Schumi-Manager: "Noch keine WM-Kollektion"
Warum Willi Weber und Michael Schumacher erst in Hockenheim eine WM-Partie feiern wollen - Frentzen in Magny-Cours am Start?
(Motorsport-Total.com/sid) - Erster "Matchball" in Magny-Cours: Mit einem Rundenrekord auf der Ferrari-Hausstrecke in Fiorano hat sich Michael Schumacher auf seine "Tour de France" zur Unsterblichkeit in der Formel 1 eingestimmt. Die Rechnung ist denkbar einfach: "Schumi" muss den Großen Preis von Frankreich gewinnen, und die Verfolger Rubens Barrichello sowie Juan Montoya dürfen bestenfalls den dritten Platz belegen. Dann wäre dem 33-jährigen Kerpener der historische fünfte WM-Titel nicht mehr zu nehmen, Schumacher stünde nach dem 11. von 17 Saisonrennen uneinholbar als "schnellster Weltmeister" der Formel-1-Geschichte fest.

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Weber will "Schumis" fünften WM-Titel beim Heimspiel in Hockenheim
Kaum jemand zweifelt daran, dass die WM bereits in Frankreich entschieden wird. Nur Michael Schumacher selbst und Manager Willi Weber stapeln tief. "Dort ist es zu dieser Jahreszeit meist sehr heiß. Es ist rutschig, die Reifen verhalten sich anders als unter normalen Umständen. Es ist deshalb nicht einfach", erklärt der Titelverteidiger. Sollte Schumacher bestenfalls "nur" Zweiter werden, wäre die Titel-Entscheidung in jedem Fall bis zum "Heimspiel" in Hockenheim vertagt.
Weber will WM-Party in Hockenheim feiern
Eine WM-Party vor heimischen Fans wäre Weber am liebsten. "Ich glaube nicht, dass wir schon an diesem Wochenende feiern. Ich würde das bewusst auf Hockenheim legen, da gibt es schönere Orte", sagte der Manager dem Sport-Informations-Dienst (sid). Aus diesem Grund gibt es laut Weber auch noch keine WM-Kollektion zu kaufen: "Wenn Michael Weltmeister wird, habe ich eine Woche, um bis Hockenheim alles zu produzieren und danach noch viele Rennen, um alles zu verkaufen."
Doch Magny-Cours war für seinen Schützling bis jetzt ein gutes Pflaster. Bereits fünfmal (1994, 1995, 1997, 1998, 2001) gewann er auf dem Retortenkurs in der französischen Provinz, nur Lokalmatador Alain Prost hat beim Heimat-Grand-Prix einen Erfolg mehr auf dem Konto. "Natürlich würde ich gern in Magny-Cours gewinnen und den WM-Titel holen. Das liegt jedoch nicht allein in meinen Händen, sondern auch an den Platzierungen meiner Mitkonkurrenten", sagt Schumacher und gibt zu: "Ich habe bestimmt nichts dagegen, wenn es in Hockenheim passiert." Der Ferrari-Star führt die WM-Wertung mit 86 Punkten souverän vor dem Brasilianer Barrichello (32) sowie den BMW-Williams-Piloten Montoya (Kolumbien/31) und Bruder Ralf Schumacher (30) an.
Berger rechnet mit Schumis Sieg und Gewinn der WM am Sonntag
Spielverderber könnte ausgerechnet der eigene Bruder werden, denn BMW-Williams-Pilot Ralf Schumacher möchte "Michael nicht in Frankreich gratulieren, sondern die Sache noch etwas rauszögern."
Doch daran glaubt selbst BMW-Motorsport-Direktor Gerhard Berger
nicht: "Bei der Konstanz, die Ferrari momentan an den Tag legt, dürfte Michael schon am Sonntag Weltmeister werden." Ganz andere Sorgen hat derweil der Mönchengladbacher Heinz-Harald Frentzen, der bis Mittwoch noch nicht mal wusste, ob er Michael Schumacher im Fall der Fälle persönlich gratulieren kann. Denn nach der Zitterpartie in Silverstone ist der Start von Frentzens hochverschuldetem Arbeitgeber Arrows auch in Magny-Cours noch nicht gesichert.
Michael Schumachers wohl größtes Plus neben dem unbestrittenen fahrerischen Können ist die Zuverlässigkeit seines Dienstwagens. Der rote Renner fährt und fährt und fährt, ist inzwischen seit 15 Rennen (seit dem Deutschland-GP am 29. Juli 2001 in Hockenheim) nicht mehr ausgefallen. "Wir haben wahrscheinlich besser gearbeitet und mit Bridgestone einen Partner, der die Reifen auf uns maßschneidert", erläutert Schumacher das Erfolgsgeheimnis.
"Schumi" teilt sich Rekorde mit Mansell
"Weltrekord"-Weltmeister ist Nigel Mansell, der 1992 seinen ersten und einzigen WM Titel im 11. von 16 WM-Läufen in Budapest holte. Mit dem Engländer muss sich Schumacher noch einen anderen Rekord teilen: den der meisten Saisonsiege. Beide brachten es auf jeweils neun Erfolge. Auch diese Bestmarke kann Schumacher ganz an sich reißen. Angesichts seiner bislang sieben Siege in diesem Jahr hält der Deutsche dafür alle Trümpfe in der Hand. Und Schumacher wird immer schneller. In Fiorano unterbot er bei Testfahrten den eigenen Rundenrekord vom Mai dieses Jahres um gleich 0,850 Sekunden (57,476). "Wir haben wichtige Erkenntnisse aus den Tests gezogen. Wir können zuversichtlich mit unserem Paket sein", sagte Schumacher, der die Tage bis zu seinem ersten Auftritt in Magny-Cours am Donnerstag auf der offiziellen Pressekonferenz des Automobil-Weltverbandes FIA gemeinsam mit seiner Familie daheim in der Schweiz verbrachte.

