Michael: "Es wird eine Lösung geben"
Williams' Technischer Direktor über die angedachten Regeln der Formel 1, die Leistungen zum Saisonstart und die momentanen Regeldiskussionen
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Es wurde vorgeschlagen, die Motorenentwicklung in der Formel 1 für eine längere Zeit ab 2008 einzufrieren. Wie stehst du dem gegenüber?"
Sam Michael: "Cosworth ist in diese Diskussionen integriert und wir sind froh, dass sie dort unsere Interessen vertreten können. Es wird Diskussionen und Debatten geben und ich bin sicher, dass eine gute Lösung gefunden wird. Es gibt niemanden in der Formel 1, der das nicht möchte."

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Sam Michael glaubt fest daran, dass für 2008 Lösungen gefunden werden
Frage: "Mit der bisherigen Saison müsst ihr bei Williams sehr zufrieden sein."
Michael: "Wir sind ermutigt, dass wir in den ersten Rennen die Erwartungen von unserer Leistung möglicherweise übertroffen haben, aber bisher hatten wir nur einen sechsten und siebten Platz in Bahrain und einen Doppelausfall in Malaysia. Wenn man das sieht, dann flippen wir nicht gerade aus."#w1#
"Aber ich denke, dass es gute Anzeichen gibt. In Bahrain drehten wir die schnellste und die viertschnellste Runde, unsere Pace in den Trainings in Malaysia war gut, die beiden Ausfälle bedeuteten aber, dass wir nicht sehen konnten, was wir am Sonntag erreicht hätten. Aber ich bin recht sicher, dass wir auch in Melbourne einen guten Job machen können."
Frage: "Gab es für die Probleme in Malaysia schnelle Lösungen?"
Michael: "Ja, die gab es. Das Motorproblem betraf das Auto von Nico, Cosworth hatte eine Lösung schon für Melbourne parat, sonst könnte man gar nicht so schnell reagieren. Wir haben die Lösung auf dem Prüfstand getestet und sind zufrieden damit. Bei Mark ging eine Hydraulikleitung kaputt, die wahrscheinlich 100 Pfund kostet. Sie gehörte zu jenen Teilen, die 17.000 Testkilometer im Winter halten, dann aber kaputt gehen. Das war also einfach zu lösen. Wir haben das in Valencia in der Vorwoche getestet."
Vieles ist neu bei Williams

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Beim Williams-Cosworth FW28 musste das Team neue Partner integrieren Zoom
Frage: "In den Vorjahren habt ihr immer mit einem Auto begonnen, das nicht so gut war. In diesem Jahr läuft das besser."
Michael: "Ja, das stimmt. Ermutigend für uns ist, dass wir einen schwierigen Start erwartet hatten. Wir haben einen neuen Fahrer (Nico Rosberg; Anm. d. Red.), der sich als sehr gut herausgestellt hat, wir haben einen neuen Reifenpartner und einen neuen Motorenausrüster. Wenn man so viele Änderungen hat, dann ist nicht alles von Beginn an optimal. Da unser Auto gar nicht so schlecht ist, sind wir sehr ermutigt. Wir haben es bei Williams immer verstanden, sehr stark weiterzuentwickeln, ich sehe nicht, warum das in diesem Jahr anders sein soll."
Frage: "Wie geht es mit der Flügelaffäre und Ferrari weiter? Ist das Thema nun beendet?"
Michael: "Da waren wir ohne nicht eingebunden. Aber solche Themen kommen regelmäßig auf den Tisch. So etwas passiert in einer Saison zwei- oder dreimal, aber wir haben Vertrauen, dass Charlie (Whiting, Technischer Delegierter der FIA; Anm. d. Red.) die richtige Entscheidung treffen wird. Jede Situation ist anders, daher benötigt man jemanden wie Charlie, denn man braucht eine Interpretation der Regeln und wir sind mit den Interpretation von Charlie einverstanden."
