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Motoren und Bremsen in Bahrain am meisten gefordert
Technik im Fokus: Worauf die Ingenieure am kommenden Wochenende achten müssen und wie sich die Hitze in Bahrain auf die Motoren auswirkt
(Motorsport-Total.com) - Motor: Der 'Bahrain International Circuit' fordert die Motoren hart. Mit 70 Prozent Volllastanteil gehört die Strecke bei Manama zu den fünf anspruchsvollsten der Saison. Bei der zu erwartenden Hitze in Bahrain tritt der Effekt des so genannten "Acoustic Offset" auf. Das bedeutet, dass mit höheren Temperaturen auch das Drehzahlniveau steigt, bei dem die Motoren ihre maximale Leistung entwickeln. Pro zehn Grad gehen die Techniker von einem Ansteigen des Leistungszenits um 300 Umdrehungen pro Minute aus.

© xpb.cc
Die Motoren werden in Bahrain wegen der Hitze besonders strapaziert
Dieser Effekt wurde bislang weitgehend durch die variablen Ansaugkanäle ausgeglichen. Da die seit dieser Saison nicht mehr erlaubt sind, müssen die Teams die Außentemperaturen sehr viel akkurater vorhersagen und in die Auslegung der jeweiligen Ansaugtrakte mit einberechnen. Variable Kanäle erlaubten den Teams, große Temperaturfenster abzudecken, ohne dass sich die Leistungscharakteristik änderte. Nun muss die Länge der Ansaugtrichter exakt berechnet werden, um die maximale Leistungsausbeute zu erzielen.#w1#
Die größte Gefährdung für das Innenleben der Triebwerke besteht im Ansaugen von Sandpartikeln, was sich verheerend auf Kolben, Kolbenringe und Ventile auswirken würde. Die Teams setzen deshalb spezielle Luftfilter ein. Auch wenn deren Materialien etwas an Leistung kosten, überwiegt der positive Effekt für den Schutz des Motors.
Wie bei jedem Hitzerennen kommt auch in Bahrain der Motorkühlung größte Bedeutung zu. Ein V8-Triebwerk stellt wegen der geringeren Leistungsabgabe in dieser Hinsicht zwar theoretisch niedrigere Ansprüche als ein V10, dafür liegt die durchschnittliche Drehzahl über eine Runde sowie der Volllastanteil signifikant höher. Wie immer stellt das optimale Kühlniveau einen Kompromiss aus der mindestens erforderlichen Kühlleistung und möglichst geringen aerodynamischen Einbußen durch größere Kühlöffnungen dar.
Bremsen: Sakhir stellt die Bremssysteme vor erhebliche Arbeit. Neben Montréal ist dies der anspruchsvollste Kurs in Sachen Verschleiß. Dreimal pro Runde verzögern die Fahrer aus über 300 km/h bis in den ersten oder zweiten Gang. Überdies folgen zwischen den Kurven vier und 13 die Richtungswechsel extrem schnell aufeinander, so dass die Bremsen kaum Zeit bekommen abzukühlen. Dies kann zur Oxidation der Bremsscheiben führen. Um das zu verhindern, werden in Bahrain die größten Kühllufteinlässe der gesamten Saison gefahren.
Handling: Um beim Beschleunigen am Ausgang der langsamen Kurven ein Übersteuern zu vermeiden, muss das Auto gut ausbalanciert sein. Dasselbe gilt für die Stabilität in Bremszonen, besonders beim Anbremsen der Kurven zehn und 13, wo die Piloten noch während des Bremsens einlenken. Die Herausforderung besteht darin, beim Setup einen Kompromiss zu finden zwischen stabiler Balance in schnellen Kurven und tendenziell weicher Aufhängung in den langsamen Abschnitten, wo mechanischer Grip gefragt ist. Um dies zu erreichen, werden Gummiblöcke verwendet, die den Einfederweg des Autos begrenzen. Bei hohen Geschwindigkeiten - wenn der aerodynamische Abtrieb das Auto herunterdrückt - sitzt das Chassis fest auf diesen Gummis. Bei geringeren Geschwindigkeiten hat die Aufhängung dagegen genügend Spielraum zum Arbeiten.
Reifen: Wegen des auf die Strecke gewehten Wüstensandes ist das Gripniveau in Bahrain eher niedrig. Außerdem sollten die Piloten wegen dieser Eigenheit des Kurses die sauber gefahrene Ideallinie möglichst nie verlassen, um nicht mit den heißen, adhäsiven Reifen Sand aufzusammeln. Insgesamt stellt der Kurs keine besonderen Anforderungen an die Reifen, doch die Ingenieure beobachten den Verschleiß der Hinterreifen sehr genau, da diese beim Beschleunigen nach langsamen Kurven über die Distanz stark gefordert werden.

