• 31.03.2006 10:56

  • von Adrian Meier

Teams fordern Änderungen am Freitagstraining

Nachdem im Freien Training erneut nur wenig gefahren wurde, fordern viele Teams eine Regeländerung - Pat Symonds bevorzugt Zweitagesveranstaltungen

(Motorsport-Total.com) - Die heutigen Freien Trainings in Melbourne haben erneut gezeigt, was viele Fahrer und Teammitglieder schon bei den ersten beiden Rennwochenenden angeprangert haben: die Stammpiloten der Teams fuhren nur wenig, um Reifen zu sparen und die Motoren zu schonen. Einzig die dritten Autos der Teams drehten fleißig ihre Runden, und so verwundert es nicht, dass der erste Stammfahrer erst auf Rang vier der Zeitenliste aufscheint.

Titel-Bild zur News: Pat Symonds

Pat Symonds ist einer von inzwischen vielen Kritikern des Freitagstrainings

Pat Symonds, Technischer Direktor von Renault, fordert daher eine Überarbeitung des Systems und macht sich erneut für den bereits mehrfach vorgeschlagenen Modus einer Zweitages-Veranstaltung stark. Dabei wird er in seinem Bestreben auch von einigen anderen Teams unterstützt.#w1#

Braucht die Formel 1 mehr Querdenker?

"Brauchen wir eine Session am Freitag?" Pat Symonds

"Was am Freitag passiert, macht eine Änderung der Regeln nun unvermeidlich, denn ohne die dritten Autos wäre das erste Freie Training grässlich", äußerte sich Symonds auf einer Pressekonferenz. "Vielleicht sollten wir etwas verquer denken und uns fragen: Brauchen wir eine Session am Freitag?", bringt der Brite den Vorschlag eines Zweitages-Modus' ins Gespräch.

"Ich persönlich bevorzuge eine zweitägige Grand-Prix-Veranstaltung, und eventuell könnte man den Freitag zum Testen nutzen, über all das wurde bereits gesprochen", fährt der Brite fort. "Aber solange wir mit den Reifen und der Laufleistung unserer Motoren eingeschränkt sind, ist es unumgänglich, dass wir den unproduktivsten Teil der Fahrerei wegstreichen, und das ist der Freitag", erklärt Symonds, dass es sich für die Rennställe aus Gründen der Zuverlässigkeit und den Möglichkeiten für das restliche Wochenende unter den derzeitigen Umständen nicht lohnt, am Freitag zu fahren.

"Wir sollten unorthodoxere Denker sein als wir das sind." Pat Symonds

Wie allzu oft in der Formel 1 "gibt es ein zu großes Erbe, zu viele Traditionen", findet der Brite. "Es hat uns schon Ewigkeiten gekostet, bis wir realisiert haben, dass wir keine zwei Qualifying-Einheiten brauchen. Wir sollten unorthodoxere Denker sein als wir das sind", fordert Symonds Mut zu Veränderungen.

Freitag für die Fans

Mit dieser Meinung steht der Renault-Angestellte keineswegs alleine da. Auch Honda, BMW, Mercedes und Williams unterstützen die Vorschläge und fordern Veränderungen. Um den Fans mehr zu bieten als zwei langweilige Trainingseinheiten, bringt Honda-Teamchef Nick Fry beispielsweise den Vorschlag ein, den Freitag als Tag für die Fans zu nutzen: "Die Teams würden schon anwesend sein, aber viel mehr der Außenwelt zugewandt, um der Öffentlichkeit und den Fans einen weitergehenden Zugang zu den Teams zu ermöglichen."

"Jeder Testkilometer kostet das Gleiche wie jeder Rennkilometer." Mario Theissen

"Ich denke, wir alle bevorzugen es, mehr Rennen und weniger Tests zu fahren, und Aktionen zu machen, die einen höheren Anreiz haben als das, was wir im Moment tun", fordert der Brite eine weitergehende Zuwendung der Formel 1 zu den Fans. Auch BMW Motorsport Direktor Mario Theissen stößt in das gleiche Horn: "Jeder Testkilometer kostet das Gleiche wie jeder Rennkilometer", merkt der Deutsche an.

Jedoch spulen die Teams bei Testfahrten wesentlich größere Distanzen ab, als bei den Rennen, wovon die Fans nur einen sehr geringen Nutzen haben, da es "die Show vor den Fans versteckt". Außerdem sei dieses Vorgehen widersinnig in einer Zeit, in der die Formel 1 kosten einsparen möchte.

Junge Leute für den Sport begeistern

Auch Theissens Pendant bei Mercedes, Norbert Haug, macht sich für eine Umgestaltung des Freitags stark. Er findet, dass man den Tag nutzen sollte, um junge Leute für den Sport zu begeistern, anstatt der breiten Öffentlichkeit kaum bekannte Testfahrer Daten über Reifen, Temperaturen und die Strecke sammeln zu lassen.

Sam Michael, Technischer Direktor von Williams, schlägt stattdessen vor, den Freitag in einen freien Testtag umzufunktionieren, bei dem die Teams in der Lage sein sollten, ohne Motoren- und Reifenbeschränkungen viele Kilometer abspulen zu können. "Es könnte ein freier Testtag mit zwei zweistündigen Sessions oder etwas Ähnliches sein, oder man könnte einen Testmotor verwenden und anschließend Freitagnacht den Rennmotor wieder einbauen", meint der Australier.