• 25.02.2002 16:46

Michelin geht optimistisch in die neue Saison

Reifenhersteller Michelin freut sich auf die neue Saison und blickt optimistisch zum ersten Lauf nach Melbourne

(Motorsport-Total.com) - Die Stunde der Wahrheit naht: Die Motorsportwelt steht Kopf ? und dies nicht nur, weil der erste Grand Prix des Formel-1-Jahres 2002 fast schon traditionell "down under" in Australien stattfindet. Mehr als vier Monate nach dem Saisonfinale 2001 fiebern weltweit die Fans dem Start des Formel-1-Zirkus ebenso sehnsüchtig entgegen wie die Fahrer und Teams. Denn wenn am kommenden Samstag um drei Uhr morgens deutscher Zeit auf dem Stadtkurs von Melbourne das Qualifying beginnt, dann liegen erstmals die Karten auf dem Tisch und das Täuschen und Tarnen der WM-Vorbereitungsphase hat ein Ende. Das Testverbot, das zwischen dem Rennende in Suzuka und dem 1. Januar die Motoren schweigen ließ, erhöht die Spannung noch zusätzlich. Michelin und seine Partner-Teams McLaren-Mercedes, BMW-Williams, Renault, Jaguar Racing, Toyota und Minardi-Asiatech haben die kurze Zeit seit Jahresbeginn bestmöglich genutzt. Für den französischen Reifenhersteller ? der im Jahr eins seiner Rückkehr in die Formel 1 gleich vier Grand Prixs gewinnen konnte ? ist der Große Preis von Australien der Beginn der zweiten Saison in der Königsklasse.

Titel-Bild zur News: Michelin

Michelin freut sich auf die neue Saison, die am 3. März in Melbourne beginnt

Mit verstärkten Kräften: Neben BMW-Williams, Jaguar Racing, Renault (zuvor Benetton) und Minardi-Asiatech ? die bereits im vergangenen Jahr auf Michlin-Reifen vertrauten ? setzen in dieser Saison auch McLaren-Mercedes sowie Neueinsteiger Toyota auf Rennpneus aus Clermont-Ferrand. Gerade der Wechsel des Topteams McLaren-Mercedes zum französischen Reifenhersteller bestätigt Pierre Dupasquier in seiner Einschätzung des Jahres 2001. "In der vergangenen Saison konnten wir ? wenn wir ein gutes Paket geschnürrt hatten ? absolut dominieren", freut sich der Michelin-Motorsportdirektor und fügt augenzwinkernd hinzu: "Ich bin überzeugt, dass die Ingenieure von McLaren dies aufmerksam verfolgt haben."

Zum Auftaktrennen erwartet die Piloten eine außerst selektive Strecke: Der 5,302 Kilometer lange Kurs gehört zum normalen Straßensystem Melbournes und wartet speziell zu Beginn eines jeden Grand-Prix-Wochenendes mit einem ausgesprochen verschmutzten Asphaltbelag auf. Dieser rutschige Untergrund stellt große Anforderungen an die Rennreifen, von denen Michelin insgesamt 1.900 Exemplare für seine sechs Partnerteams gen Australien transportiert hat. "Der Albert Park Circuit ist ein Straßenkurs; das bedeutet normalerweise, dass das Grip-Niveau dort sehr niedrig ist. Das Layout ist beherrscht von einer Kombination aus langsamen und mittelschnellen Kurven, weist aber auch zwei Hochgeschwindigkeitsabschnitte auf, die bei der Fahrzeugabstimmung berücksichtigt werden müssen", erläutert Sam Michael, Chefingenieur des BMW-Williams-Teams. "In Melbourne ist maximaler Anpressdruck zusammen mit einer mechanischen Abstimmung gefragt, die beim Beschleunigen aus den langsamen Ecken eine gute Traktion bietet, ohne dabei die Balance des Fahrzeugs in der Kurvenmitte zu beeinträchtigen. Die Anzahl der Stellen, an denen aus hoher Geschwindigkeit verzögert werden muss, stellt hohe Ansprüche an die Bremsen ? diesbezüglich ist die Strecke vielleicht nicht die härteste im Grand-Prix-Kalender, aber wir unterschätzen dies nicht. Ich bin sicher, dass Michelin im zweiten Jahr nach seinem Formel-1-Comeback mit Fortschritten aufwarten wird."

