• 24.06.2001 16:15

  • von Fabian Hust

Michael Schumacher gewinnt den Großen Preis von Europa

Nach dem Sieg auf dem Nürburgring läuft das Projekt Titelverteidgung für Michael Schumacher voll nach Plan

(Motorsport-Total.com) - Michael Schumacher liegt nach seinem dritten Sieg auf dem Nürburgring und seinem fünften Saisonsieg im neunten Rennen zwar weiterhin voll auf Titelkurs, doch das Rennen in der Eifel hat einmal mehr gezeigt, dass Bruder Ralf Schumacher in Zukunft ein sehr, sehr harter Gegner für den Ferrari-Piloten sein wird, wohingegen McLaren-Mercedes immer mehr an Boden zu verlieren scheint.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher jubelt über seinen 49. Formel-1-Sieg

Das Rennen hatte noch gar nicht begonnen, da sollte sich zeigen, dass es für Michael Schumacher heute - zumindest im ersten Renndrittel -kein einfaches Rennen werden würde. Auf der Fahrt mit dem Ersatzauto um die Strecke kurz vor dem Start blieb der Deutsche mit seinem Ferrari am anderen Streckenende stehen und musste sich ausgerechnet einen BMW-Motorroller schnappen, mit dem er an die Box zurückfuhr, um dort in das Einsatzauto zu wechseln.

Der Start verlief für die Fahrer vorne ohne Probleme, Ralf Schumacher kam als Zweiter aber ein wenig besser weg als sein Bruder und der Ferrari-Pilot zog nach rechts, um Ralf Schumacher keine Möglichkeit zu geben, überholen zu können. Die Aktion war sicherlich grenzwertig, weswegen sich Ralf Schumacher nach dem Rennen auch nicht sonderlich glücklich zeigte, doch der Ferrari-Pilot verteidigte sein Manöver: "Ich würde das bei jedem Fahrer tun, schließlich fahren wir ja für zwei unterschiedliche Teams. Ich lasse aber auf jeden Fall Raum zum Überleben."

In den ersten Runden des Rennens konnte sich Michael Schumacher ein wenig von seinem Bruder absetzen, dann fuhren die beiden eine Weile identische Rundenzeiten, bis der Michelin-Reifen sich erholte und Ralf Schumacher mit Riesenschritten aufholen konnte und seinem Bruder wie zuletzt in Kanada im Heck hing.

"Wir hatten Probleme mit dem ersten Reifensatz", erklärte Michael Schumacher, warum Ralf Schumacher spielend leicht hätte schneller fahren können und auch dessen Teamkollege Juan-Pablo Montoya als Dritter den Beiden immer näher kam. Der Formel-1-Neuling drehte einen Rundenrekord nach dem anderen.

In Runde 28 kamen Michael Schumacher und Ralf Schumacher gleichzeitig an die Box, weshalb sich die Reihefolge auf der Strecke diese Mal im Gegensatz zu Kanada, als Ralf Schumacher wesentlich länger auf der Strecke blieb, nicht veränderte. Michael Schumacher war in der Lage, mit seinem zweiten Reifensatz deutlich schneller zu fahren als zuvor und konnte den Abstand auf Ralf Schumacher somit konstant halten.

Dann folgte die riesige Schrecksekunde für Ralf Schumacher, als ihn die Rennleitung zu einer 10-Sekunden-Zeitstrafe verdonnerte. Grund dafür war, dass der 25-Jährige beim Herausfahren aus der Box mit zwei Rädern über die weiße Linie fuhr, was nicht erlaubt ist. Der halbe Fehler wurde mit jedoch voller Härte bestraft und kostete Ralf Schumacher einen möglichen Sieg, der nach Aussage von BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen nicht unwahrscheinlich gewesen wäre.

Den zweiten Platz erbte Teamkollege Juan-Pablo Montoya, der diesen auch bis ins Ziel retten konnte, aber nicht ernsthaft auf Michael Schumacher aufholen konnte, der sich an der Box die Flügeleinstellung etwas modifizieren liess und das Auto damit etwas besser lief. Für den Kolumbianer war es erst die zweite Zielankunft in dieser Saison. Er konnte damit den Erfolg von Barcelona wiederholen.

David Coulthard fuhr im Gegensatz zu den BMW-Williams und dem Ferrari von Michael Schumacher mit einem Stopp und arbeitete sich mühsam auf den dritten Platz nach vorne - mit 25 Sekunden Rückstand auf Schumacher. Teamkollege Mika Häkkinen wandte ebenfalls eine Ein-Stopp-Strategie an und kam mit rund 65 Sekunden Rückstand auf den sechsten Platz. Die Silberpfeile waren Rot und Blau-weiß auf dem Nürburgring deutlich unterlegen.

Ralf Schumacher wurde nach seiner Strafe nur noch Vierter und war anschließend so sauer, dass er sich in das Motorhome verkroch und keine Interviews gab. Rubens Barrichello kam trotz eines heftigen Pistenausritts im Ferrari noch auf den fünften Platz und hatte rund 46 Sekunden Rückstand auf Teamkollege Schumacher.

Für die beiden anderen Deutschen im Feld endete das Rennen bereits vorzeitig. Sauber-Pilot Nick Heidfeld musste mit einem technischen Defekt sein Auto abstellen, Heinz-Harald Frentzen rutschte mit seinem Jordan-Honda in Runde 49 von der Strecke und musste sein Auto ebenfalls vorzeitig verlassen. Den Mönchengladbacher ließ beim Herausbeschleunigen aus einer Kurve die Traktionskontrolle im Stich und verlor wie schon Barrichello in Kanada die Kontrolle über sein Fahrzeug.

Im Kampf um den WM-Titel hat Michael Schumacher nun nach 9 von 17 Runden gute Karten. Der 49. Karriere-Sieg bringt den Kerpener mit 68 WM-Punkten 24 WM-Punkte vor WM-Widersacher David Coulthard. Rubens Barrichello ist Dritter mit 26 Punkten, Ralf Schumacher lauert mit 25 WM-Zählern auf dem vierten Platz. Vize-Weltmeister Mika Häkkinen liegt abgeschlagen mit neun WM-Punkten auf dem sechsten Platz.