• 01.10.2002 12:15

  • von Fabian Hust

Michael Schumacher: Gespielte Freude?

Einige Experten wollen Michael Schumacher nicht so recht abkaufen, dass er sich über den verschenkten Sieg gefreut hat

(Motorsport-Total.com) - So richtig wusste zunächst keiner von beiden, wer denn nun in Indianapolis gewonnen hat. Und auch nachdem klar war, dass es Rubens Barrichello war, der um 0,011 Sekunden vor Michael Schumacher gewann, herrschte Verwirrung. Zunächst gab der Deutsche zu, dass er eigentlich schon gewinnen wollte, eben nur so knapp wie möglich vor seinem Teamkollegen. Dann plötzlich sprach er von einer verdienten Revanche für das Rennen in Österreich, als ihn Barrichello nach Aufforderung des Teams den Sieg schenkte.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Schumacher: Ärgert er sich tief im Inneren doch über den verschenkten Sieg?

Alles ein wenig komisch, dachten die Experten nach dem Rennen und so richtig glauben will wohl niemand, dass Michael Schumacher sich freute, als er den Sieg "aus Versehen" seinem Teamkollegen überließ. "Michael hatte wohl Zündaussetzer", meinte BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen nach dem Rennen gegenüber der 'Bild'-Zeitung. "Da, wo der Mensch denkt. Ein klassischer Fall von technischen Problemen."

War die Freude im Parc Fermé, als er Rubens Barrichello abklatschte und halbherzig umarmte, also nur eine Show für die Kameras? "Soll man denn ernsthaft glauben, dass sich ein derart erfolgsorientierter Fahrer wie Michael Schumacher über so einen Vorfall freut?", meinte ein Insider nach dem Rennen und ein anderer Beobachter schildert der 'Sun' das, was viele Fans nicht sehen konnten: "Als Michael aus dem Auto stieg, da konnte man sehen, dass er stinksauer war. Er wusste, dass er es vermasselt hat. Aber als er bemerkte, dass er gefilmt wird, da legte er die Arme um Rubens und begann ihn zu umarmen."

Michael Schumacher hat so den Rekord der meisten Siege pro Saison nicht weiter ausbauen können, und auch wenn sich der fünffache Weltmeister immer betont gelassen gibt, was solche Statistiken angeht, so sind sie ihm dennoch wichtig. Am späten Montagnachmittag kehrte der Deutsche mit seiner Frau Corinna nach Hause zurück, nach einer Woche Urlaub in den Staaten stehen nun wieder die eigenen Kinder im Vordergrund. In dieser Woche kommen einige Freunde zu Besuch und der Ferrari-Pilot kann sich ein paar Tage erholen, da er nicht zu Testfahrten eingeteilt ist.

Auch am Montagaben vertrat Schumacher die gleiche Meinung wie zuletzt in Indianapolis: "Ich dachte einfach, dass es schön wäre, gemeinsam mit Rubens über die Ziellinie zu fahren. Wir hatten eine so gute Saison zusammen und wir verstehen uns mittlerweile so gut, dass ich das schön gefunden hätte als Zeichen unseres Zusammenhalts. So wie in alten Go-Kart-Zeiten, wo man auch gemeinsam über die Ziellinie fährt und sich dabei noch an der Hand nimmt", erklärt der Rekordsieger auf seiner Homepage.

"Als dann Rubens diesen Tick früher als ich über die Ziellinie fuhr, fand ich das erst recht völlig okay", versichert der zweifache Familienvater. "Er hat es verdient, und er hat mir in dieser Saison ja auch schon geholfen, daher fand ich das absolut in Ordnung. Ich wollte bestimmt niemanden damit brüskieren, sondern unsere Gemeinschaft, unseren Team-Spirit demonstrieren, indem wir gemeinsam die Ziellinie überqueren."

Das Dumme war nur: Michael Schumacher versprach den Medien das ganze Wochenende über einen offenen Zweikampf ohne Stallorder und er machte damit deutlich, dass er gewinnen möchte. Stattdessen stand am Ende wieder der falsche Sieger auf dem Podium.