Minardis starten aus der Boxengasse

Weil sie im Qualifying absichtlich ihre fliegenden Runden abgebrochen haben, müssen die Minardi-Piloten aus der Box starten

(Motorsport-Total.com) - Das Vorgehen der Minardi-Piloten, die im heutigen Qualifying in Melbourne ihre fliegenden Runden abgebrochen haben, war kein Missgeschick, sondern gezielte Taktik. Offenbar hat die gewitzte Truppe um Teamchef Paul Stoddart ein Schlupfloch im Reglement ausfindig gemacht.

Titel-Bild zur News: Justin Wilson

Justin Wilson muss morgen wohl aus der Boxengasse ins Rennen starten

Bekanntlich müssen alle Fahrzeuge über Nacht im Parc Fermè aufbewahrt werden, arbeiten dürfen die Teams daran aber nicht mehr beziehungsweise nur noch unter strengen Auflagen. Dies gilt jedoch nicht für jene Autos, die im Qualifying keine Zeit fahren. Sprich: Jos Verstappen und Justin Wilson müssen morgen wahrscheinlich von der Boxengasse aus ins Rennen gehen, doch dem Team bleibt die ganze Nacht, um sich auf das Rennen wie gehabt vorzubereiten.

"Wir hatten bei den Tests ein paar Probleme mit der Zuverlässigkeit", begründete Paul Stoddart seinen Vorstoß, "also haben wir uns absichtlich dazu entschlossen, aus der Box zu starten. Wir wissen, dass die Ausfallsrate in Melbourne hoch ist. Wenn wir es hinbekommen, sind Punkte drin." Die FIA wird darüber sicher nicht erfreut sein, Konsequenzen befürchtet der Australier aber nicht: "Wir haben natürlich erst die Regeln überprüft, bevor wir so vorgegangen sind."

"Ich glaube, dass wir viele interessante Strategien sehen werden. Unsere ist eine davon. Ob sie aufgehen wird oder nicht, dass werden wir erst sehen, aber wir haben innerhalb der Regeln diese Strategie ausgewählt. Ich finde, dass die Formel 1 dadurch interessanter wird", ergänzte er. Auch mit der 107-Prozent-Regel, von der sowieso niemand weiß, ob sie überhaupt noch gilt, gibt es keine Komplikationen zu befürchten: "Als Grundlage dienen unsere gestrigen Zeiten, mit denen wir klar innerhalb der 107 Prozent sind."

Seitens der Rennleitung oder der FIA gibt es noch kein offizielles Statement zum Minardi-Verhalten, es ist jedoch zu vermuten, dass es missbilligt wird. Ob es zu Konsequenzen kommen kann, ist uns zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt, anzunehmen ist es aber nicht. Jedoch darf angenommen werden, dass die entsprechenden Bestimmungen möglicherweise schon bis zum nächsten Rennen abgeändert werden, damit derartiges nicht mehr vorkommen kann.

Indes verteidigte auch Justin Wilson die Entscheidung seines Teams, lieber in der Nacht die Autos auf das Rennen vorzubereiten, was ja doppelt wichtig ist, weil es kein Warm-Up mehr gibt, als ernsthaft am Qualifying teilzunehmen: "Wir wären wahrscheinlich sowieso ganz hinten gestanden, aber so haben wir uns wenigstens einen anderen Vorteil verschafft."