• 11.10.2009 10:11

  • von Roman Wittemeier

Mosley droht: "Es könnte Anwälte beschäftigen"

Kurz vor der Wahl zu seinem Nachfolger im Amt des FIA-Präsidenten zieht Max Mosley Bilanz, blickt nach vorn und droht mit einem Enthüllungsbuch

(Motorsport-Total.com) - Am 23. Oktober wird Jean Todt zum neuen Präsidenten des Automobilverbandes FIA gewählt - zumindest wenn es nach dem bisherigen Amtsinhaber Max Mosley geht. Der Brite, der rund 18 Jahre lang den mächtigen Verband mit Sitz in Paris anführte, tritt nicht leise ab. Er stellt immer wieder deutlich dar, wen er als seinen Nachfolger sehen möchte, stellt den Gegenkandidaten Ari Vatanen in seltsames Licht und erwartet eine Fortführung seiner Arbeit.

Titel-Bild zur News: Max Mosley (FIA-Präsident)

Für Max Mosley steht jetzt schon fest, dass Jean Todt sein Nachfolger wird

Wenige Tage vor der Wahl seines Nachfolgers stellt Mosley klar, dass er sich in Zukunft aus dem Tagesgeschäft möglichst heraushalten möchte. "Ich werde mich nicht anbieten. Sollte man mich fragen, werde ich meine Meinung sagen", sagt der Brite im Interview mit der Zeitung 'Welt am Sonntag'. Er werde seinen Lieblingskandidaten nicht anleiten. "Jean Todt ist kein Mann, der sich an Fäden führen lässt. Schon als er bei Ferrari war, fuhr er seinen eigenen Kurs, ungeachtet von dem, was sein Chef Luca di Montezemolo wollte."#w1#

Mosley hat viel Kritik geerntet für sein klares Bekenntnis, dass er den kleinen Franzosen im großen Amt sehen möchte. "Ich muss mich äußern. Sonst erhalte ich endlose Anrufe, um Fragen nach der Qualität der Kandidaten zu beantworten", sagt der 69-Jährige, der auch nach seinem Rücktritt Mitglied des FIA-Senats bleiben soll. "Gerade wegen seiner historischen Kontakte zu Ferrari wird er aufpassen, dass er nicht auch nur im Ansatz parteiisch reagiert."

"Ich habe überhaupt nichts gegen Vatanen", meint Mosley und sorgt trotz einer Antwort für Fragezeichen. Denn in einem Brief an Prinz Feisal von Jordanien hatte der amtierende FIA-Präsident sehr wohl deutlich zum Ausdruck gebracht, dass er Vatanen alles andere als gut gesonnen ist - ein fragwürdiger Stil des ansonsten sehr eloquenten und diplomatischen Mosley. Freunde machte er sich im arabischen Raum damit nicht.

Jean Todt und Ari Vatanen

Entscheidung am 23. Oktober: Jean Todt und Ari Vatanen stellen sich zur Wahl Zoom

Mosley wünscht sich die Fortführung seines strikten Sparkurses in der Formel 1. In der angeblichen Gewissheit, dass Todt ihn beerben wird, soll der Franzose nicht locker lassen. "Die FIA hat mit den Teams eine Vereinbarung, dass die Kosten auf das Niveau der frühen 1990er-Jahre zurückgefahren werden. Wird das nicht eingehalten, muss die FIA massiv eingreifen. Spätestens ab 2011 würde mein Nachfolger das Kostenlimit verordnen."

"Wir werden Ende 2011 eine Budgetgrenze haben, die bei 60 bis 70 Millionen Euro liegt, ohne Fahrer und Marketingkosten", beschreibt Mosley noch einmal die enorme Kostensenkung in der Königsklasse. Ob diese Maßnahmen tatsächlich die gewünscht Wirkung zeigen werden? Zumindest Mosley selbst hat offenbar noch Zweifel. "Wir haben aufgrund der noch nicht endgültig geklärten Frage der Kostenreduzierung eine offene Flanke. Ich habe aber Informationen, wonach wir 22 Autos am Start haben."

22 Autos sind wenig - zu wenig. Immerhin sind für die kommende Saison 13 Teams mit je zwei Fahrzeugen bestätigt, BMW-Nachfolger Qadbak steht als Nachrücker parat und auch andere Teams - zum Beispiel Epsilon-Euskadi - halten sich nach wie vor für einen Sprung in die Königsklasse bereit. Aus Sicht von Mosley ist demnach jetzt schon klar, dass entweder weitere Teams aussteigen, oder es einige Neulinge nicht schaffen werden. Dabei hatte doch gerade Mosley mit seinen FIA-Prüfern alle Bewerbungen durchleuchtet und für gut befunden...

¿pbvin|512|2047||0|1pb¿"Die Vermarktungsgesellschaft von Bernie Ecclestone kämpft ständig mit den Teams um das Start- und TV-Geld, die Teams kämpfen untereinander um die technischen Regeln", beschreibt der Noch-Amtsinhaber die Schwierigkeiten auf höchster motorsportlicher Ebene. "In dieser Atmosphäre - geprägt von Egozentrikern und enormen Geldbeträgen - muss die FIA als neutrale Kraft das Gleichgewicht herstellen. Das ist eine undankbare Herkulesaufgabe."

Deshalb schreibt er seinem Nachfolger ins Aufgabenheft: "Kosten senken, das Thema Umwelt im Auge behalten, die privaten Teams wieder ins Spiel bringen, die Hersteller motivieren und sie bei der Stange halten, ohne von ihnen abhängig zu werden. Wichtig ist deshalb, dass im nächsten Jahr drei oder vier neue Teams einsteigen. Wenn das nicht passiert, haben wir riesige Probleme."

Er werde die zukünftige Entwicklung entspannt aus der Ferne beobachten, sagt Mosley, der sich in seinen Häusern in London und Südfrankreich wohlfühlt. "Ich werde mich endlich um mein Privatleben kümmern. Der Arbeitsaufwand als FIA-Präsident ist erdrückend. Es gibt immer wieder neue Konflikte. Am Ende werde ich vielleicht ein Buch schreiben." Im Rahmen dessen könnten pikante Enthüllungen kommen: "Es könnte auch einige Anwälte beschäftigen."