• 30.09.2002 13:21

  • von Marcus Kollmann

JPM: "Ich denke, dass ich nichts falsch gemacht habe"

Der Kolumbianer spricht über die Kollision mit Ralf Schumacher zu Rennbeginn, deren Auswirkungen, sowie den vorzeitigen Boxenstopp

(Motorsport-Total.com) - Hätte, wäre, wenn und aber lauten die Worte die Formel-1-Piloten und Teamchefs gerne nach einem nicht wie ursprünglich geplant verlaufenem Rennen bemühen, um ihren Erklärungsnotstand, weshalb man es am Ende nicht schaffte den begehrten Sieg, den Platz auf dem Podium oder WM-Punkte zu holen, etwas herunterzuspielen.

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya (BMW-Williams)

Montoya: "Ich machte beim Boxenstopp einen Riesenfehler"

Im Fall von BMW-Williams und Juan-Pablo Montoya verlief der Große Preis der USA ganz sicher nicht wie erwartet. Auch wenn man nach der Qualifikation am Samstag und der zuvor in den Freien Trainings gesehenen Stärke Ferraris nicht von einem Sieg am Sonntag ausgehen konnte, so ist man nun nach dem vorletzten WM-Lauf um die Erkenntnis reicher, dass eventuell doch etwas gegangen wäre.

Ob einer der BMW-Williams-Piloten von seiner Einstoppstrategie profitieren und das Rennen gewinnen hätte können ist zwar äußerst spekulativ, doch ein Platz auf dem Podium wäre alle Mal drin gewesen.

Den erreichte man aber aus zweierlei Gründen nicht. Zum einen, weil "JPM" und "Schumi II" mit ihrer Kollision am Ende der langen Start-/Zielgeraden zu Beginn der zweiten Runde zwar etwas für die "Show" taten, sich gleichzeitig aber damit auch die Chance auf ein bestmögliches Ergebnis verbauten, und zum anderen, weil der nach dem Zwischenfall in Turn 1 noch im vorderen Feld verbliebene BMW-Williams-Pilot seinen Boxenstopp vorverlegte und damit eine bessere Platzierung herschenkte.

Montoya: "Ralf hat einen Fehler gemacht"

Nach dem aus seiner Sicht ereignisreichen Rennen auf dem Indianapolis Motor Speedway kam Juan-Pablo Montoya nicht darum herum ein paar Fragen zu den beiden vorgenannten Dingen zu beantworten.

Von der internationalen Motorsportpresse danach befragt wie er den Unfall mit seinem Teamkollegen sah, meinte der 27-Jährige dann hinsichtlich der Schuldfrage: "Er hat einen Fehler gemacht, weil er in der letzten Rechtskurve vor der Geraden zu weit nach außen kam. Dadurch konnte ich mich direkt hinter ihn setzen und zum Überholmanöver ansetzen. Ich ging dann auf der Außenseite an ihm vorbei und bremste sehr spät, wohingegen er sich drehte", schilderte Montoya die Entwicklung der Kollision aus seiner Sicht.

"Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wessen Schuld es war"

Gibt der Kolumbianer, der im teaminternen Duell sowohl in der Qualifikation als auch nach WM-Punkten vor seinem deutschen Teamkollegen liegt, Ralf Schumacher die Schuld für den Zwischenfall in Turn 1?

"Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wessen Schuld es war. Ich werde nicht sagen, dass es komplett Ralfs Fehler war, denn wir befanden uns ja im Kampf. Ich habe mir die Szene aber noch nicht im TV anschauen können. Ich weiß nur, dass ich ihm wirklich viel Platz ließ, denn ich war ja auf der Strecke weit rechts außen. Ich bremste so spät, dass ich beinahe die Kurve nicht bekommen hätte, doch ich bekam sie und dann verspürte ich einen Schlag im Heckbereich. Als ich dann in den Rückspiegel sah, erblickte ich Ralf, der sich wohl gedreht haben musste."

