• 16.07.2003 15:19

  • von Fabian Hust

Montoya: "Ich brauche keinen Tritt in den Hintern!"

Juan-Pablo Montoya erklärt, warum er sich als Pechvogel ansieht und weshalb Ralf Schumacher in der WM-Wertung vor ihm liegt

(Motorsport-Total.com) - Vor lauter "Bruder-Manie" vergisst man ganz schnell, dass neben Kimi Räikkönen auch Juan-Pablo Montoya Chancen hat, den WM-Titel für sich zu entscheiden. Fakt ist aber auch, dass der Kolumbianer in den vergangenen Rennen gegen Teamkollege Ralf Schumacher meist den Kürzeren zog: "Ich denke, dass wir beide in der Lage sind, den Titel zu gewinnen", gab sich Montoya bei einem Sponsorenbesuch zuversichtlich. "Ich denke, dass 80 Prozent der Startaufstellung dazu in der Lage sind, wenn sie im richtigen Auto sitzen."

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya und Ralf Schumacher

Montoya will Ralf Schumacher wieder zeigen, wo es auf der Strecke lang geht

Der 27-Jährige ist sich aber auch bewusst, dass er an sich arbeiten muss, will er gegen seinen deutschen Teamkollegen Land sehen: "Ich muss einfach nur einen Schritt nach vorne machen und ich denke, dass dies nur im Qualifying notwendig ist, denn im Rennen war ich schneller als er. Ich sehe nicht, dass Ralf zur Nummer 1 im Team wird. Wir liegen doch nur sechs Punkte auseinander."

Für den Rennfahrer aus Bogota steht sowieso fest, dass der WM-Stand auch anders hätte lauten können, wäre er wie sein Teamkollege in allen Rennen ins Ziel gekommen: "Ich hätte in Österreich gewinnen können. Wenn man die Rennen zusammenzählt, in denen ich nicht ins Ziel gekommen bin, so wäre ich vor ihm gelegen. Im Qualifying ist er ein wenig stärker, aber ich war im Rennen konstanter vorne. Ich hatte sehr viel Pech. Ohne dieses Pech würde es ganz anders aussehen."

Dass Ralf Schumacher nach der Kritik an seinen Leistungen zu Beginn der Saison plötzlich aufgetaut ist, hat laut Montoya einen ganz einfachen Grund: "Ralf hat man in den Hintern getreten und das hat ihm geholfen. Mir muss man nicht in den Hintern treten. Ich kann das selbst erledigen. Als Ralf zu Beginn des Jahres Probleme hatte, hat das Team intensiv mit ihm gearbeitet, um es auf die Reihe zu bekommen. Nun ist es mein Auto, das ein wenig Probleme bereitet, aber ich denke, dass sie nun mehr Leute für mich bei den nächsten paar Rennen abstellen werden."

Bei seiner Debüt-Saison stand Montoya in der Kritik, zu aggressiv zu fahren und das Auto heraus zu werfen. In Brasilien rutschte er im Regen von der Strecke ? allerdings passierte genau dies schon mehreren Leute davor. Und während das Team angeblich Ralf Schumacher vorwirft, zu wenig aggressiv zu fahren, verlangt man von Juan-Pablo Montoya offenbar genau das Gegenteil.

"Patrick (Head, Technischer Direktor; d. Red.) kam zu mir und sagte 'Weiß du, manchmal ist es besser, wenn man nicht Vollgas gibt, spare dir ein paar Zehntel ein und du wirst immer bei der Musik sein'. Ich denke, dass dies eine vernünftige Herangehensweise ist und genau so habe ich es dann seit Österreich gemacht." Auch im Qualifying habe sich diese Herangehensweise bemerkbar gemacht: "Seitdem stehe ich immer in den vordersten Reihen."

Die Qualifying-Krone mit sieben Poles in der vergangenen Saison, hat Montoya aber abgeben müssen, sogar Teamkollege Ralf Schumacher hat den bisher Pole-losen "JPM" nun im Griff: "Ich kann nicht lügen und behaupten, dass ich der glücklichste Mensch in der Welt bin", schreibt Montoya in seiner Kolumne im 'Autosport'-Magazin. "Ich bin Formel-1-Fahrer und möchte immer gewinnen. Zweiter zu sein war fantastisch aber ich möchte natürlich meinen Teamkollegen Ralf Schumacher so sehr schlagen wie jeden anderen Fahrer auch."

Laut Patrick Head liegt es am Erfahrungsvorteil, dass Ralf Schumacher derzeit im Einzelzeitfahren stärker ist: "Ralf scheint sein Auto ein wenig schneller an das Optimum heranführen zu können als Juan. Ich denke nicht, dass dies etwas mit dem Speed der Fahrer an sich zu tun hat. Meiner Meinung nach liegt es einfach am Erfahrungsunterschied, wie man etwas angeht und dem Wissen, was man während dem Training zu tun hat."

Sollte das Auto schwieriger zu fahren sein, dann geht Head davon aus, dass Montoya der Bessere der beiden ist. Das neue Auto sei wesentlich leichter zu fahren als das letztjährige, was Ralf Schumacher im Vergleich hat stärker werden lassen: "Man muss weniger Korrekturen am Lenkrad vornehmen und in dieser Situation kommt Ralf dem Limit vielleicht näher als Juan."