GP Mexiko
Mexiko in der Analyse: Verstappen-Norris-Duell überschattet Sainz-Sieg
Formel-1-Liveticker zum Nachlesen: +++ Verstappen-Norris-Duell überschattet Sainz-Sieg +++ Weltmeister doppelt bestraft +++ Norris kommt in der Fahrer-WM ran +++
Feierabend
In Mexiko ist der Abend angebrochen, im Fahrerlager wird bereits seit Stunden abgebaut und damit drehen auch wir unseren Ticker erst einmal zu.
In ein paar Stunden melden wir uns dann aber schon wieder mit einer neuen Ausgabe zurück, um die weiteren Themen aus Mexiko aufzuarbeiten.
Und für euch geht es um 03:30 Uhr ja sowieso noch weiter mit der großen Videoanalyse zum Rennen auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de.
Viel Spaß dort mit Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll und bis später!
Vasseur: Hinterbänkler waren schuld
Eine spannende Aussage gibt es zu dem Thema auch noch von Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur. Der ist nämlich der Meinung, dass Überrundungen dafür verantwortlich waren, dass Leclerc eine Menge Zeit auf Norris verlor.
"Ich denke, dass Charles eine gute Pace hatte, aber wir haben drei Sekunden durch die Jungs verloren, die blaue Flaggen bekamen", ärgert sich Vasseur.
"Und wir haben in dieser Phase auch viel Temperatur in den Reifen verloren und er hat einen Fehler gemacht, aber ich denke, dass wir das Rennen von Anfang an unter Kontrolle hatten", so der Teamchef.
"Charles war gestern mit P3 oder P4 nicht zufrieden, aber heute ist er trotzdem ein gutes Rennen gefahren. Ich bin etwas verärgert über die Geschichte mit den blauen Flaggen, denn sie hat uns P2 gekostet", glaubt er.
Bei Sky geht er sogar noch einen Schritt weiter und erklärt: "[Die Fahrer] müssen die blaue Flagge respektieren, und ich verstehe nicht, warum die FIA ihnen keine Strafe gegeben hat."
Leclerc: War sowieso chancenlos gegen Norris
Der Monegasse betont, dass sein Ausrutscher nicht dafür verantwortlich sei, dass er P2 noch an Norris verloren hat. Denn er hätte sowieso keine Chance gehabt, vor dem McLaren zu bleiben.
"Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Chance mehr, vor Lando zu bleiben. Lando ist geflogen", stellt er klar und betont: "Es gab keine Möglichkeit, vorne zu bleiben."
"Ich wusste, dass es sehr schwierig werden würde. Ich wusste, dass ich einen unglaublichen Ausgang aus der letzten Kurve haben musste [um vorne zu bleiben]", schildert Leclerc die Situation.
Dabei sei er dann eben etwas "über das Limit" gegangen. "Aber ich hatte das Gefühl, dass es sowieso nur eine Frage von Runden oder Kurven war, bevor ich die Position verloren hätte", betont er.
Russell: Stewards müssen die Zügel anziehen
"Ich bin froh, dass diese Vorfälle heute geahndet wurden", sagt der Brite nach dem Rennen in Mexiko und erklärt: "Im Moment sieht man eine Reihe von Manövern, die einfach nicht mehr unterhaltsam oder sportlich sind. Es ist fast schon unfair."
Konkret über die zwei Strafen für Verstappen sagt er: "Man kann argumentieren, dass die erste Situation vielleicht 60:40 war." Beim zweiten Vorfall dagegen "habe ich so etwas seit Brasilien [2021] nicht mehr gesehen", so Russell.
Damals kam es zu einem harten Duell zwischen Verstappen und Lewis Hamilton - für das der Niederländer (anders als heute) allerdings nicht bestraft wurde.
Perez vor dem Aus?
Christian Horner hat Sergio Perez immer verteidigt. Doch selbst dem Red-Bull-Teamchef scheinen nun langsam die Argumente auszugehen, warum man auch in Zukunft am Mexikaner festhalten sollte.
