GP Australien
Melbourne in der Analyse: Antonelli bekommt vierten Platz zurück
Formel-1-Liveticker zum Nachlesen: +++ Ferrari: "Haben keinen guten Job gemacht" +++ Piastri nimmt Abflug auf seine Kappe +++ Hülkenberg: War vorher so geplant +++
Warum der Mercedes-Antrag zulässig war
Tatsächlich steht die angesprochene Onboard-Kamera von Antonelli zum Beispiel auf "F1 TV" nicht zur Verfügung. Wechselt man dort auf Antonellis Perspektive, ist stattdessen die Helmkamera des Italieners zu sehen.
Auch die Stewards hatten diese Ansicht während des Rennens nicht zu Verfügung. Die Bilder mussten erst nach Rennende heruntergeladen werden, weshalb es sich also um einen "neuen Beweis" handelte.
Deswegen wurde der Fall noch einmal aufgemacht - und nach Ansicht der neuen Bilder eben zugunsten von Mercedes entschieden.
Darum bekommt Antonelli P4 zurück
Da haben wir gerade einen kleinen Fehler bei der Zeitzone gemacht: Die Anhörung liegt natürlich bereits eine Stunde zurück, daher gibt es auch jetzt schon die Entscheidung der FIA. Im offiziellen Dokument heißt es:
"Es ist klar, dass Wagen 12 [Antonelli] erst nach einer beträchtlichen Strecke in der Boxengasse auf die 'Fast Lane' wechselte und erst, nachdem der Fahrer seinen Spiegel überprüft hatte, um den Abstand zu Wagen 27 [Hülkenberg] zu bestätigen."
"Die Kamera des Überrollbügels zeigt, dass er genügend Platz hatte, um die McLaren-Box sicher zu passieren, ohne die McLaren-Mechaniker zu gefährden."
Daher sei die Freigabe nicht unsicher gewesen und die Strafe wird zurückgenommen. Damit rückt Antonelli also wieder auf P4 und Albon fällt auf P5 zurück.
Antonelli bekommt P4 zurück
Das ging schnell: Antonelli bekommt den vierten Platz zurück! Mehr gleich bei uns.
Worum geht es genau?
Antonelli bekam eine Fünf-Sekunden-Strafe für eine unsichere Freigabe bei seinem letzten Boxenstopp gegen Nico Hülkenberg. Im Urteil der FIA heißt es dazu wörtlich:
"Car 12 was released into the path of Car 27. Car 27 had to brake and take avoiding action."
Auf den TV-Bildern sieht der Fall eigentlich auch ziemlich klar aus. Schauen wir mal, was dabei herauskommt.
Mercedes lässt Antonelli-Strafe prüfen
Am Endergebnis könnte sich noch einmal etwas ändern. Mercedes hat nämlich beantragt, dass die Fünf-Sekunden-Strafe für Antonelli noch einmal überprüft wird. Um 18:40 Uhr Ortszeit (also genau jetzt) wurden der Italiener und ein Teamvertreter noch einmal bei den Rennkommissaren vorgeladen.
Die FIA teilt dazu mit: "Diese Anhörung wird aus zwei Teilen bestehen. Im ersten Teil der Anhörung soll festgestellt werden, ob ein wesentlicher und relevanter neuer Aspekt vorliegt, der der Partei, die die Überprüfung beantragt hat, zum Zeitpunkt der betreffenden Entscheidung nicht zur Verfügung stand oder nicht."
Nur wenn das der Fall sein sollte, wird man den Fall noch einmal neu aufmachen. Ansonsten entfällt der zweite Teil der Anhörung natürlich. Wir bleiben dran.
Ferrari: "Haben keinen guten Job gemacht"
"Wir waren nicht die Schnellsten, aber bei diesen Wetterbedingungen hatten wir die Chance, einige wichtige Punkte zu holen, die wir heute nicht genutzt haben", ärgert sich Charles Leclerc nach P8.
"Nach dem Dreher in Kurve 11 habe ich ein paar Positionen verloren. Am Ende war es gar nicht so schlimm, weil das Safety-Car später herauskam", erklärt er. Doch da griff Ferrari dann wieder ins Klo.
"Wir haben eine Runde zu spät gestoppt, um auf Inters zu wechseln, und dadurch wieder Positionen verloren. Es gibt zwei Dinge, denen wir nachgehen müssen. Das erste ist einfach: Es war mein Fehler", sagt er über seinen Dreher.
"Das zweite ist etwas, das wir als Team klären werden, indem wir unsere Entscheidungen überprüfen und sicherstellen, dass wir die richtige Entscheidung treffen, wenn sich die Situation erneut ergibt", so Leclerc.
