• 17.07.2002 13:01

  • von Marcus Kollmann

McNish: Hoffe auf mehr Glück als in Silverstone

Der Schotte über das Goodwood Festival of Speed und wie das Event ihm half die Enttäuschung beim Heimspiel zu vergessen

(Motorsport-Total.com) - Was macht ein Formel-1-Pilot nachdem er ausgerechnet bei seinem ersten Heimrennen in der Königsklasse auf Grund technischer Probleme keinen Meter weit gekommen ist und den Grand Prix nur als Zuschauer beobachten konnte? Genau, er versucht diese traumatische Erfahrung so schnell wie möglich zu vergessen, stürzt sich deshalb voll und ganz in die (Test-)Arbeit und sucht anschließend etwas Ablenkung. Toyota-Pilot Allan McNish ging es jedenfalls so.

Titel-Bild zur News: Allan McNish

Allan McNish hatte letztes Wochenende in Goodwood viel Spaß

Nachdem der 32-Jährige darüber hinweggekommen war, ausgerechnet beim Großbritannien-Grand Prix wegen eines Kupplungsproblems beim Start nicht von der Stelle gekommen zu sein, testete der Schotte letzte Woche in Monza, wo man sich vornehmlich darum kümmerte das Fahrverhalten des TF102 beim Räubern über die Randsteine zu verbessern. Erfreulicherweise fand man nebenher noch eine Lösung für das Kupplungsproblem, sodass dieses ein und für allemal der Vergangenheit angehören sollte. Im Anschluss an die Testfahrten in Monza, wo er am Freitag einen ziemlich langweiligen Test durchführte ("Am letzten Tag ging es nur darum Daten zu sammeln. Im Vergleich zu den normalen Testfahrten, war das wirklich langweilig. Vor allem weil Mika einen Reifentest fuhr, mit neuen Reifensätzen und am Nachmittag schnelle Runden wie in der Qualifikation drehte"), flog McNish zum Goodwood Festival of Speed, wo er jede Menge Spaß hatte und Abwechslung zum hektischen Alltag in der Formel 1 fand.

Hügel in Rekordzeit von 41.5 Sekunden im TF102 gemeistert

"Das Wetter war sehr gut und ich fuhr meinen Toyota-Boliden, unser T-Car. Auf dem Hügel verhielt sich das Auto viel besser als ich dachte, es hatte viel Power und viel Grip. Es war wirklich eine Erfahrung, den Hügel hoch zu fahren und Strohballen am Streckenrand an Stelle der sonst gewöhnten Armco-Leitplanken zu haben. Den ganzen Samstag fragten mich die Leute, ob ich versuchen würde den inoffiziellen Rekord zu brechen, denn als ich locker fuhr war ich zwei Sekunden davon entfernt gewesen. Beim letzten Versuch am Sonntag entschied ich dann, dass ich es einfach probieren würde und schaffte es in 41,5 Sekunden. Das reichte, um mich zum schnellsten Fahrer der je den Berg hinaufgefahren ist zu machen", schilderte McNish einen Grund warum ihm das Festival of Speed Freude bereitete.

Haarige Fahrt im 800PS-Monster Baujahr 1970

"Ich fuhr auch in einem Toyota 7, dem ersten Rennwagen der Firma. Er war für die Teilnahme in der CAN AM 1970 in Amerika konstruiert worden, jedoch kam er nie zum Einsatz. Dieser Bolide besitzt einen 800PS starken Twin-Turbo V8-Motor und fuhr in Goodwood zum ersten Mal außerhalb Japans. Es war schon ein wenig haarig, denn entweder hatte ich kein PS oder 800PS; dazwischen war nicht viel. Aber es war eine Ehre dieses Auto, womit Toyotas Motorsportgeschichte begann, fahren zu dürfen. Darüber hinaus feierte ich ein Wiedersehen mit meinem in Le Mans siegreichen Porsche GT1. Ich hatte schon vergessen wie schnell er ist. Sobald der Turbo loslegt, ist die Beschleunigung wirklich beeindruckend. Ich habe sehr schöne Erinnerungen an dieses Auto und es war schön, Norbert Singer, den legendären Porsche-Designer, der Vater von mehr Sportwagenerfolgen ist als irgendjemand anderes, zu treffen."

McNish traf Fahrer die er einst als Kind bewunderte

Aber nicht nur McNish gab zur Freude der zahlreichen Fans eine tolle Vorstellung in den verschiedenen Autos die er pilotierte, sondern auch sein Boss. Toyota Panasonic Racing-Präsident Ove Andersson, einst in der Rallye-Meisterschaft sehr erfolgreich, fuhr in einem Toyota Celica Rallye-Auto. "Es war schön, einmal die Stoppuhr zu betätigen als mein Boss fuhr", fand McNish im Nachhinein. Für den 32-Jährigen war es eigenen Worten nach auch eine tolle Erfahrung, diejenigen Piloten in Goodwood im Einsatz zu sehen die er in seiner Jugend bewundert hatte: "Das Festival gab mir Gelegenheit dazu, meine Helden mit ihren Autos, Fahrer wie Giacomo Agostini im MV Augusta und Stuart Graham in seinem Honda 125, mit dem er den Italien-Grand Prix gewonnen hatte und der unglaubliche 21.000 U/Min drehte, zu sehen. Ricardo Patrese fuhr in seinem 1987er Williams als wäre es erst gestern gewesen dass er in der Formel 1 fuhr. Es war ein sehr vergnügliches Wochenende an dem so viele Enthusiasten ihre Liebe zum Motorsport nach außen trugen."

Nach dieser tollen und motivierenden Erfahrung, denn McNish bekam auf Grund der vielen technisch bedingten Ausfälle in seiner Debütsaison in der Formel auch viel Zuspruch und Trost von den Fans in Goodwood, holt den Toyota-Piloten nun wieder der Alltag ein. Kommendes Wochenende steht der Große Preis von Frankreich auf dem Programm und für sein elftes Rennen in der Königsklasse hat der Schotte nur einen Wunsch: "Ich hoffe auf mehr Glück als ich es zuletzt in Silverstone hatte."