• 28.05.2002 15:58

  • von Reinhart Linke

McNish: "Das Rennen war sehr enttäuschend"

Allan McNish im Gespräch über seinen ersten Monaco-GP und warum er doch noch ein versöhnliches Ende des Wochenendes hatte

(Motorsport-Total.com) - Nach einem vielversprechenden Start ins Monte-Carlo-Wochenende endete der Grand Prix von Monaco am Sonntag für Formel-1-Neuling Allan McNish enttäuschend. Bereits nach 15 Runden rutschte er mit seinem TF102 in die Leitplanken. Dabei hatte sich der Schotte im Vorfeld so auf das Rennen gefreut: "Monte Carlo ist einer jener Orte, von denen man als Kind träumt und immer einmal ein Rennen fahren will. Es ist ein spezieller Ort. Vom Gesichtspunkt der Fahrer aus kann es frustrierend sein, aber Monte Carlo ist Monte Carlo."

Titel-Bild zur News: Allan McNish

Für Allan McNish endete der erste Monaco-Grand-Prix in den Leitplanken

Der Toyota-Fahrer, der in Melbourne sein Formel-1-Debüt gab, wohnt selbst im Fürstentum. "Ich habe jetzt eine Wohnung in Fontveille, also ist es eine Strecke, die ich oft mit dem Straßenauto abgefahren bin, aber das ist ganz gewiss nicht das selbe", stellte der 32-Jährige klar. "Man hört immer die selben Ratschläge zu Monaco: Halte das Auto von den Leitplanken fern! Es ist ein wichtiger Ratschlag, weil es auch der Ort ist, wo mehr Zeit vom Fahrer als vom Auto kommt. Du musst einen Rhythmus finden und wenn du Unterbrechungen und Unfälle hast, musst du wirklich kämpfen, um deinen eigenen Rhythmus zu finden."

"Das ist der Grund, warum ich am Donnerstag ? dem ersten Tag ? zufrieden war, als ich das Training als Zweitschnellster beendete und 50 Runden ohne irgendwelche großen Probleme zurückgelegt hatte", war Allan McNish zufrieden, der mit 0,446 Sekunden Rückstand am Donnerstag im Freien Training Platz zwei belegte und anschließend viele Fragen beantworten musste: "Ich bekam viel Aufmerksamkeit von den Medien nach meinem zweiten Platz. Über die engen Wege und das Wasser zurück zum Fahrerlager zu kommen war auf Grund der vielen Leute dort nicht einfach."

McNish: "Die Donnerstagszeit war nicht repräsentativ"

Der 1 Meter 65 große Rennfahrer gestand aber ein, dass sein TF102 am Ende des zweistündigen Freien Trainings am Donnerstag etwas leichter war als die Autos der Konkurrenz, da die anderen Teams zum Teil noch an der Rennabstimmung arbeiteten: "Die zweitschnellste Runde zu fahren war sehr schön, aber es war nicht repräsentativ, weil, obwohl wir durchweg am Setup arbeiteten, wir am Ende mit wenig Benzin und neuen Reifen fuhren. Ich konnte wirklich noch schneller fahren, wenn es nicht angefangen hätte zu regnen, als ich neue Michelin-Reifen verwendete."

Der siebenfache Grand-Prix-Teilnehmer bekam sogar Glückwünsche von Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone: "Bernie Ecclestone schien sich wirklich für mich zu freuen und legte einen Arm um mich, als ich ein Fernsehinterview beendet hatte. Er fragte mich, ob ich getrunken hätte. 'Nein', scherzte ich. 'Ich hatte ein festgeklemmtes Gaspedal und keine Bremsen!'"

