• 25.02.2002 11:02

Schumacher erwartet keinen Sieg in Melbourne

Ferrari-Fahrer Michael Schumacher genießt die letzten freien Trage vor dem Saisonstart zusammen mit Ehefrau Corinna in Australien

(Motorsport-Total.com/dpa) - Kurz vor dem Saisonstart sitzt Michael Schumacher "down under" in der Sonne und lässt es sich gut gehen. Mit Ehefrau Corinna genießt der viermalige Formel-1-Weltmeister die letzten freien Tage, ehe es am Freitag beim Freien Training zum Großen Preis von Australien in Melbourne zum ersten Richtung weisenden Aufeinandertreffen mit der Konkurrenz kommt. "Am meisten freue ich mich erst mal auf die Wärme und darauf, mit Corinna ein paar freie Tage vor dem Rennwochenende zu haben", teilte Schumacher am Montag auf seiner Website mit.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher genießt derzeit ein paar freie Tage in Australien

Aber trotz der Sonnenbäder bei gut 30 Grad im Schatten und den traumhaften, Kilometer langen Sandstränden brennt der erfolgshungrige Ferrari-Star noch mehr dem Grand-Prix-Auftakt am Sonntag (Start: 04.00 MEZ/live in RTL und Premiere World) in Melbourne entgegen. "Ich freue mich auch auf das Rennen, denn es ist doch jedes Jahr wieder so: Nach der ganzen Testerei will man endlich wissen, wo man steht", sagte der haushohe WM-Favorit. "Man will endlich sehen, wie stark die anderen sind. Von den Testergebnissen her kann man sich doch höchstens ein vages Bild machen."

An eine Wiederholung seines Vorjahreserfolges im Albert Park glaubt Schumacher trotz aller Vorfreude nur bedingt. "Wahrscheinlich wird es für uns eher auf sechs oder vier Punkte hinauslaufen." Der 53-malige Grand-Prix-Sieger rechnet mit dem zweiten oder dritten Platz auf dem 5,303 km langen Stadtkurs. Dass Ferrari wegen der Getriebeprobleme am neuen F2002 mit dem Vorgängermodell antreten muss, bereitet ihm offensichtlich mehr Bauchschmerzen, als er bislang zugegeben hat. "Natürlich ist das schade, keine Frage", räumte der Kerpener ein. "Natürlich ist man da erst mal etwas enttäuscht. Aber die Situation ist wie sie ist, man muss sich darauf einstellen."

Den Kopf deshalb hängen zu lassen, kommt für die Kämpfernatur nicht in Frage. McLaren-Mercedes und BMW-Williams kündigte er großen Widerstand an: "Wir haben meiner Meinung nach trotzdem auch eine Chance zu gewinnen." Ob dies gelingt, hängt in erster Linie von der Stärke der Konkurrenz ab, denn bezüglich Zuverlässigkeit und Standfestigkeit war der F2001 im Vorjahr das Maß aller Dinge. Schumacher spricht voller Respekt von den "Silberpfeilen" mit David Coulthard und BMW-Williams mit seinem Bruder Ralf und Juan-Pablo Montoya: "Die Fortschritte, die diese beiden Teams mit ihrem neuen Auto in den letzten Wochen gemacht haben, sind nicht zu übersehen."

Dennoch klammert sich Schumacher an die Hoffnung, mit seinem "Oldtimer" den neuen Autos Paroli bieten zu können. "Unser Vorjahresmodell ist ja nicht von schlechten Eltern und war bei allen Tests zuletzt konstant gut. Auf jeden Fall werden wir in Melbourne unser Bestes versuchen. Und für die Meisterschaft, denke ich, können wir optimistisch sein." Daher mache "die Entscheidung, mit dem alten Auto anzutreten, auch Sinn. Was nützt es uns, schnell zu sein, aber keine Punkte mitzunehmen? Die Saison besteht aus vielen Rennen, da kann jeder Punkt wichtig werden".

Wie lange Ferrari auf den F2001 setzen muss, lasse sich frühestens nach Australien sagen. "Das hängt natürlich sehr vom ersten Rennen ab, vom Abstand zu den anderen Teams", meinte der Rheinländer. "Erst danach können wir sehen, ob es wichtig sein könnte, vielleicht mehr Risiko einzugehen und eventuell pushen zu müssen." Dass ein Vorjahresmodell kein Nachteil sein muss, zeigten Niki Lauda und Jody Scheckter schon einmal mit Ferrari: Sie holten trotz oder dank der "alten Kisten" 1977 bzw. 1979 jeweils den Titel.

Auch das blau-weiße und silberfarbene Lager sieht für sich keinen Vorteil darin, dass die "Roten" mit dem alten Renner antreten. "Das ist schwer zu beurteilen. Ich weiß ja nicht, wie gut deren neues Auto ist", meinte Mercedes-Benz-Motorsportchef Norbert Haug. Ferrari sei auf jeden Fall der Favorit für Melbourne. BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger sieht sogar eher ein Plus für Ferrari: "Das alte Auto ist sehr standfest und hatte im Vorjahr einen großen Vorsprung. Sollte es durchfahren und die anderen neuen ausfallen, wäre es sogar ein Vorteil, mit ihm anzutreten."