"Wir arbeiten so gut wie möglich mit ihm zusammen und versuchen, ihn zu unterstützen. Wir haben alles getan, was wir konnten, um Checo zu unterstützen, und werden dies auch am kommenden Wochenende in Brasilien tun", betont Horner.
Doch irgendwann sei ein Punkt erreicht, an dem man nicht mehr viel tun könne. "Es kommt ein Zeitpunkt, an dem schwierige Entscheidungen getroffen werden müssen. Wir sind jetzt Dritter in der Konstrukteurswertung", so Horner.
Und es ist fraglich, ob sich daran mit Perez noch einmal etwas ändern wird. Denn der Mexikaner holte in den vergangenen vier Rennen insgesamt gerade einmal sieben Pünktchen.
Foto gecrasht
Während die Stimmung zwischen McLaren und Red Bull gerade etwas angespannt ist, scheint es zwischen Ferrari und McLaren keine Probleme zu geben.
Carlos Sainz hat nämlich heute das Jubelfoto von McLaren nach dem Rennen gecrasht - und Zak Brown hat sich dann gleich dafür revanchiert.
Ist doch schön, dass es im Paddock bei aller Rivalität auch noch ein bisschen Spaß gibt! Die beiden angesprochenen Bilder und auch ein Video davon seht ihr hier:
Norris: Hoffe, Verstappen sieht Fehler ein
Der Brite hat sich noch einmal zu den beiden Szenen geäußert und erklärt: "Ich war in der Bremszone und nach dem Scheitelpunkt vor Max." Das sei der Unterschied zum Vorfall in Austin vor einer Woche gewesen.
Daher habe es Verstappen heute übertrieben, "und es ist klar, dass die Stewards dem zustimmen. Ich sehe das also nicht als Sieg oder ähnliches, sondern hoffe, dass Max einsieht, dass er einen Schritt zu weit gegangen ist."
"Es ist klar, dass es keine Rolle spielt, ob er gewinnt oder Zweiter wird, seine einzige Aufgabe ist es, mich im Rennen zu schlagen. Und dafür wird er sich opfern, so wie er es heute getan hat", erklärt Norris.
"Aber ich will gute Kämpfe mit ihm austragen. Ich will harte Kämpfe haben, wie ich sie schon oft erlebt habe. Aber faire Kämpfe", stellt er klar.
Marko: Nicht so gegeneinander fahren
Helmut Marko ärgert sich natürlich auch über den Vorfall zwischen Perez und Lawson und erklärt im ORF, dass er "da mehr den Lawson in der Schuld" sieht.
Das Auto von Perez sei so stark beschädigt worden, dass er dabei 60 Punkte beim Abtrieb verloren habe. Sein Rennen sei daher "überhaupt nicht aussagekräftig" gewesen.
Grundsätzlich habe er übrigens kein Problem damit, wenn Lawson hart in einen Zweikampf gehen. "Aber nicht [gegen] das Schwesterteam", stellt Marko klar.
Perez sauer auf Lawson
Der Mexikaner ist nach dem heutigen Rennen nicht gut auf Liam Lawson zu sprechen. Grund dafür ist das Duell der beiden, bei dem der Red Bull beschädigt wurde.
"Ich denke, so wie er in die Formel 1 gekommen ist, hat er nicht die richtige Einstellung dafür. Er muss ein bisschen bescheidener sein", wettert Perez.
Er erinnert daran, dass Lawson in Austin bereits den Zorn von Fernando Alonso auf sich zog. Doch er habe den Spanier anschließend "komplett ignoriert".
"Wenn man in die Formel 1 kommt, ist man natürlich sehr hungrig und so weiter. Aber man muss auch abseits der Strecke und auf der Strecke respektvoll sein", betont Perez.
Daher gefalle ihm Lawsons Einstellung nicht. "Ich halte ihn für einen großartigen Fahrer und hoffe für ihn, dass er daraus lernen kann", so der Mexikaner.
Stella: Strafen eine "positive Nachricht"
Der McLaren-Teamchef sieht es natürlich etwas anders als Horner und erklärt: "Meiner Meinung nach scheinen die Strafen mit der Anwendung der Leitlinien in Bezug auf diese Art von Vorfällen übereinzustimmen. Unter diesem Gesichtspunkt war dies also ein positiver Tag, denn er zeigt, dass es eine Autorität gibt."
"Es zeigt, dass die Stewards gute Arbeit geleistet haben", erklärt Stella zufrieden und betont: "Meiner Meinung nach haben sie die Rennszenarien richtig interpretiert, sie haben die Leitlinien konsequent angewandt, und wie ich schon sagte, ist das für mich eine positive Nachricht für alle."
Noch mehr wolle er zu der Situation auf der Strecke aber nicht sagen, denn dazu müsse er sich die Aufnahmen erst noch einmal anschauen.
Horner mit Telemetriedaten in Medienrunde
Christian Horner veranstaltet nach jedem Rennen eine Medienrunde. Heute hat zu dieser Telemetriedaten mitgebracht, die beweisen sollen, dass die Strafe für Max Verstappen unfair war.
Diese zeigen nämlich angeblich, dass Lando Norris Kurve 4 auch ohne Verstappen nie bekommen hätte. Seien wir mal ehrlich: Genau für solche Kontroversen lieben wir die Formel 1 doch!
© Erwin Jaeggi
Den Fast-Crash von Leclerc ...
... gibt es hier auch noch einmal im Video. Witzige Randnotiz übrigens: In der Pressekonferenz der Top 3 ist dem Monegassen vorhin das F-Wort rausgerustcht. Ob das noch eine Strafe gibt?
Ihm selbst ist es auch direkt aufgefallen und er hat mit einem Lachen erklärt, dass er nun nicht zusammen mit Verstappen auf die Liste der bösen Jungs kommen möchte ...
Hülkenberg: Kein leichtes Wochenende
Haas brachte heute beide Autos in die Punkte und festigte damit P6 in der WM. Nico Hülkenberg berichtet nach P9 bei Sky: "Es war ehrlich gesagt nicht einfach. Es ist eines dieser Wochenenden, wo ich das Auto irgendwie nicht richtig im Griff hatte."
"Der Bock wollte nicht so wie ich und es hatte die ganze Zeit Ecken und Kanten drin. Ich glaube, das hat man heute im zweiten Stint gesehen. Im Vergleich zu Kevin habe ich einfach keine Chance gehabt. Ich hatte einfach nicht den Speed."
"Es war irgendwie nicht rund. Aber man hat manchmal leider solche Wochenenden. Da muss man trotzdem das Beste draus machen und ich glaube, das ist mir mit P9 gelungen", zeigt er sich trotzdem zufrieden.
Marko: "Dürfen wir uns nicht mehr leisten"
Das Fazit von Helmut Marko nach dem Rennen fällt bei Sky "leider sehr ernüchternd" aus. "Wir waren mit beiden Reifentypen nicht wettbewerbsfähig. Die Degradation war auch höher als bei unseren Konkurrenten", fasst er zusammen.
Die Strafen für Verstappen seien "sehr, sehr, sehr hart" gewesen. "Ich glaube, das war eine Überreaktion nach dem, was da rund um Austin passiert ist", so Marko, dem wie Verstappen aber auch eher die Pace Sorgen macht.
"So ein Rennen wie heute dürfen wir uns nicht mehr leisten", betont er im Hinblick auf die WM und bestätigt zudem, dass man bei Verstappen darüber nachdenke, für die letzten Rennen noch einmal den Motor zu wechseln.
"Es war ein sehr alter Motor, den wir drinnen hatten", erklärt Marko, der betont: "Der Motor wird ja dann [mit zunehmendem Alter] noch langsamer." Daher sei es vielleicht besser, noch einmal eine Strafversetzung in Kauf zu nehmen.
Beide Situationen ...
... könnt ihr euch hier jetzt auch noch einmal im Video anschauen und euch selbst eine Meinung bilden: