Indianapolis: Solo-Auftritt für das Ferrari-Duo
Im "Nudeltopf" von Indianapolis gab Ferrari den an der Dominanz der Roten satt gesehen Fans nochmals einen kräftigen Nachschlag
(Motorsport-Total.com) - Dass Ferrari das Rennen in Indianapolis dominieren würde, war für niemanden mehr eine Überraschung, dass ein Wimpernschlag alles umdrehen kann jedoch schon. Der Sieger hätte zum elften Mal in dieser Saison Michael Schumacher heißen können, stattdessen sicherte sich der Brasilianer seinen vierten Saisonsieg. Was der Konkurrenz schmerzt: Es war der vierte Doppelsieg für Ferrari in Folge und der insgesamt achte der Saison.

© Ferrari
Ferrari staubte von Beginn des Rennens der Konkurrenz auf und davon...
Ferrari ? 205 WM-Punkte ? Konstrukteursweltmeister
Von Anfang an war Ferrari in Indianapolis in einer eigenen Liga unterwegs. Die Bestzeiten gingen das ganze Wochenende über an die Roten und auch der Unfall von Rubens Barrichello am Freitag, wodurch er praktisch den ganzen Tag verlor, konnte den Brasilianer nicht davon abhalten, im Qualifying locker die zweite Position herauszufahren. Michael Schumacher gelang unterdessen der Pole-Position-Hattrick.
Im Rennen waren beide Fahrer im Grunde genommen gleich stark, die Pole Position war für Michael Schumacher ausschlaggebend für den Sieg, der dann wegen des verpatzten Foto-Finishs doch keiner werden sollte. Mit 1:12.728 Minuten drehte Rubens Barrichello in Runde 27 die schnellste Runde des Rennens, Michael Schumacher war eine Runde zuvor um 0,016 Sekunden langsamer gewesen.
In Sachen Zuverlässigkeit und Konkurrenzfähigkeit des Autos gab es ebenso wenig auszusetzen wie an der Arbeit der Mannschaft in der Boxengasse. Ferrari hatte als einziges Top-Team erneut eine rundum perfekte Arbeit an den Tag gelegt und beide Fahrzeuge in das Ziel gebracht. Obendrein hat sich Rubens Barrichello endgültig den Vizetitel gesichert.
Kurzprognose:
Ferrari sollte in Suzuka noch einen Tick überlegener sein als zuletzt in den USA, da die Streckencharakteristik dem F2002 noch mehr entgegen kommen sollte. Unter normalen Umständen heißt das: Doppelsieg Nummer neun ist fällig.
BMW-Williams ? 89 WM-Punkte ? Platz 2
Nachdem man zuletzt einige Probleme mit der Zuverlässigkeit hatte, erwiesen sich im Rennen beide Autos als zuverlässig und man war auf einem Level mit McLaren-Mercedes unterwegs. Im Qualifying jedoch erwies sich der Silberpfeil als einen Tick stärker. Die Kollision zwischen den beiden Teamkollegen in Runde zwei, die Ralf Schumacher einen Heckflügel kostete und Juan-Pablo Montoya ins Gras zwang, war unnötig und sorgte für verständlichen Ärger im Team.
Auch Juan-Pablo Montoya leistete sich einen dummen Fehler, als er eine Boxentafel missverstand und zehn Runden zu früh an die Box kam, was erstens das Team verwirrte und zweitens die Strategie durcheinander brachte. Auch dieser Fehler half der Stimmung bei den Weiß-Blauen nicht gerade auf die Sprünge. Als kleines Trostpflaster bleibt der Gewinn des Vizetitels bei den Konstrukteuren und die Tatsache, dass nach dem Doppelausfall von Monza dieses Mal beide Fahrer die Zielflagge sahen.
So kam Juan-Pablo Montoya schlussendlich nicht über den vierten Rang hinaus und Ralf Schumacher musste sich gar mit dem 16. Rang und damit letzten Platz zufrieden geben, nachdem die Reparatur seines Autos an der Box mehr als eine Minute verschlang. In Sachen schnellster Rennrunde war Juan-Pablo Montoya trotz einer Einstopp-Strategie im Vergleich zu der von Ferrari gewählten Zwei-Stopp-Strategie dicht dran, dem Kolumbianer fehlten nur 0,060 Sekunden auf die Barrichello-Bestzeit, bei Ralf Schumacher waren es 0,522 Sekunden, was den vierten Rang bedeutete.
Kurzprognose:
Der verbesserte Motor hat sich dieses Mal als zuverlässig erwiesen, das Gesamtpaket wirkte aber nicht so stark wie erwartet. Unter normalen Umständen können die Weiß-Blauen auch das Rennen in Suzuka nicht gewinnen.
