Mosley zieht verstecktes Ass aus dem Ärmel

Gegen den Willen der Teams könnte die FIA einige Regeländerungen schon für die kommende Saison geltend machen

(Motorsport-Total.com) - Ein Teil der von FIA-Präsident Max Mosley im April vorgeschlagenen Regeländerungen könnte schon kommende Saison eingeführt werden - auch ohne den eigentlich notwendigen einstimmigen Konsens der Teams. Dies berichtet zumindest der britische 'Daily Telegraph'.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Max Mosley hat ein verstecktes Ass für die Reform aus dem Ärmel gezogen

Schon seit zwei Jahren versucht Mosley, den Hubraum der Motoren zu reduzieren, um die Kurvengeschwindigkeiten in den Griff zu bekommen, und verschiedene andere Maßnahmen zur Kostenreduktion durchzusetzen, bisher scheiterten seine Pläne aber ständig am Veto zumindest eines Teams, denn laut Concorde Agreement können Änderungen des Reglements nur durchgesetzt werden, wenn Einstimmigkeit herrscht.#w1#

Artikel 7.5. als Druckmittel gegen die Teams

Es gibt jedoch eine Ausnahme: Seit der Senna-Tragödie von 1994 gibt es im Concorde Agreement den Artikel 7.5., der besagt, dass die FIA in ihrer Funktion als Sporthoheit Regeländerungen aus Sicherheitsgründen auch ohne Zustimmung der Teams anordnen kann. Von diesem Paragrafen wurde 1998 auch schon einmal Gebrauch gemacht, als die "X-Wings", hässliche Zusatzflügel auf Gestängen an den Seitenkästen, verboten wurden.

Der schwere Unfall von Ralf Schumacher in Indianapolis hat Mosley nun kurioserweise ein Argument in die Hände gespielt, das er beim Durchsetzen seiner Pläne aufgrund von Artikel 7.5. geltend machen kann, denn zweifelsohne steht fest, dass die Geschwindigkeit beim Einschlag in die Mauer einen Einfluss auf die Sicherheit hat. Die Beschneidung der Motoren, gegen die sich speziell BMW so vehement wehrt, könnte demnach auf dieser Basis diktatorisch eingeführt werden.

Am Montag trifft in London die Formel-1-Kommission zusammen, der auch alle Teamchefs angehören, und Mosley wird ihnen eine Frist von 60 Tagen genehmigen, um mit eigenen Vorschlägen aufzukreuzen. Bleibt dies erfolglos, so arbeitet die FIA selbst Reglements-Varianten aus, von denen sich die Teams binnen weiteren 45 Tagen auf eine einigen müssen. Diese Beschlüsse könnten dann noch 2005 umgesetzt werden.

"Geschwindigkeiten sind in gefährlichem Ausmaß zu schnell"

"Ich erwarte Ablehnung", sagte Mosley gegenüber dem 'Daily Telegraph' ohne Illusionen. "Artikel 7.5. ist ein Mittel, mit dem wir Druck ausüben können. Wenn die Teams selbst nicht mit den nötigen Änderungen ankommen, werden wir es tun. Die Technische Arbeitsgruppe der Formel 1 sagt seit zwei Jahren, dass die Motorleistung reduziert werden muss. Wir haben anhand der Unfälle von Massa und Ralf Schumacher gesehen, dass die Geschwindigkeiten in gefährlichem Ausmaß zu schnell sind."

Man müsse "sofort" handeln, stellte der Brite klar, doch während beispielsweise eine Reduktion des Hubraums, wie sie schon 1994 von der FIA angeordnet wurde, aufgrund von Artikel 7.5. durchsetzbar sein wird, tut sich der Weltverband bei den kostensenkenden Maßnahmen wie der Ausdehnung der Lebensdauer der Motoren auf zwei Wochenenden wesentlich schwerer, da in dem Fall das Sicherheitsargument nicht angewendet werden kann und somit Einstimmigkeit notwendig wäre.

Wahrscheinlich ist daher, dass man sich auf Druck der FIA für 2005 eine Kompromisslösung einfallen lassen wird, um dann für 2006 ein Paket mit weiteren Schritten zu verabschieden. Damit einhergehen könnte auch ein kommerzielles Neuarrangement des Sports, auf das die Teams schon lange drängen - von einem neuen Concorde Agreement, bei dem auch der Einstimmigkeits-Passus fallen soll, ist diesbezüglich die Rede.