Und auch Teamchef Frederic Vasseur gesteht: "Wir können mit dem heutigen Ergebnis nicht zufrieden sein, denn es entspricht nicht dem Potenzial unseres Autos. Und das bedeutet, dass wir als Team keinen guten Job gemacht haben."
Marko findet "tränenreiche Show" von Hadjar "peinlich"
Und wir bleiben gleich einmal bei den crashenden Rookies. Isack Hadjar habe nach seinem frühen Aus "eine tränenreiche Show geboten", urteilt Helmut Marko im ORF und grinst: "Das war ein bisschen peinlich."
Der junge Franzose selbst beschreibt den Gang zurück in Richtung Box indes als "Walk of Shame" - doch einen tröstenden Arm findet Hadjar dabei doch noch, nämlich den von Lewis Hamiltons Vater Anthony.
"Das bedeutet mir sehr viel. Er wusste genau, wie ich mich fühlte, wie niedergeschlagen ich war, und kam in meinem schlimmsten Moment zu mir", sagt der 20-Jährige bei Sky.
Die komplette Story findet ihr hier!
Bortoleto: Habe einfach zu viel gepusht
Nicht nur Alonso selbst crashte heute, später erwischte es auch noch seinen Schützling Gabriel Bortoleto. Das sei "schade, denn bis zu diesem Zeitpunkt lief es für mich recht gut", ärgert sich der Rookie.
"Als die Safety-Car-Phase zu Ende war, fand ich mich ganz hinten wieder, versuchte mich davon zu erholen, berührte aber den Randstein und landete schließlich in der Mauer", berichtet er.
"Wir wussten, dass bei diesen Bedingungen alles möglich ist. Wir haben alles gegeben, aber ein bisschen zu viel Gas gegeben", gesteht er. Zumindest sein Teamkollege habe aber ja noch Punkte mitgenommen.
"Er hat einen fantastischen Job gemacht, und jeder [im Team] hat es verdient", betont der Brasilianer.
Alonso: Bin die gleiche Linie gefahren
Der Spanier glaubt nicht, dass der Crash heute sein Fehler war. Er betont: "In Kurve 6 bin ich die gleiche Linie gefahren, aber dort war etwas Kies, wodurch ich die Kontrolle verlor." Sein Aus sei daher "etwas unglücklich" gewesen.
Teamkollege Lance Stroll profitierte davon und wurde am Ende überraschend Sechster. "Das war ein super kniffliges Rennen, daher ist es gut, dass wir einige wichtige Punkte für das Team geholt haben", freut er sich.
"Wir wussten von Anfang an, dass es darauf ankommt, auf der Strecke zu bleiben und zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Reifen zu wählen. Und das haben wir heute geschafft", sagt er zufrieden.
"Das Team hat eine gute Entscheidung getroffen und mich gegen Ende des Rennens auf die Intermediate-Reifen gesetzt", lobt er. Durch den frühen Stopp habe er die entscheidenden Positionen gewonnen.
Ferrari-Kommunikation noch ausbaufähig
Experte Karun Chandhok betont bei Sky, dass sich die Kommunikation zwischen Lewis Hamilton und seinem Renningenieur Riccardo Adami noch deutlich verbessern müsse.
"Er und sein Ingenieur Riccardo Adami brauchen etwas mehr Zeit, um zu verstehen, wie viel Kommunikation Lewis wünscht und welche Art von Informationen", so Chandhok.
"Es gab eine Reihe von Situationen, in denen Lewis etwas fragte, sie gaben ihm Informationen, aber dann sagte Lewis, dass es zu viel ist."
Die beiden müssten erst noch eine bessere "Bindung aufbauen", so der Experte, der erklärt, dass man vor China nächste Woche auf jeden Fall darüber sprechen müsse.
Antonelli: Nach dem Dreher war es schwierig
Deutlich besser verlief das Debüt des Italieners, der gestern noch in Q1 ausschied, sich heute einmal drehte, am Ende aber trotzdem noch Fünfter wurde - und ohne eine Zeitstrafe sogar auf P4 gelandet wäre.
"Es war gut", berichtet er bei Sky und erklärt: "Das Team hat großartige Arbeit geleistet. Sie haben mich angeleitet, vor allem nach meinem Fehler, der mein Selbstvertrauen ein wenig erschüttert hat."
"Das Team hat mich gut beruhigt und mich wieder in den Rhythmus gebracht", so der 18-Jährige, der betont, dass sein erstes Formel-1-Rennen "super schwierig" gewesen sei. Bei den Restarts nach dem Safety-Car habe er kalte Reifen und keinen Grip gehabt.