McLaren-Mercedes ? 63 WM-Punkte ? Platz 3
Den Kampf um den zweiten Platz in der Konstrukteurswertung hat McLaren-Mercedes in diesem Jahr gegen BMW-Williams verloren. David Coulthard stand im Qualifying wie im Rennen auf dem dritten Platz, eine erstklassige Leistung. Für Teamkollege Kimi Räikkönen kam es gleich doppelt knüppeldick. Nach der deutlichen Niederlage im Qualifying gegen den Schotten folgte der zehnte Ausfall für den jungen Finnen, erneut war es ein Motorschaden, den es zu beklagen gab.
David Coulthard drehte mit 0,743 Sekunden Rückstand die fünftschnellste Rennrunde, Teamkollege Kimi Räikkönen rangierte einen Rang dahinter mit 1,081 Sekunden Abstand zur Spitze. Der Schotte war wieder einmal mit extrem viel Sprit zu Beginn des Rennens unterwegs und konnte so sogar einigermaßen mit Ferrari mithalten. Mit nur einem WM-Punkt Rückstand hat David Coulthard sogar noch die Möglichkeit, Ralf Schumacher den vierten Rang in der Fahrerwertung streitig zu machen.
Kurzprognose:
McLaren-Mercedes dürfte sich in der Summe auch in Japan als drittstärkstes Team erweisen aber der Aufwärtstrend ist unverkennbar, was für die kommende Saison Hoffnung machen dürfte.
Renault ? 22 WM-Punkte ? Platz 4
Der fünfte Rang war für Jarno Trulli ein starkes Ergebnis, das man vor dem Start so hatte gar nicht erwarten können. Vor allem am Freitag hatte das Team mit der Strecke arg zu kämpfen, im Qualifying gelang Trulli dann aber doch der Sprung auf den achten Rang.
Teamkollege Jenson Button, der das ganze Wochenende über im Schatten des Italieners stand, belegte zum Schluss den achten Rang. Aber immerhin sahen beide Renault die Zielflagge, was angesichts des 20-Sekunden-Vollgasanteils keine Selbstverständlichkeit war. Mit 1,288 Sekunden Rückstand kam Trulli in der Liste der schnellsten Rennrunden auf den neunten Platz, Button belegte mit 1,527 Sekunden Rückstand Rang 12.
Kurzprognose:
Auch in Japan kann man damit rechnen, dass Renault um den einen oder anderen WM-Punkte fahren wird.
Sauber-Petronas ? 11 WM-Punkte ? Platz 5
Das Sauber-Team kann froh sein, dass Verfolger Jaguar in Indianapolis nach einem tollen Freitag doch noch verwachst hat. Denn die Schweizer wollten selbst nicht so recht auf Touren kommen, da konnte auch Heinz-Harald Frentzen nichts daran ausrichten. Mit den Plätzen neun und 13 für Heidfeld und Frentzen gingen beide Fahrer ohne Punkte nach Hause. Frentzen gab nach dem Rennen zu, das Auto zu schlecht zu kennen, weswegen er sich im Setup vertat, dem Auto zu viel Übersteuern beibrachte, was seine mäßige Vorstellung und einen Ausrutscher ins Kiesbett erklärte.
Im Qualifying war Nick Heidfeld ebenso einen Tick schneller als Heinz-Harald Frentzen wie im Rennen, der sich im Vergleich aber unter dem Strich sehr achtbar aus der Affäre gezogen hat. In seiner schnellsten Rennrunde hatte Nick Heidfeld auf Platz 14 liegend 1,819 Sekunden Rückstand, bei Frentzen waren es auf dem 16. Platz liegend 2,058 Sekunden. Zum vierten Mal in Folge müssen die Schweizer ohne Punkte nach Hause fahren.
Kurzprognose:
In Suzuka wird Felipe Massa wieder in den Sauber steigen, dabei gilt Frentzen als ausgesprochener Suzuka-Spezialist, doch das Auto ist so klein, dass es seine Leistung hemmt. Der eine oder andere Punkt kann für die Schweizer im letzten Rennen der Saison noch möglich sein.
Jaguar ? 8 WM-Punkte - Platz 6
Am Freitag schien es noch so, als könne Eddie Irvine an seinen dritten Platz von Monza anknüpfen, doch im Qualifying funktionierten die Michelin-Reifen plötzlich nicht mehr so, wie es sich das Team vorgestellt hatte und prompt wurde aus einem realistisch erscheinenden Startplatz in der Top 6 ein 13. Platz. Im Rennen funktionierte das Auto dann wieder ein wenig besser, aber mehr als ein zehnter Rang war nicht möglich.
Teamkollege Pedro de la Rosa konnte weder im Qualifying noch im Rennen mit dem Iren mithalten, wurde im Qualifying enttäuschender 17. und musste im Rennen mit einem Getriebeschaden aufgeben. In seiner schnellsten Rennrunde war Eddie Irvine auf Platz zehn liegend 1,452 Sekunden langsamer als Barrichello, de la Rosa fehlten in der 25. Runde 2,760 Sekunden.
