es nur: "Wir sind im konstruktiven Austausch mit der FIA." Und die FIA teilt mit, es gebe derzeit "kein Update", aber man spreche "regelmäßig" mit den Streckenbetreibern in Österreich.
Hinter den Kulissen soll nach der Farce vom vergangenen Wochenende rasch das Gespräch zwischen Formel 1 und MotoGP gesucht worden sein. Bislang hatte es stets geheißen, Kiesbetten seien nicht möglich, weil die MotoGP diese aus Sicherheitsgründen nicht wolle. Ein Irrglaube. Die MotoGP wünscht sich sogar ausdrücklich Kiesbetten in den Kurven 9 und 10, hört man.
Aus Sicht von Max Verstappen ist es dringend "notwendig", dass in Spielberg etwas unternommen wird, denn: "Es kann nicht sein, dass wir jedes Jahr das gleiche Thema haben. Es wurde das ganze Wochenende nur über Tracklimits gesprochen."
Fahrer einig: Es muss sich was ändern - schnell!
Carlos Sainz nickt: "Die Lösungen liegen ja auf dem Tisch. Aber aus irgendeinem Grund verschieben wir sie immer wieder, anstatt sie umzusetzen. Das ist so, als würde der Wecker losgehen, und statt ihn abzustellen drückt man immer wieder den Snooze-Button."
"Von mir aus können wir die Regel auch so lassen, wie sie ist. Aber dann brauchen wir eine Messung, die mir als Fahrer sofort sagt, ob ich die Kurve korrekt gefahren bin oder nicht. Damit ich als Fahrer richtig reagieren kann", sagt er.
Denn: "Nehmen wir Q2. Ich bin meine Runde gefahren, wusste aber nicht, ob die Tracklimits gepasst haben. Also musste ich zur Sicherheit nochmal raus, weil ich ja nicht wusste, ob mir die Zeit gestrichen wird oder nicht. Danach hieß es dann, dass die Runde eh okay war. Das hat mich einen Reifensatz gekostet und mein Rennwochenende beeinflusst."
Das ist der springende Punkt, an dem sich viele stören: Dass Rennleiter Niels Wittich eine harte Linie fährt, wenn es um die Tracklimits geht, verstehen alle. Das Wischiwaschi von früher, als es in einer Kurve so und in einer Kurve so gehandhabt wurde, will keiner zurück.
Rennleitung war in Österreich überlastet
Aber die angeblich 1.200 zu prüfenden Vorfälle in Österreich haben die Rennleitung so überlastet, dass den Fahrern und Teams nicht mehr zeitnah Feedback gegeben werden konnte. Nico Hülkenberg zum Beispiel wurde auf dem Monitor erst angezeigt, da war er bereits aus dem Rennen ausgeschieden.
"Das war ein Teil des Problems", erklärt Hülkenberg. "Es ist einfach so häufig passiert, dass die Rennleitung nicht mehr mithalten konnte, um schnell und live zu sein. Es ist zu häufig passiert von zu vielen Leuten. Wir brauchen eine einfache Lösung."
Haas-Teamchef Günther Steiner bringt's auf den Punkt: "Wenn wir eine Regel nicht ordentlich überwachen können, dann ist das nicht gut. Wir müssen sicherstellen, dass wir die Regeln, die wir haben, auch überwachen können."
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Mike Krack von Aston Martin widerspricht: "Die Fahrer müssen auf der Strecke bleiben. Tun sie das nicht, gibt's eine Strafe. Ist doch ganz einfach. Zehn Fahrer haben es geschafft, sich dran zu halten. Wir haben unsere Fahrer dran erinnert, dass sie vergangenes Jahr Strafen kassiert hatten. Ihnen haben die Ohren geblutet, weil wir ihnen das so oft gesagt haben! Aber sie blieben auf der Strecke. Es ist also möglich."
Hätte es auch andere Möglichkeiten gegeben?
Wenn es 2024 wirklich Kiesbetten gibt, sind alle weiteren Diskussionen sowieso überflüssig. Wer dann noch neben die Strecke fährt, bezahlt das mit Rundenzeit. Dabei wären kurzfristig auch andere Lösungen möglich gewesen. Etwa ein breiteres Nachmalen der weißen Linie, damit die Fahrer diese besser sehen können - so, wie das schon in Barcelona gemacht wurde.
Verstappen berichtet, er habe "mit Niels (Wittich; Anm. d. Red.) gesprochen. Sie wollten die weiße Linie breiter anstreichen, konnten aber nicht, wegen des Regens. Das war Pech mit dem Wetter. Das hätte geholfen." Und: "Sie wollen an der weißen Linie festhalten, was auch okay ist. Aber auf manchen Strecken brauchen wir eine bessere Lösung, wenn man abgetragen wird."
Eine davon hätte auch sein können, statt der weißen Linie den Randstein als Streckenbegrenzung zu definieren. Hülkenberg: "Da setzen wir auf und beschädigen das Auto. Das wäre eine natürliche Grenze, und dann würden wir das nicht mehr ausnutzen, weil es langsamer wäre und das Auto beschädigen würde. Das könnte eine einfache Lösung für Österreich sein."
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