Frage: "Wir haben auf der einen Seite die FIA, die die Kosten senken möchte, auf der anderen Seite Honda, die an die offene Entwicklung glauben und diesbezüglich an das Limit gehen. Ist es da überhaupt möglich, eine Einigung zu erzielen?"
Michael: "Ich denke, dass es eine Lösung geben wird. Die meisten dieser Dinge gehen an die Technische Arbeitsgruppe, und da werden wir eine Lösung finden, weil wir eine finden müssen. Wenn man elf Techniker in einen Raum mit Charlie sperrt, dann kommt auch eine vernünftige Lösung dabei heraus, mit der jeder leben kann. Es wird niemandem perfekt liegen, aber es wird eine gute Lösung sein."
Formel 1 ab 2008: Noch viel Grundlagenarbeit
Frage: "Viel soll in der künftigen Formel 1 aus dem Bereich der Straßenautos kommen, beispielsweise die Hybridtechnologie. Aber wie soll zum Beispiel überholt werden, wenn jeder den gleichen Motor hat, noch dazu eine Einheitselektronik und eine Standardaerodynamik?"
Michael: "Da steht noch viel Arbeit an und das wird sicher nicht alles sofort 2008 oder 2009 passieren. Da muss noch viel Grundlagenarbeit geleistet werden. Bei der Hybridtechnik muss geklärt werden, ob man einen statischen Kondensator verwenden muss oder nicht. In diesem Bereich kann man 50 Pfund ausgeben, aber auch fünf Millionen. Und man möchte ja kein Rennen zwischen denen sehen, die am meisten für die Energiespeicherung ausgeben können. Das passiert ja derzeit auf dem Straßenautosektor. Max (Mosley, FIA-Präsident; Anm. d. Red.) ist vernünftig genug, um das zu wissen. Diese Sachen müssen aussortiert werden und das ist kein kurzfristiges Projekt."
Frage: "Viele von uns haben die Zeit des Allrad-Lotus, des sechsrädrigen Tyrrell und des 'Turbinen-Brabham' so weiter gesehen. Was wäre dein persönlicher Favorit eines einen Fahrzeugs - wie viele Liter Hubraum, wie viele Zylinder, Reifen - Rillenreifen oder Slicks? Wie sähe das Auto aus, wenn du die freie Wahl hättest?"
Michael: "Als Ingenieur würde ich mir die aktive Radaufhängung zurückwünschen. Als diese vor zehn Jahren verboten wurde, steckten die Systeme gerade in den Kinderschuhen, heute ist eine Hydraulikpumpe mit aktiven Ventilen eine recht einfache Technologie. Jeder macht es und sehr teuer ist es auch nicht."
"Ich denke, das würde auch zur Show beitragen - wenn vielleicht auch mehr für Ingenieure. Ich kann mich erinnern, dass es schon ziemlich beeindruckend aussah, als vor zehn oder zwölf Jahren die Autos in den Boxen kalibriert wurden. Das muss für die Zuschauer beeindruckend gewesen sein, zu sehen, was das Auto alles kann. Alle anderen Dinge sind nur für den Sport da. Und ich denke, der Einheitsreifen wird gut für die Formel 1 sein."
"Mit den besten Rennsport hatten wir 1999 und 2000, als es einen alleinigen Ausrüster gab. Ich denke nicht, dass dadurch das Überholen gestört wird. Es trägt zwar auch nicht dazu bei, aber es macht es definitiv auch nicht schlimmer. Ich denke, dass es einige Dinge gibt, die es ab 2008 besser machen."
Frage: "Wie stehst du zum Freitag, was sollte man hier verändern?"
Michael: "Die Lösung wäre es, einen Testtag daraus zu machen, denn die Teams werden da sonst nicht fahren, weil sie sich für das Qualifying und das Rennen schonen. Jeder hat nur eine bestimmte Laufleistung, an die müssen sie sich halten. Man müsste einen freien Testtag abhalten - nur zwei Sessions à zwei Stunden -, bei denen man einen Testmotor einbaut und den Rennmotor zurücklegt."