Kurzprognose:
Jaguar hat in dieser Saison große Fortschritte gemacht aber die Reifen müssen am Auto funktionieren, damit man die Verbesserungen umsetzen kann. In Japan bedeutet das: Passen die Reifen, dann kann man um Punkte fahren, ansonsten fährt man dem Feld wieder hinterher.
BAR-Honda ? 7 WM-Punkte ? Platz 7
Dank Jacques Villeneuves sechsten Rang ist das Team von David Richards an Erzrivale Jordan-Honda vorbeigezogen. Der BAR war in Indianapolis das stärkste Bridgestone-Auto nach dem Ferrari- Auch hier erweisen sich die zuletzt vorgenommenen Veränderungen am Auto, insbesondere seitens Honda, als ausreichend, um vor Teams wie Sauber zu stehen. Olivier Panis enttäuschte auf dem 12. Rang. In seiner schnellsten Rennrunde war Jacques Villeneuve mit 1,110 Sekunden Rückstand auf dem siebten Rang zu finden, Olivier Panis rangierte mit 1,525 Sekunden Rückstand auf dem elften Rang.
Kurzprognose:
Im letzten Rennen wird sich entscheiden, ob BAR-Honda in der WM-Wertung vor Jordan-Honda bleiben wird und im Moment sieht es gut aus, denn die Weißen scheinen ein wenig die Oberhand zu haben und es gibt keinen Grund, warum sich da in Suzuka etwas ändern sollte.
Jordan-Honda ? 7 WM-Punkte ? Platz 8
Mit seinem siebten Platz schrammte Giancarlo Fisichella denkbar knapp an einem WM-Punkt vorbei aber im direkten Duell mit BAR-Honda war man in den Staaten unterlegen. Der Römer hatte in seiner schnellsten Runde 1,287 Sekunden Rückstand und war damit auf dem achten Platz zu finden.
Takuma Sato zeigte eines seiner besten Rennen mit vielen guten Überholmanövern und sah die Zielflagge als Elfter. Dabei hatte das Wochenende für den Formel-1-Neuling gar nicht so gut angefangen. Am Freitag rutschte er in die Reifenstapel und am Samstag platzte ihm am Morgen ein Motor. Mit 1,818 Sekunden Rückstand kam der Japaner auf den 13. Rang der schnellsten Rennrunden. Im Rennen wurde Takuma Sato mit der besten Höchstgeschwindigkeit von 350,1 km/h gemessen.
Kurzprognose:
In den USA war der Honda-Motor sowohl bei BAR als auch bei Jordan im Rennen zuverlässig ? beste Voraussetzungen für das Heimspiel in Japan. Dort hat Jordan wie BAR eine geringe Chance auf den einen oder anderen WM-Punkt. Vor allem Giancarlo Fisichella ist eine Überraschung zuzutrauen, gerade dann, wenn es seit langer Zeit wieder einmal ein Regenrennen geben sollte.
Minardi-Asiatech ? 2 WM-Punkte ? Platz 9
Trotz der bekanntermaßen fehlenden Motorleistung machten die Minardis in Indianapolis eine bessere Figur als zuletzt in Monza, als die PS-Anzahl noch das A und O war. Schade nur, dass die Autos nicht zuverlässig waren. Alex Yoong schied mit einen Motorschaden aus und Mark Webber musste sein Auto mit Problemen an der Servolenkung abstellen. In seiner schnellsten Rennrunde war Alex Yoong zuvor 2,609 Sekunden langsamer als Barrichello gewesen, Webber fehlten 2,629 Sekunden.
Kurzprognose:
Auch im letzten Rennen der Saison wird das Minardi-Team eine Statistenrolle übernehmen.
Toyota ? 2 WM-Punkte ? Platz 10
Beide Toyota waren in Indianapolis nicht konkurrenzfähig. Mika Salo und Allan McNish sahen die Zielflagge als 14. und 15. Auf die schnellste Rennrunde fehlten Salo auf Rang 15 liegend 1,934 und bei McNish auf Platz 17 liegend 2,144 Sekunden. Immerhin waren die Autos aus Köln erneut zuverlässig.
Kurzprognose:
Beim Heimspiel von Toyota in Suzuka ist zu befürchten, dass es nicht viel anders laufen wird als in Indianapolis ? eher im Gegenteil, denn dort ist mehr Abtrieb gefragt, was dem Auto so gar nicht schmeckt.
Arrows-Cosworth ? 2 WM-Punkte ? Platz 11
Auch in den USA war das Arrows-Team nicht am Start, in Japan soll es ebenfalls fehlen. Experten gehen mittlerweile davon aus, dass das Team aufgelöst werden wird.