Lob gibt es für seine Vorstellung von Toto Wolff. Der Rookie habe eine "Top-Leistung" abgeliefert, so der Teamchef. Außer dem Dreher sei er in seinem ersten Rennen "fehlerfrei" gefahren.
Kurzes Debüt
Das Debüt von Isack Hadjar war heute vorbei, bevor es richtig begonnen hatte. Weitere Beispiele für Fahrer, die beim ersten Rennen nicht besonders weit gekommen sind, findet ihr in dieser Fotostrecke:
Wolff: Gemischte Gefühle bei Mercedes
"Es gibt zwei Aspekte", sagt der Mercedes-Teamchef nach dem Rennen bei Sky und erklärt: "Der eine ist, dass man jetzt auf das Ergebnis schaut und sagt: Dritter, Fünfter ist wirklich solide."
"Das Negative ist natürlich, dass der McLaren pfeilschnell ist - und auch Verstappen. Dieser Unterschied ist schon groß. Und da müssen wir jetzt einfach einen besseren Job machen", so Wolff.
Man müsse herausfinden, "wie wir mehr aus dem Reifen holen", erklärt er und betont, dass es nicht die "reine Performance" sei, die fehle. "Wir wissen, wir haben genauso viel Downforce", stellt er klar.
Der Grund, warum man heute nicht mit McLaren und auch Verstappen mithalten konnte, seien daher einfach die Reifen gewesen. Denn die werden bei Mercedes vorne und hinten laut Wolff einfach zu heiß.
"In dem Moment, wo du aus dem Fenster rausfällst, wo du ihn überhitzt, dann erholt er sich nicht mehr. Und dann ist es vorbei", so der Teamchef.
Albon: Solche Chancen kommen nicht oft
Auch Williams kam beim einsetzenden Regen am Ende direkt an die Box, und so wurde Alexander Albon als Vierter "Best of the Rest". Als Team habe man heute alles richtig gemacht, jubelt der ehemalige Red-Bull-Pilot.
"Das ist einfach ein fantastischer Start und zeigt, dass wir im Vergleich zum letzten Jahr einen großen Schritt gemacht haben. Solche Ergebnisse, P4, wird es in diesem Jahr nicht mehr oft geben", fürchtet er.
Umso wichtiger ist daher, dass man heute das Maximum herausgeholt hat. "Ich kenne meine Grenzen und weiß, dass ich es nicht übertreiben darf", sagt er über die schwierigen Bedingungen in Melbourne.
Denn er war einer der wenigen Fahrer, die heute nie neben der Strecke waren.
Hülkenberg: War vorher so geplant
Sauber machte heute alles richtig und so wurde Nico Hülkenberg durch das Chaos am Ende auf P7 nach vorne gespült. Sauber hat damit jetzt bereits mehr Punkte auf dem Konto als in der kompletten Saison 2024.
Bei Sky gesteht Hülkenberg allerdings: "Die erste Hälfte des Rennens oder die ersten Dreiviertel des Rennens hatten wir nicht viel zu melden, hatten ziemlich Probleme auf den Intermediates."
Man habe "die Vorderreifen sehr, sehr schnell abgefahren hier in den schnellen Kurven, und dann hatten wir keine gute Pace." Doch der frühe Wechsel zurück auf Intermediates sei dann "natürlich Gold wert" gewesen.
"Das war so ein bisschen abgesprochen vor dem Rennen, und ich habe den Jungs gesagt, wenn eine kleine Wahrscheinlichkeit ist, dass irgendwie der Regen kommt, dann will ich nicht mit Slicks draußen bleiben", verrät er.
"Das haben wir gut umgesetzt", zeigt er sich zufrieden.
Darum kam Hamilton nicht direkt an die Box
Es sei heute "sehr schwierig" gewesen, berichtet Lewis Hamilton nach seinem ersten Rennen für Ferrari. Denn für ihn sei "alles neu" gewesen, erinnert er. Und da macht es ein Regenrennen natürlich nicht leichter.
Natürlich spricht er auch darüber, warum er erst so spät an die Box kam. "Am Ende hieß es, es sei nur ein kurzer Schauer, also dachte ich, ich halte es aus." Er habe gedacht, er könne das Auto auf Slicks auf der Strecke halten.
Doch der Schauer war dann länger und heftiger als angekündigt. "Sie sagten nicht, dass mehr [Regen] kommen würde, und plötzlich kam mehr", so Hamilton. Und da war es dann schon zu spät.
Doch auch davon abgesehen habe er heute einfach kein Selbstvertrauen im Auto gehabt und sei mehrfach fast in der Mauer gewesen.

