• 28.05.2002 10:44

  • von Reinhart Linke

Mosley: "Ich war enttäuscht"

FIA-Präsident Max Mosley spricht im Interview über die Ferrari-Stallorder und das Verbot der Abdeckungen für die Autos

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Noch immer ist unklar, ob Ferrari wegen der Stallorder von Spielberg nachträglich durch den Motorsportweltverband FIA bestraft wird. Erst am 26. Juni wird der Weltrat der FIA in Paris über eine mögliche Bestrafung wegen der Stallorder und den Vorkommnissen auf dem Podium und bei der anschließenden Pressekonferenz entscheiden. Nach dem Rennen stand bzw. saß der zweitplatzierte Rubens Barrichello in Mitte und Sieger Michael Schumacher stellte sich auf Platz zwei .

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Max Mosley ist froh, dass die Autos nicht mehr abgedeckt werden dürfen

FIA-Präsident Max Mosley spricht im Interview über seine persönliche Meinung zur Stallorder. Außerdem erklärt er, warum er keinen Image-Schaden für die Formel 1 sieht und warum Charlie Withing, Sicherheitsdelegierter der FIA, die Abdeckungen für die Autos am Rande des Monaco-Grand-Prixs verboten hat.

Mosley: "Stallorder gehörte schon immer zur Formel 1"

Frage: "Was dachten sie als Fernsehzuschauer über das Rennen in Österreich?"
Max Mosley: "Aus der Sicht eines Zuschauers war ich enttäuscht, weil ich wie die meisten Leute nach dem Qualifikationstraining, dem Warm Up und dem Rennen dachte, dass Rubens Barrichello den Sieg verdient hätte. So war ich enttäuscht. Aber ich muss anmerken, dass es Stallorder schon immer gegeben hat und Bestandteil der Formel 1 seit einer langen Zeit ist."

Frage: "Waren sie über die Reaktion der Zuschauer überrascht oder ermutigte sie die?"
Mosley: "Beides. Ich war überrascht, auch durch die Vehemenz der Zuschauer und die Tausenden eMails und Telefaxe, die wir und alle Zeitungen bekommen haben. Aber dies zeigt das enorme Interesse vieler Leute an der Formel 1."

Frage: "Können sie die Teamorder vielleicht verhindern?"
Mosley: "Selbst wenn man sie verbietet, können sie es nie verhindern, weil es so viele Möglichkeiten gibt, um es heimlich zu tun, was man nie überprüfen kann. Man sollte nie eine Regel haben, die man nicht erzwingen kann."

Mosley: Ferrari hätte die Stallorder ankündigen sollen

Frage: "Gibt es noch etwas, was sie tun können?"
Mosley: "Es ist immer einfach, nach einem solchen Ereignis klüger zu sein, aber was sie hätten tun können, ist, es vorher anzukündigen, so dass es keinen Zweifel gibt: Wenn die Situation entsteht, dass Barrichello vor Schumacher liegt, dass sie die Plätze tauschen. Wenn sie es im Voraus sagen, hätte es jeder gewusst und ich denke, dass es zu den meisten Emotionen nicht gekommen wäre. Man kann dafür sein oder dagegen. Es war die Enttäuschung, die den Schaden verursachte. Die beste Sache ist, dass jeder weiß, woran er ist. Dann ist alles okay."

Frage: "Was denken sie über das Podium?"
Mosley: "Ich denke, es ist nicht richtig, wenn ich darüber spreche. Jeder hat gesehen, was passiert ist. Der Weltrat wird entscheiden, ob etwas passiert. Wenn überhaupt."

Frage: "Ist es wahrscheinlich, dass sie sich auf die Ereignisse auf der Strecke konzentrieren?"
Mosley: "Ich denke, dass sie sich auf beides konzentrieren werden, weil es auch einen Punkt gibt, der ihnen ermöglicht, über die Ereignisse auf der Strecke zu sprechen."

Mosley erwartet höchsten einen Schaden für Ferrari und "Schumi"

Frage: "Denken sie, dass der Sport beschädigt wurde oder waren es nur ein paar Leute, die für einige Tage einen Aufstand machten?"
Mosley: "Ich denke nicht, dass es einer war. Es wurde in einer lustigen Art darüber diskutiert, so ist Sport. Die Leute lieben es, um die Zeitungen zu verkaufen und sprechen darüber. Das ist auch der Grund, warum Boxenstopps gut sind, weil die Leute darüber sprechen, ob es einer oder zwei werden. Ich denke, dass es keinen Schaden gibt. Kurzfristig kann es Ferrari Schaden beifügen, es kann auch Schumacher Verluste bringen, aber ich denke, es wird vorübergehen."

Frage: "Aber nicht die Formel 1 als solches?"
Mosley: "Ich denke, der Sport als solches überhaupt nicht. Jetzt wird so viel darüber geschrieben, dass es jeder versteht. Am Montag nach dem Rennen verstand ich die Zeitungen nicht."

Frage: "Was sagen sie zu Clive James, der nie mehr Formel 1 sehen will?"
Mosley: "Schlechter, alter Clive James... Er ist kein typischer Fan!"

Mosley: "Sicher ist, dass nichts sicher ist"

Frage: "Stimmen sie zu, dass es ein Problem ist, dass Ferrari zur Zeit so dominiert und wir so keinen richtigen Showdown im Kampf um den Titel sehen werden?"
Mosley: "Fünf WM-Entscheidungen fielen in den letzten sieben Jahren im letzten Rennen. Und das war nie zuvor so, so dass wir ein wenig verwöhnt sind. Jetzt denke ich, dass man sehen kann, dass alles passieren kann. Die einzige Sache, die in der Formel 1 sicher ist, ist, dass nichts sicher ist. Plötzlich gibt es einen guten Michelin-Reifen und es sieht ganz anders aus."

Frage: "Charlie Whiting hat den Teams verboten, ihre Autos und Flügel in der Boxengasse mit Abdeckungen zu verdecken. Sind sie glücklich darüber?"
Mosley: "Wir sagten, keine Abdeckungen mehr. Es wurde schlimmer und schlimmer und es war das Stadium erreicht worden, in dem es lächerlich wurde. Das Problem ist, dass, wenn es ein Team tut, die anderen es auch machen müssen. Dies ist der Grund, es zu regulieren und Abdeckungen zu verbieten, wofür es viele gute Gründe gibt. Die Sicherheit ist einer, aber auch wir müssen sehen, was in den Boxen passiert. In der Tat sagt dies das Regelwerk. Aber wir konnten es nicht tun, weil jeder vor einer Abdeckungen arbeitete. Die Teams haben es zum Glück alle akzeptiert. Immer mehr Leute hatten sich darüber beklagt, so dass wir nun entschieden, dass es genug ist. Es schien das richtige zu sein."