McNish war über seinen ersten Top-Ten-Startplatz glücklich

Am Samstagmorgen setzte der Hobbywasserskifahrer seine Vorbereitungen auf das Qualifikationstraining fort. "Die wirklich wichtige Sache war, die Arbeit für das Qualifikationstraining zu erledigen, weil es sehr kritisch in Monaco ist, da Überholen fast unmöglich ist", fuhr Allan McNish fort. "Ich hatte am Samstagmorgen ein wenig Angst, als einer aus der Boxengasse kam, als ich gerade in die erste Kurve, 'Sainte Devote', fuhr. Ich musste weit außen fahren, was mir Probleme machte, weil ? wie viele von den erfahrenen Fahrern sagten ? die äußere Linie nicht so gut ist. Meine vorderen Reifen kamen von der Linie ab und es gab keine Chance für mich, die Kurve zu bekommen. Glücklicher Weise überstand ich den kleinen Ausritt ohne irgendwelche großen Beschädigungen."

Der Schotte rettete sich in den Notausgang und konnte das Training fortsetzen, an deren Ende er auf Position 17 der Ergebnislisten geführt wurde ? mit 2,945 Sekunden Rückstand zur Spitze. Am Mittag im Qualifikationstraining stellte er dann seinen Toyota auf den zehnten Startplatz ? 1,616 Sekunden hinter der Spitze. "Ich war sehr erfreut, das Auto unter den ersten zehn qualifiziert zu haben, wo ich doch ein Neuling war und jeder sagt, dass Erfahrung so wichtig ist. Mika war Neunter, nur 0,06 Sekunden schneller als ich. Es war mein erstes Dankeschön für die gute Arbeit des Teams. Samstagabend waren wir überzeugt, Punkte holen zu können."

McMish: "Fühlte mich in den ersten Runden hinter Mika wohl"

Doch dieses Ziel konnte der Schotte nicht erfüllen. "Was kann ich über das Rennen sagen? Es war nicht sehr lang! Nicht so kurz wie ein paar Rennen bisher in diesem Jahr, aber sehr enttäuschend", war der ehemalige Testfahrer von McLaren, Benetton und Lola über seinen Ausfall enttäuscht. "Wir hatten die erste Runde überstanden und ich fühlte mich hinter Mika auf Platz neun wohl. Wir konnten beim Start bereits einen Platz gutmachen, also sah alles gut aus. Dann berührte ich nach 15 Runden die innere Leitplanke vor der 'Sainte Devode'. Als nächstes berührte der Reifen auf der anderen Seite die Leitplanke", was das Aus für den Toyota-Fahrer bedeutete.

Für den Schotten war es damit nach Australien (Unfall), Brasilien (Dreher) und San Marino (Kraftübertragung) schon der vierte Ausfall in diesem Jahr. "Es ist überflüssig zu sagen, dass ich verärgert darüber war", so Allan McNish weiter. "Jeder weiß, dass Monaco hart ist und ich weiß, wie sich Ayrton Senna fühlte, als er in Führung liegend 1998 ausfiel und direkt zurück zu seiner Wohnung gegangen ist! Ich selbst schleppte mich zurück zu den Boxen, wo ich den Rest des Rennens über die Monitore verfolgte."

Beim abendlichen Dinner sprach McNish mit Ex-Fahrer de Cesaris

Trotzdem hatte der Le-Mans-Sieger von 1997 am Ende noch einen versöhnlichen Ausgang des Monaco-Wochenendes: "Ich ging nach dem Rennen zum Gala Dinner beim Monte Carlo Sporting Club und hatte unter den Umständen einen schönen Abend. Ich saß nah beim ehemaligen Formel-1-Fahrer Andrea de Cesaris und genoss es, einige gute Geschichten von ihm zu hören. Aber dies konnte meine schlechten Gedanken an die 'Sainte Devote' nicht verdrängen."

Nun muss Allan McNish jedoch Monte Carlo hinter sich lassen. Am Mittwoch und Donnerstag wird er zusammen mit seinem Teamkollegen Mika Salo im britischen Silverstone testen, wo sich das Toyota-Team zusammen mit vielen weiteren Teams auf den Grand Prix von Kanada vorbereitet. Das Rennen auf der Insel Notre Dame wird am 9. Juni in Montreal ausgetragen, worauf sich Allan McNish auch schon freut: "In 14 Tagen kehre ich in Montreal zurück."