• 29.05.2007 11:14

  • von Fabian Hust

Muss McLaren-Mercedes wirklich zittern?

Noch in dieser Woche soll die Entscheidung bekannt gegeben werden, ob McLaren-Mercedes für das Verhalten in Monte Carlo bestraft wird

(Motorsport-Total.com) - Die FIA nimmt derzeit das Verhalten des McLaren-Mercedes-Teams beim Großen Preis von Monaco in Monte Carlo unter die Lupe. Das Team hatte seine Fahrer dazu aufgefordert, die Positionen zu halten, denn trotz des großen Vorsprungs befürchtete man im Team ganz offensichtlich, dass einer oder im schlimmsten Fall beide Fahrer beim Kampf um den Sieg auf der anspruchsvollen Strecke in den Leitplanken landen.

Titel-Bild zur News: FIA-Flagge

Wie wird die FIA im Fall der "McLaren-Mercedes-Taktik" entscheiden?

"Lewis hätte gewinnen können, zum Beispiel wenn er auf Pole gefahren wäre", erklärte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug der 'Bild'. "Aber am Ende geht es alleine um die höchstmögliche Punktzahl fürs Team. Was glauben Sie, was los gewesen wäre, wenn sich Lewis und Fernando bei einem Manöver noch von der Strecke geschossen hätten..."#w1#

Das McLaren-Mercedes-Team beteuerte in Reaktion auf die Ankündigung einer Untersuchung, dass man während des Rennens zu jeder Zeit reglementkonform gehandelt habe. Die FIA muss nun beurteilen, ob man eine Stallorder ausgegeben hat, was nicht gestattet ist. Hierzu kann der Automobilweltverband auf Funk-Gespräche zwischen den Teams und ihren Fahrer zurückgreifen, welche aufgezeichnet werden.

Untersucht wird ein Verstoß gegen den so genannten "International Sporting Code". Möglicherweise hat das Team durch sein Verhalten in den sportlichen Wettkampf eingegriffen und damit möglicherweise den Ausgang des Rennens beeinflusst. Die Vorschriften in Artikel 151c besagen, dass ein Team den Sport nicht in Verruf bringen darf. Die Negativpresse, die das Team durch die selbst getroffenen Aussagen vor allem in Großbritannien auf sich gezogen hat, ist gewaltig.

McLaren-Mercedes sieht sich im Recht, weil man lediglich eine Teamstrategie angewandt habe, was erlaubt ist. Man habe keine Teamorder ausgegeben, um das Ergebnis des Rennens gezielt zu beeinflussen. Nach einer umstrittenen Aktion von Ferrari während der Formel-1-Saison 2002 ist die Anwendung einer Stallorder seit dem Jahr 2003 untersagt.

Damals hatte Rubens Barrichello beim Großen Preis von Österreich Teamkollege Michael Schumacher wenige Meter vor der Ziellinie auf Aufforderung des Ferrari-Teams passieren und dem Deutschen den Sieg überlassen. Das Verhalten des Teams hatte weltweit für Entrüstung gesorgt und ebenfalls eine Untersuchung nach sich gezogen. Damals wurde gegen die Italiener eine saftige Geldstrafe ausgesprochen.

Die Formel-1-Experten spekulieren nun darüber, ob McLaren-Mercedes eine Strafe auferlegt bekommt und wenn ja, wie hart diese ausfällt. Fernando Alonso und Lewis Hamilton werden ihre Punkte mit Sicherheit nicht verlieren, schließlich müssen die Fahrer als Angestellte des Teams den Anordnungen ihres Arbeitgebers folgen. Es ist theoretisch nur denkbar, dass dem Team die Punkte aus Monte Carlo aberkannt werden. Damit rechnen im Moment aber wohl nur die Fans von Felipe Massa und Robert Kubica...

Schlagzeilen wie "Wird McLaren-Mercedes der Doppelsieg aberkannt?", sind also wohl ebenso übertrieben wie zu vermuten, dass das Team gar für für ein oder mehrere Rennen gesperrt wird. Da McLaren-Mercedes die Positionen seiner Fahrer nicht getauscht sondern lediglich einen "Nichtangriffspakt" ausgesprochen hat, ist nicht unwahrscheinlich, dass die FIA entscheiden wird, dass sich das Team korrekt verhalten hat.

Die Entscheidung dürfte der durch die britischen Medien unter Druck gesetzten FIA nicht leicht fallen, denn womöglich hätte Lewis Hamilton das Rennen gewinnen können, hätte das Team nicht - wie behauptet wird - den 22-Jährigen früher als ursprünglich an die Box geholt und den Fahrern freie Fahrt gelassen. Auf der anderen Seite ist der Fall nicht mit jenem von Österreich 2002 zu vergleich, weil damals das Ergebnis des Rennens für alle offensichtlich manipuliert wurde.

Eine Geldstrafe kann in den Augen vieler Experten mit der Begründung der Rufschädigung nicht ganz ausgeschlossen werden, da das Team durch den "Nichtangriffspakt" eine rein sportliche Entscheidung verhindert hat und durch nach dem Rennen getroffene Äußerungen für Negativpresse gesorgt hat. Auf der anderen Seite gehören solche Vereinbarungen in der Formel 1 zum Alltagsgeschäft dazu, rücken jedoch nur selten in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses...