• 06.06.2014 00:38

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Musterschüler Gutierrez: Motivieren und Fehler eingestehen

Der Sauber-Pilot will sich als Führungspersönlichkeit beweisen und das Team nach vielen Enttäuschungen bei der Stange halten: "Sonst wird alles zum Schneeball"

(Motorsport-Total.com) - Esteban Gutierrez ist der drittjüngste Pilot des Starterfeldes, trotzdem steht der Mexikaner in sportlichen Krisenzeiten bei Sauber voll in der Verantwortung. Der 22-Jährige ist sich der Tatsache bewusst und kennt die Herausforderung, ein Team aus dem Hinterfeld nach vorne zu führen: "Wenn man ein Rennen auf dem Podium beendet, dann gibt einem das ein gutes Gefühl. Wenn man schon so anfängt, wie man es überhaupt nicht erwartet hatte, dann fällt es schwer, auf dem Gas zu bleiben", erklärt er.

Titel-Bild zur News: Esteban Gutierrez

Patzer wie in Monaco sollen Gutierrez auf keinen Fall zum zweiten Mal unterlaufen Zoom

Schließlich muss nicht nur der Fahrer im Cockpit die Motivation wahren, sondern die gesamte Truppe, vom Mechaniker bis zum Chefingenieur. "Persönlich ist man vielleicht optimistisch, aber die Leute um einen herum sind enttäuscht", weiß Gutierrez über ausbleibende Resultate zu berichten. Er will mit gutem Beispiel vorangehen. "Als Führungspersönlichkeit muss man alle im Team motivieren, ihnen Vertrauen schenken und sie zum Weitermachen motivieren. In so einer Situation muss man zusammenstehen."

Dabei ist es durchaus von Vorteil, dass sich in der komplexen Formel 1 der Gegenwart kaum ein Alleinschuldiger für eine Misere auszumachen lässt: "Es ist so viel Technik im Auto, dass sich kaum feststellen lässt, ob es der Fahrer, der Motor oder das Getriebe ist", schildert Gutierrez. Anders vor zwei Wochen in Monaco, als er mit einem krassen Fahrfehler höchstpersönlich die ersten WM-Zähler des Jahres in die Leitplanke knallte. Der Youngster nimmt die Schuld vorbildhaft aus sich.


Fotos: Großer Preis von Kanada, Pre-Events


Er erinnert sich: "Ich wusste, dass starke Leute hinter mir sind, aber alles lief perfekt. Dann bin ich zu weit herausgekommen und es wurde einer der schmerzlichsten Patzer meiner Karriere", räumt der Ex-GP2-Pilot ein. Er spricht von einer verpassten Chance, die Sauber zu allem Überfluss in der Konstrukteurswertung hinter Marussia befördert hat. Trotzdem nimmt Gutierrez Positives mit: "Wir waren im Rennen besser als erwartet. Ich war in der Lage, an den Williams dranzubleiben, das kam überraschend."

Jetzt gilt seine Hoffnung den Updates von Antriebspartner Ferrari, die auf der Powerstrecke Montreal entscheidende Wirkung haben sollen: "Der Wagen verbessert sich in Sachen Fahrbarkeit Schritt für Schritt." Als Pilot steht für ihn persönliche Entwicklung im Vordergrund, nachdem in seiner Debütsaison das Sammeln von Erfahrung alleiniges Thema war. "Sobald man der Produktive ist und besseres Feedback gibt, kann man die Trendwende herbeiführen", so Gutierrez, der sich nicht in einen Negativstrudel ziehen lassen will: "Dann wir alles zum Schneeball. Den muss man stoppen. Mit mehr Erfahrung wird man effizienter."