Kollision mit Ralf hatte keine nennenswerten Auswirkungen auf das Auto von Montoya

Während "Schumi II" ohne Heckflügel zurück an die Box fahren musste, wo die Crew des BMW-Williams-Teams ihm einen neuen Heckflügel montierte, hatte die Kollision zwischen den beiden Fahrern für Montoya keine nennenswerten Auswirkungen gehabt, denn der Kolumbianer hatte als Siebter die Fahrt fortsetzen können.

"Ich hatte ein bisschen mehr Übersteuern, doch der Dreck war ein viel größeres Problem als alles andere", schilderte "JPM", dass die Reifen nach dem Ausflug durch den zunächst natürlich nicht mehr ideal funktionieren. "Am Ende habe ich aber Glück gehabt, denn es hätte ja auch etwas an meinem Auto beschädigt werden können", weiß Montoya, dass Fortuna diesmal auf seiner Seite stand.

"Ich kann ihm ja nicht die ganze Strecke geben und ich habe ihm genug Platz gelassen. Als wir bremsten, lag ich eindeutig vor ihm", unterstrich der 27-Jährige noch einmal, dass er für den Zwischenfall nun absolut nichts konnte.

Der viel zu frühe Boxenstopp...

Obwohl durch die teaminterne Kollision der beiden BMW-Williams-Fahrer schon eine kleine Vorentscheidung hinsichtlich des Rennausgangs gefallen war, war es schlussendlich aber Montoya selber der die endgültige Entscheidung herbeiführte und den noch möglichen dritten Platz herschenkte. Anstatt wie geplant an die Box zu kommen, hatte sich der Kolumbianer nämlich durch die Boxentafeln irritieren lassen und zu früh zu seinem einzigen Stopp bereit gemeldet.

Dass das Team und sein Fahrer irgendwie aneinander vorbeiredeten, belegt die folgende Aussage von Montoya: "Ich machte beim Boxenstopp einen Riesenfehler, denn ich sah das Schild und kam 10 Runden zu früh rein", nahm der Dritte der Fahrerwertung die Schuld zunächst auf sich. "Ich dachte aber, dass sie mich hereingerufen hatten. Also sagte ich '10-4', um zu sehen ob sie sich melden und das Team erwiderte '10-4 was?' und dann herrschte Funkstille. Bevor ich dann die Gerade vor der Boxeneinfahrt entlang kam, sagten sie mir, dass mir das Benzin ausgehen würde wenn ich nicht hereinkomme. Also sagte ich 'Okay, ich komme' und am Ende war das dann 10 Runden zu früh."

Montoya gibt dem Team die Schuld für den verpassten Platz auf dem Podium

Dass Patrick Head, der Technische Direktor des Teams, schon nach der Kollision zwischen "Schumi II" und Montoya in der zweiten Runde des Grand Prix ziemlich aufgebracht war, hatte man deutlich im Fernsehen sehen können. Als Montoya dann auch noch den Boxenstopp zu früh einlegte und dadurch den dritten Platz vergab, war die Laune des Briten noch mieser.

Im Anschluss an die kleine Pressekonferenz stand für Montoya die übliche Rennnachbesprechung an, vor der er sich den eigenen Worten nach aber nicht fürchtete. "Ich denke, dass ich nichts falsch gemacht habe und ein gutes Rennen gefahren bin", meinte Montoya auf die Frage, ob er jetzt Angst davor habe Patrick Head gegenüberzutreten.

"Ich denke, dass wir herausfinden müssen warum es dazu kam, dass ich zu früh an die Box gerufen wurde, denn das kostete uns den dritten Platz", sieht "JPM" die Schuld für das verpasste Finish auf dem Podium eher beim Team als bei sich liegen. "Ich bin meiner Meinung nach ein ziemlich starkes Rennen gefahren und am Ende dachte ich, dass ich David Coulthard noch schnappen kann, doch ich verlor vermutlich ein oder zwei Sekunden im Verkehr zu viel und deshalb kam es nicht dazu."