Mercedes wehrt sich gegen Favoritenrolle
Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug wehrt sich gegen die zugeschriebene Favoritenrolle und lobt David Coulthard
(Motorsport-Total.com/sid) - Der überraschende Coup von Melbourne kommt den Silberpfeilen selbst unheimlich vor. Mercedes-Sportchef Norbert Haug wehrt sich entschieden gegen die Favoritenrolle und
redet stattdessen den Erzrivalen Michael Schumacher und Ferrari stark. "Für mich ist Ferrari noch immer ganz klar vorn, auch wenn sie in Australien durch einige Handicaps nicht gewonnen haben", sagte Haug am Mittwoch vor der Abreise zum zweiten WM-Rennen am
Sonntag in Malaysia im Gespräch mit dem 'Sport-Informations-Dienst (sid)'.

© xpb.cc
Für Norbert Haug ist es zu früh, um vom Titel zu reden
Haug gibt zu, dass der Auftaktsieg des Schotten David Coulthard in Melbourne absolut unvorhersehbar gewesen sei. Diese Einschätzung habe nichts mit Tiefstapeln zu tun, betonte der Schwabe. Sportlich fair und bescheiden will McLaren-Mercedes auftreten, große Sprüche überlässt man der Konkurrenz. Haug: "Es gab so viele Gerüchte und Spekulationen in der Winterpause, doch daran haben wir uns nie beteiligt."
Auch auf der Rennstrecke vor den Toren Kuala Lumpurs setzen die Silbernen auf den erfolgreichen "Jahreswagen", einen runderneuerten Boliden aus der vergangenen Saison. Wann der neue McLaren-Mercedes erstmals eingesetzt wird, steht laut Haug derzeit in den Sternen: "Die Premiere mit dem neuen Wagen ist noch nicht festgelegt. Wir müssen dieses Auto testen, standfest und zuverlässig machen und natürlich schnell - erst dann wird es eingesetzt."
Der Grand Prix von Malaysia könne schnell zur Lotterie werden, meint Haug und erläutert: "Dort kann alles passieren. Vor allem das Wetter lässt keine genaue Prognose zu. Wir haben dort eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit, und es kann plötzlich sintflutartig regnen." Unter normalen Umständen sei allerdings Ferrari dort sehr stark und nur schwer zu schlagen: "Aber auch mit BMW-Williams ist zu rechnen."
Dass Coulthard schon jetzt zum einzigen Rivalen von Weltmeister Michael Schumacher gemacht wird, stört Haug gewaltig: "Nach einem von 16 Rennen schon von Titelaspirant zu reden, ist sicher nicht angebracht. Wir denken von Rennen zu Rennen und hoffen, mit dem neuen Auto einen großen Schritt zu machen."
Für Coulthard sei der Triumph enorm wichtig gewesen, denn der Schotte habe im öffentlichen Ansehen lange darunter gelitten, dass er in Mika Häkkinens Schatten gestanden habe. Haug: "Aber ich habe David nie unterschätzt, er hat immer wieder starke Rennen gefahren. Und er hat sich in Melbourne in einem Auto durchgesetzt, das sicher nicht überlegen war. Das spricht ganz klar für den Fahrer."
Haug ist voll des Lobes über Coulthard, der seiner Meinung nach schon immer das Zeug zum Weltmeister hatte: "Er hat dazugelernt und ist stärker denn je. Wenn wir von ihm nicht überzeugt wären, würden wir nicht so lange zusammenarbeiten."

