• 27.05.2007 20:31

Das große Siegerinterview mit Fernando Alonso

Fernando Alonso über seinen "psychologisch wichtigen" Sieg in Monaco, das Scheinduell mit Lewis Hamilton und seine Fortschritte im neuen Team

(Motorsport-Total.com) - Mit vier Sekunden Vorsprung auf Lewis Hamilton und 69 auf Felipe Massa sicherte sich Fernando Alonso heute in Monaco seinen zweiten Sieg auf McLaren-Mercedes. Der Vorjahressieger und Titelverteidiger übernahm damit auch wieder die Führung in der Fahrer-WM - ein perfekter Tag im Fürstentum an der Cote d'Azur, wie er im Rahmen der FIA-Pressekonferenz erklärte.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso mit einer Anerkennung des Teamsponsors Steinmetz

Frage: "Fernando, nach dem Qualifying sprachst du noch von vielen Variablen, aber heute warst du auf Pole, du fuhrst die schnellste Runde und konntest das Rennen gewinnen, zum zweiten Mal hintereinander hier in Monaco."
Fernando Alonso: "Ja, es war ein fantastisches Wochenende, keine Frage. Dieser Hattrick - Pole, schnellste Runde und der Sieg - ist etwas Besonderes, gerade hier in Monaco. Ich genoss das heutige Rennen mit einem perfekten Auto sehr. Es war klasse, 78 Runden lang so ein Auto zu fahren und dann auch noch zu gewinnen."#w1#

Start war "nicht außergewöhnlich"

Frage: "Wie war dein Start?"
Alonso: "Nicht außergewöhnlich. Die Reaktionszeit war nicht großartig, daher waren die ersten paar Meter nicht perfekt, aber ich wusste, dass der Weg zur ersten Kurve kurz ist, also war es fast unmöglich, die erste Position zu verlieren. Ich ließ einfach keinen Platz - und dann versuchte ich zu pushen und einen Vorsprung aufzubauen."

Frage: "Dein Teamkollege Lewis Hamilton setzte dich einige Male unter Druck und am Beginn des dritten Stints war er sehr nahe hinter dir..."
Alonso: "Ja. Ich hatte im ersten Stint weniger Graining als die anderen Autos, konnte einen Vorsprung aufbauen, aber dann lief ich auf Trulli auf, steckte drei Runden hinter ihm fest und verlor zwei Sekunden pro Runde. Das war unglaublich! Ich war neun Sekunden vorne und auf einmal waren es nur noch drei Sekunden. Manchmal erwischt man es eben günstig, manchmal weniger - und ich hatte in den Schlüsselphasen ein bisschen Pech. Beim ersten Stopp kam ich zwei Runden später als geplant herein, weil ich Benzin gespart hatte in der Aufwärmrunde und so weiter. Das sagten sie mir am Funk. Daher war mein Stint auch nur um drei Runden kürzer als der von Lewis."

"Ich hatte in den Schlüsselphasen ein bisschen Pech." Fernando Alonso

Frage: "Zu Beginn des letzten Stints schwand deine Führung dahin. Wie besorgt warst du da?"
Alonso: "Überhaupt nicht. Nach dem letzten Boxenstopp cruisten wir nur noch ins Ziel, mehr war da nicht mehr zu tun. Lewis und ich behielten die ersten beiden Positionen und ich machte einfach langsamer. Ich schaute auf die Reifen, weil wir bei den superweichen ein bisschen besorgt waren, dass sie grainen könnten, also ließ ich es in den ersten vier, fünf Runden locker angehen. Außerdem kann dich in Monaco ein Gegner nicht einmal dann überholen, wenn er eine halbe Sekunde schneller ist."

Frage: "Wie waren die superweichen Reifen, die, die potenziell am problematischsten waren?"
Alonso: "Okay. Der schwierigste Reifen war der erste, denn da hatten alle Graining. Die Strecke war noch nicht in so gutem Zustand. Am Ende drosselten wir die Pace, denn es bestand ja kein Anlass mehr, etwas zu riskieren, daher war der superweiche Reifen eigentlich sehr konstant."

Frage: "War es in den letzten 20 Runden überhaupt noch ein offener Fight zwischen euch beiden?"
Alonso: "Es ist immer ein Fight, denn man darf keine Fehler machen, darf in den Kurven nie nach außen kommen, keine Schikane abschneiden oder zu spät bremsen. Wenn jemand knapp hinter dir ist, hast du immer Druck, aber in Monaco ist es für den Führenden vielleicht ein bisschen leichter, die Position zu verteidigen."

Angst vor einer Safety-Car-Phase

Frage: "Warst du zu irgendeinem Zeitpunkt im Rennen besorgt?"
Alonso: "Es war ein nettes Rennen und ich musste mir keine Sorgen machen, nur vor dem zweiten Stopp, gegen Runde 50, denn da wäre ein Safety-Car eine Katastrophe gewesen, weil dann alle aufgeschlossen hätten - da hätten mich alle Einstopper einfach überholt. Als ich in der 50. oder 51. Runde 40 Sekunden Vorsprung hatte und zum Stopp kam, war ich sehr erleichtert, denn das war dann mein letzter Satz, mit dem ich durchfahren konnte. Das Auto machte gar keine Probleme."

Frage: "Mit so einem großen Vorsprung hättest du vor diesem Wochenende nicht gerechnet, oder?"
Alonso: "Nein, nie. Es war eine nette Überraschung, zu sehen, wie gut das Team an diesem Wochenende war. Ich habe in meiner Karriere schon 16 oder 17 Mal gewinnen, aber ich hatte noch nie mehr als eine Minute Vorsprung auf den Dritten. Das war sicher mein einfachster und vielleicht auch mein schönster Sieg."

"Das war sicher mein einfachster und vielleicht auch mein schönster Sieg." Fernando Alonso

Frage: "Was bedeutet dir dieser zweite Sieg hintereinander in Monaco?"
Alonso: "Wie alle Siege bedeutet er viel, psychologisch und auch für die Weltmeisterschaft. Ein Rennen zu gewinnen und mehr Punkte zu sammeln als die Rivalen, noch dazu auf dieser Strecke, das ist klasse. Ich hatte ein fantastisches Auto, mit dem das Fahren großen Spaß gemacht hat. Ich kam voll auf meine Kosten, was vielleicht das Schönste am heutigen Tag ist - noch mehr als der Sieg an sich."

Frage: "Das war dein zweiter Sieg für McLaren-Mercedes. Wie wohl fühlst du dich jetzt mit dem Auto und den Reifen? 70, 80 Prozent?"
Alonso: "Ich fühle mich im Auto sehr wohl, zu 90 Prozent. Natürlich muss ich das Auto und die Reifen noch besser kennen lernen, aber dieses Rennen war sehr positiv, denn ich habe etwas über die Reifen herausgefunden, wie sie sich im ersten Stint verhielten, wie man sie fahren muss. Im Auto wird es auch immer besser. Ich bin schon ganz happy, aber hoffentlich kommt da noch mehr."