Dass der französische Reifenspezialist nun zwei der drei Topteams ausrüstet, sieht Duspasquier als großen Vorteil für alle Beteiligten: "Natürlich profitiert die Entwicklung unserer Pneus davon, wenn wir nun Werte zweier Spitzenteams zur Verfügung haben. Gleichzeitig besitzen die Ingenieure der beiden Teams dank des gemeinsamen Parameters Reifen nun eine gute Vergleichsmöglichkeit, die ihnen bei der Weiterentwicklung der Fahrzeuge helfen wird."

Wie weit diese Entwicklung bei allen Teams fortgeschritten ist, wird sich am kommenden Wochenende auf dem fünften Kontinent zeigen. Zu dem ersten Rennen der Saison reisen alle Teams mit einer ungewöhnlichen Mischung aus Selbstbewusstsein und Tiefstapelei. So zeigt sich Mika Salo, Fahrer des neuen Toyota-Werksteams, sehr zufrieden mit den Vorbereitungen auf die Saison. "Der Toyota-Motor ist sehr stark", schwärmt der ehemalige Ferrari-Pilot aus Finnland. "Ich stelle aber keinerlei Erwartungen an unser Abschneiden beim ersten Rennen. Denn je höher die Erwartungen sind, desto größer kann die Enttäuschung sein."

Etwas konkreter wird in diesem Zusammenhang Jaguar-Jaguar-Pilot Eddie Irvine. "Wir haben in puncto Gewichtseinsparung und Aerodynamik Fortschritte gemacht", fasst der Nordire die wichtigsten Aspekte der Vorbereitung der Mannschaft um Niki Lauda zusammen. "Einen Platz unter den besten Zehn beim Abschlusstraining halte ich für sehr gut möglich." Generell geht der Vizeweltmeister des Jahres 1999 davon aus, gemeinsam mit seinem Teamkollegen Pedro de la Rosa Jaguar Racing näher an die drei Topteams heranführen zu können. Als wichtigen Faktor schätzt er dabei die Rennpneus ein. "Die Performance der Michelin-Reifen ist so beeindruckend, das ich glaube, dass jedes Team ohne diese Pneus einen großen Nachteil haben wird", zeigt sich Irvine beeindruckt. "Nicht zuletzt deshalb dürfte auch Renault in dieser Saison für einige Überraschungen sorgen."

Tatsächlich zeigten sich die gelb-blauen Renner aus Viry-Châtillon in beachtlicher Frühform. Sowohl bei Testauftritten in Barcelona als auch in Valencia gehörten Jarno Trullli und Jenson Button stets zu den Schnellsten. Dementsprechend positiv sehen die Piloten des Michelin-Renault-Teams dem Saisonstart entgegen. "Ich glaube, wir haben für 2002 und die weitere Zukunft ein gutes Paket geschnürt", zeigt sich Button überzeugt. "Ich freue mich auf Australien", fügt Trulli hinzu. Ebenso zuversichtlich reist Minardi Asiatech zum fünften Kontinent. "Alle im Team sind sehr optimistisch", fasst Alexander Yoong die Stimmung bei dem Team aus Faenza zusammen. "Wir werden einige Leute überraschen. WM-Punkte liegen für uns in diesem Jahr absolut im Bereich des Möglichen."

Eher auf die Euphoriebremse tritt hingegen das BMW-Williams-Team. "Da ? mit Ausnahme von Ferrari ? alle Teams mit neuen Autos und neuen Motoren antreten, steht hinter dem Thema Standfestigkeit ein Fragezeichen", erklärt BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger. "Das BMW-Williams-Team hat sich mit einem außerordentlichen Testaufwand auf die Saison vorbereitet. Das gibt uns ein gutes Gefühl für Melbourne, aber keine Sicherheit. Da der Kurs im Albert Park keine permanente Strecke ist und dort nicht getestet werden kann, stehen auch die Reifenhersteller vor einer besonderen Herausforderung. Für Spannung ist also allemal gesorgt."

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