Michael Schumacher im Interview
Michael Schumacher über die Vorstartprobleme, das Duell mit Ralf Schumacher und seinen Sieg
(Motorsport-Total.com/dpa/sid) - Frage: "Ein Triumph beim Heimrennen, ein spannendes Duell mit dem Bruder - wie sieht Ihre Nürburgring-Bilanz aus?"
Michael Schumacher: "Ein schöner Abschluss des Rennwochenendes. Die Atmosphäre da draußen war ganz klasse. Ein Dankeschön an die Fans, die mich das ganze Wochenende unterstützt haben. Zu Hause zu gewinnen, ist immer etwas ganz Spezielles. So wie das Wochenende verlaufen ist, mit der Pole Position gestern und dem Kampf mit Ralf im ersten Teil des Rennens - das war sicher so, wie es sich viele Zuschauer gewünscht hatten. Leider musste Ralf für eine kleine Sache eine Stop-and-Go-Strafe einstecken. Ich weiß nicht, ob es wirklich gerechtfertigt war. Insofern war der Zweikampf hinüber."

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Vor dem Rennen musste PS-Power der Konkurrenz herhalten...
Frage: "Diesmal war der Kampf gegen Ralf viel härter als beim letzten Mal in Kanada. Fahren Sie gegen ihn härter als gegen Andere?"
Schumacher: "Es ist nicht härter, nein, nein. Wir gehen ans Limit, das muss man. Ich würde das auch im Zweikampf mit Anderen machen. Er macht mir keine Geschenke, ich ihm auch nicht. Wir beide arbeiten für verschiedene Teams. Auch in den letzten Rennen haben wir uns das Leben gegenseitig schon sehr schwer gemacht. Aber wir lassen uns immer Platz zum Überleben. Ich freue mich immer, wenn ich gegen meinen Bruder kämpfen kann."
Frage: "Bis zu dem Fehler von Ralf hatten Sie einige Probleme, Ihren Bruder hinter sich zu halten. Hätten Sie das Rennen auch ohne die Zeitstrafe für Ralf gewonnen?"
Schumacher: "Es wäre sicher sehr eng geworden, leider werden wir das nie herausfinden. Aber nachdem wir mit dem ersten Reifensatz große Probleme hatten und danach das Auto gut verstellt hatten, glaube ich, dass ich es auch so geschafft hätte. Es wäre aber bis zum Schluss spannend gewesen."
Frage: "Sind Sie der Ansicht, dass Sie am Start wirklich fair mit Ihrem Bruder umgegangen sind, als Sie ihn in Richtung Boxenmauer drängten?
Schumacher: "Mein Start war nicht so gut, und ich habe Ralf neben mir gesehen. Ich wusste nicht, auf welcher Strategie er war, und musste deshalb sicher gehen, als Erster in die erste Kurve einzubiegen. Da muss man schon mal eine harte Linie fahren. Ich habe ihn nicht berührt, und die Regeln erlauben es, um vorne zu bleiben. Ich denke, er hat die Mauer nicht berührt. Es ist eng, ich weiß. Vielleicht sieht es unfair aus. Aber andererseits: So sind die Regeln. Dies ist erlaubt. Man muss sehen, dass man an der Spitze bleibt. Wir hatten diese Diskussion früher schon mal. Ich denke, es ist klar, was erlaubt ist und was nicht."
Frage: "Auf der Ehrenrunde sind Sie ganz langsam gefahren. Wie haben Sie den Jubel der Zuschauer erlebt?"
Schumacher: "Es war wunderschön. Es ist immer etwas Besonderes, zu Hause zu sein. Ferrari löst immer sehr viele Emotionen aus. Aber es scheint hier und in Hockenheim nochmal extra aufregend zu sein. Ich wollte ganz langsam fahren und alles in mich aufnehmen, was mir die Leute mir geben. So wollte ich wenigstens ein bisschen mit ihnen feiern. Die sitzen das ganze Wochenende da und drücken die Daumen."
Frage: "Wäre es Ihnen lieber gewesen, Sie hätten bis zum Schluss mit Ihrem Bruder kämpfen müssen?"
Schumacher: "Ja, denn das hätte bedeutet, dass David Coulthard einen Platz schlechter platziert wäre. Natürlich ist es mir lieber, wenn mein Bruder Erfolg hat als jemand anderes. Das ist ganz normal."
Frage: "Kann Silberpfeil-Pilot Coulthard Sie in der WM überhaupt noch einholen?"
Schumacher: "Ich kann genügend Erfahrungen aufzählen, wo wir sehr weit hinten waren und noch nach vorne kamen. Da ist noch viel zu viel offen, da darf man niemanden abschreiben."
Frage: "Was war auf der Einführungsrunde los, als Sie auf der Strecke stehen blieben und mit dem Motorroller zurück an die Box fuhren?"
Schumacher: "Wir wollten das T-Car ausprobieren, weil wir nach dem Warm-Up einige Teile ausgewechselt hatten. Ich wollte schon mit meinem Einsatzauto fahren. Es ist schon ein mulmiges Gefühl, auf der Strecke stehen zu bleiben, zumal es sehr weit entfernt von der Box war. Aber es war noch genügend Zeit."

