Montezemolo über Schumacher und die Herstellersituation

Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo hält Michael Schumacher für den besten Fahrer aller Zeiten - Fiat steuert angeblich nichts zum Formel-1-Budget bei

(Motorsport-Total.com) - Die Verantwortlichen eines jeden Formel-1-Teams fiebern Jahr für Jahr der Präsentation ihrer neuen Boliden entgegen, doch bei Ferrari ist dieses Gefühl trotz der in den 90er Jahren eingekehrten britisch-deutschen Mentalität immer noch ausgeprägter als bei anderen Rennställen. Dies gilt besonders für den Präsidenten der Traditionsmarke, Luca di Montezemolo.

Titel-Bild zur News: Luca di Montezemolo

Luca di Montezemolo ist als Präsident bei Ferrari quasi Jean Todts Vorgesetzter

Zum ersten Shakedown des neuen 248 F1 am vergangenen Montag reiste der Italiener eigens per Helikopter nach Fiorano, und heute stellte er sich stolz den Journalisten und Fotografen, um seine betont wortgewaltigen Botschaften in die weite Medienwelt hinaus zu senden. Für viele verkörpert er so etwas wie einen modernen Enzo Ferrari, wenngleich der 1988 verstorbene "Commendatore" vom Charisma her natürlich unerreicht bleibt.#w1#

Ende der Erfolgsära soll noch einmal vertagt werden

"Nach zwei im letzten Rennen verlorenen Weltmeisterschaften, 1997 und 1998, und sechs WM-Titeln en suite möchte ich nicht, dass die Resultate von 2005 als das Ende einer Erfolgsära angesehen werden", gab Montezemolo in Mugello zu Protokoll. "Wir haben einige unglaubliche Jahre hinter uns. Letztes Jahr litten wir ein wenig an den Regeländerungen, aber jetzt schauen wir wieder optimistisch nach vorne. Wir wollen wieder auf die Erfolgsstraße zurückkehren!"

Die Zutaten dafür sind seiner Meinung nach vorhanden, vor allem fahrerisch, "denn Michael Schumacher halte ich für den besten Piloten, den Ferrari je hatte - nicht nur vom Speed, sondern auch von der Konstanz her. Er steht auch dann zum Team, wenn es nicht so gut läuft, und er kann jederzeit bemerkenswerte Leistungen zeigen, an die man sich noch lange erinnert. Er hat bei Ferrari etwas aufgebaut, was es vielleicht nie wieder geben wird", lobte der 58-Jährige.

Montezemolo hält auch auf Massa große Stücke

Auch von Neuzugang Felipe Massa hält er viel: "Jetzt haben wir Massa, einen jungen Fahrer mit enormem Potenzial, den wir schon seit einigen Jahren kennen. Durch die Zusammenarbeit mit Michael wird er viel lernen, und es war aus unserer Sicht wichtig, mit dem Generationenwechsel mitzugehen, der gerade in der Formel 1 stattfindet", sagte Montezemolo.

Michael Schumacher und Luca di Montezemolo

Ein Präsident wie aus dem Bilderbuch: Luca di Montezemolo mit Schumacher Zoom

Abgesehen von den Ferrari-Themen nahm er sich aber auch die Entwicklung der Formel 1 insgesamt vor, in der Ferrari bekanntlich schon lange auf der Seite von Bernie Ecclestone und der FIA steht. Zwar war Fiat anfangs die treibende Kraft hinter der Vereinigung der Automobilhersteller, doch in den vergangenen Jahren hat sich der Traditionsrennstall aus Maranello immer weiter von der heute GPMA genannten Herstellervereinigung entfernt.

"2008 werden wir eine Situation mit Einstimmigkeit unter allen Teams, die in der Formel 1 antreten, haben", prophezeite Montezemolo. "Die, die den Plänen nicht zustimmen, werden ja wohl nicht gegen sich selbst Rennen fahren! Die echte Weltmeisterschaft wird die sein, an der Ferrari mitwirkt. Jeder Formel-1-Fan weiß, wofür diese Firma steht, wohingegen sich viele Hersteller nach dem ersten WM-Erfolg überlegen würden, wieder aus der Formel 1 auszusteigen. Das ist nicht unsere Art."

Ferrari ist als einziges Team seit dem ersten Rennen dabei

"Mit Geduld, manchmal mit Courage und oft mit außergewöhnlicher Leidenschaft und Einsatzbereitschaft ist Ferrari seit dem ersten Formel-1-Grand-Prix 1950 in Silverstone ein Teil der Weltmeisterschaft", verwies er auf die große Geschichte des Rennstalls. "Die FIA bewegt sich in die richtige Richtung, und wir unterstützen ihre Ideen, weil sie sich mit unseren decken. Die Formel 1 ist ein Sport, in dem wir schon immer dabei waren - und das werden wir weiterhin sein."

Montezemolo bemühte sich sogar, Ferrari als Privatteam darzustellen, was angesichts der engen Vernetzung mit dem Fiat-Konzern natürlich Unsinn ist. Aber: "Ich möchte klarstellen, dass Fiat Ferrari für den Rennsport keinen einzigen Euro gibt. Alle Aktivitäten im Rennsport hängen alleine von Ferraris Ressourcen ab. Ferrari darf man nicht als Werksteam sehen, sondern wir sind ein Privatteam", so der Italiener.

"Ich möchte klarstellen, dass Fiat Ferrari für den Rennsport keinen einzigen Euro gibt." Luca di Montezemolo

Fiat zahlt angeblich nichts an Ferrari - oder doch?

In Wahrheit profitieren "Schumi" und Co. freilich sehr wohl von den Fiat-Zuschüssen, auch wenn der Automobilkonzern in den vergangenen Jahren finanziell ins Straucheln geraten ist und bei weitem nicht mehr so viel zahlen kann wie früher. Die Fiat-Gelder fließen auch nicht direkt in die Formel 1, sondern in die Firma Ferrari insgesamt - doch deren Budget ist schlussendlich auch ausschlaggebend dafür, wie viel Teamchef Jean Todt Jahr für Jahr verprassen darf...

"Wir stehen heute im Wettbewerb mit Toyota, dem größten Automobilhersteller der Welt, und mit weiteren Großkonzernen wie Mercedes, BMW, Honda und Renault. Das sollte man nicht vergessen", fügte Montezemolo zu diesem Thema an. Dass Ferrari nach Toyota trotzdem das größte Budget der Formel 1 hat - freilich zum Teil finanziert durch Sponsoren wie 'Marlboro' und 'Vodafone' - erwähnte er dabei natürlich nicht...