• 02.10.2009 14:15

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Mosley: Polemik gegen Vatanen-Kandidatur

Mit einem umstrittenen Brief an Prinz Feisal Al Hussein von Jordanien hat FIA-Präsident Max Mosley wieder einmal Sympathien eingebüßt

(Motorsport-Total.com) - FIA-Präsident Max Mosley macht keinen Hehl daraus, dass er im Kampf um seine Nachfolge nicht Ari Vatanen, sondern Jean Todt unterstützt. Doch die Art und Weise, wie der Amtsinhaber Partei ergreift, sorgt hinter den Kulissen des Automobilweltverbands für Bestürzung. Knapp einen Monat vor der Wahl bedient sich Mosley immer undiplomatischerer Töne.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

2008 hatte Max Mosley in Jordanien seinen ersten öffentlichen Auftritt

Gestern fand in Amman eine Konferenz mehrerer Automobilklubs aus dem arabischen Raum statt. Das Programm beinhaltete unter anderem eine Grundsatzrede von Vatanen. Gastgeber Prinz Feisal Al Hussein, ein hochrangiges Mitglied der Königsfamilie von Jordanien, wollte zu seiner Veranstaltung auch Mosley einladen, doch der lehnte in einem auf den 28. September datierten Brief, der 'Motorsport-Total.com' vorliegt, ab.#w1#

Aufsehenerregend ist nicht die Absage an sich (übrigens wegen Vatanen, wie Mosley betont), sondern vielmehr der Tonfall, den der Brite anschlägt. Unter anderem unterstellt er Vatanen gezielte Verleumdung von Todt sowie die Behauptung, die FIA sei "ein Tümpel ohne Abfluss, der stinkt". Außerdem habe Vatanen die FIA als "unfair, autokratisch und ungerecht" bezeichnet. Dabei unterstütze die Mehrheit innerhalb der FIA eindeutig die derzeitigen Mechanismen.

Und weiter: "Das Problem ist, dass er (Vatanen; Anm. d. Red.) keine Ahnung von der FIA hat oder von den Denkweisen oder juristischen Ratschlägen, die hinter FIA-Entscheidungen stehen. Er hat nie auch nur den kleinsten Motorklub geleitet und war noch nie Mitglied irgendeiner FIA-Kommission." Dabei verschweigt Mosley aber, dass Vatanen viele Jahre lang ein etabliertes Mitglied des Europäischen Parlaments war.

Merkwürdig muten für einen Amtsinhaber auch Kommentare wie dieser an: "Es ist eine einfache Tatsache, dass Vatanen die Wahl verlieren wird - und zwar ganz übel." Der scheidende FIA-Präsident unterstellt dem ehemaligen Rallye-Weltmeister außerdem, dass dessen Kampagne nicht konstruktiv und zivilisiert sei. Dabei trat Vatanen in der Öffentlichkeit bisher stets sehr besonnen auf, auch wenn er sich als klarer Gegenpol zum Mosley/Todt-Kurs präsentiert.

¿pbvin|512|2019||0|1pb¿Bei Prinz Feisal kommt der Mosley-Brief nicht gut an: Er sei über das "Misstrauen" in dem Schreiben "ernsthaft besorgt", lässt die Königliche Hoheit ausrichten. Und: "Jordanien hatte immer ein starkes Verhältnis zu unserem Präsidenten, daher bin ich tief enttäuscht über die Inhalte des Briefes, (...) die Fragen hinsichtlich der Glaubwürdigkeit der kommenden und zukünftiger Wahlen aufwerfen." Dabei galt Jordanien bisher stets als Mosley-Land.

Besonders verärgert ist Prinz Feisal darüber, dass er es war, der Mosley 2008 im Rahmen der Rallye Jordanien zum ersten öffentlichen Auftritt verhalf, als der FIA-Präsident infolge seiner Sexaffäre noch weltweit geächtet wurde. Ein Akzeptieren der Einladung nach Amman wäre vom Königshaus als spätes Dankeschön gewertet worden. So dürfte Mosley im arabischen Raum zahlreiche treue Anhänger verloren haben...