• 14.10.2011 14:11

  • von Fabian Hust

McLaren vs. Red Bull: Das Pendel schwingt

Martin Whitmarsh und Christian Horner erklären, warum Red Bull in Suzuka am Freitag überlegen wirkte und sich am Sonntag geschlagen geben musste

(Motorsport-Total.com) - Das McLaren-Mercedes-Team präsentiert sich dieser Tage deutlich zuversichtlicher. Beim Großen Preis von Japan war es Jenson Button gelungen, Sebastian Vettel aus eigener Kraft auf der Strecke zu schlagen. Und auch in Südkorea präsentierte sich das Team am Freitag in konkurrenzfähiger Verfassung.

Titel-Bild zur News: Martin Whitmarsh (Teamchef), Christian Horner (Teamchef)

Horner und Whitmarsh wissen ihre Leistung teilweise nicht einzuordnen

"Es hat uns aber auch schon davor nicht an Zuversicht gemangelt", blickt Teamchef Martin Whitmarsh auf die Durststrecke zuvor zurück. "Unsere Geschwindigkeit war teilweise vorhanden, wir dachten immer, dass wir gewinnen können. Unser Ziel war es gewesen, vielleicht ein wenig verspätet, zu versuchen, unsere Freunde bei Red Bull einzuholen."

Man sei "erleichtert" gewesen, dass dem Team dies ausgerechnet auf der beliebten Rennstrecke von Suzuka gelungen ist: "Das war von Jenson ein fantastischer Sieg. Er fährt besser als jemals zuvor, das war großartig."

Kaum Zeit zum Feiern

Viel Zeit, den Erfolg zu feiern, blieb dem Team jedoch nicht, weil der Südkorea-Grand-Prix bereits in der Woche nach dem Rennen stattfindet: "Wir hatten lediglich ein paar Tage, an denen wir feiern konnten, das ist der Ärger, wenn man bei direkt aufeinanderfolgenden Rennen das erste gewinnt. Hoffentlich werden wir also nun weitere Rennen gewinnen, am besten schon dieses hier."

Für viele kam der Sieg von Button in Suzuka überraschend, denn schließlich hatte der Ex-Weltmeister in der Pressekonferenz am Samstag noch gesagt, dass er sich angesichts der Geschwindigkeit der Konkurrenz auf dem Longrun Sorgen macht, man zu stark abnutzende Reifen befürchtet. Doch im Rennen kam es dann genau anders herum.

Warum selbst die Experten in die Irre geführt werden

"Man kennt ja nie die Benzinmengen", erklärt Whitmarsh den Freitag reflektierend. "Wir versuchen aus diesem Grund, realistisch zu sein, und nehmen immer an, dass sie ihre Longruns mit rund 150 Kilogramm Sprit absolvieren. Ich weiß nicht, ob dies der Fall war oder nicht."

"Besonders Jenson hat gute Arbeit geleistet, konnte auf die Reifen achten, meiner Meinung nach auch deswegen, da wir die Balance des Autos verbessern konnten und der Fahrer lernt, wie er auf dem Kurs fahren sollte. Dies war ein Kurs, auf dem die Abnutzung der Reifen nicht linear war, sie lassen nach, wenn sie abgenutzt waren. Das ist eine interessante Angelegenheit."

"Das ist auch gar keine Kritik an unseren Freunden bei Pirelli: Die Herausforderung der Ingenieure und Fahrer ist es nun, zu versuchen, die richtige Balance zu finden. Die schnelleren Autos tendieren dazu, die Reifen mehr zu belasten, die Reifen schneller verschleißen zu lassen. Wir versuchen, die richtige Balance zu finden, auf die Reifen zu achten, und dann sehen wir, wie wir diese Strategie im Rennen nutzen können."

Auch Red Bull hatte sich verschätzt

Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner hatte nach dem Freitag in Suzuka McLaren-Mercedes nicht derart auf der Rechnung: "Am Freitag sah ihre Leistung auf einer schnellen Runde ziemlich beeindruckend aus, auf einem Longrun war das Gegenteil der Fall. Unsere Geschwindigkeit auf Longruns war so beeindruckend aus wie McLaren-Geschwindigkeit auf kurzen Versuchen."

In Japan hätten die Reifen einmal mehr eine Herausforderung dargestellt: "Man muss zwischen dem Qualifying und dem Rennen einen Kompromiss finden, die Reifen waren diesbezüglich dieses Jahr eine Herausforderung. Für die Ingenieure ist dies eine gute Herausforderung. Das Verhalten der Reifen am Sonntag war sicherlich nicht jenes, das wir aus den gelernten Lektionen und dem am Freitag gesehenen erwartet hatten."

"Schlussendlich geht es immer um einen Kompromiss, und es war am Ende des Rennens faszinierend zu sehen, dass drei Autos praktisch kaum auseinander lagen, als sich die Abnutzungsrate im letzten Rennabschnitt erst einmal eingependelt hatte. Es ist ein Charakterzug dieser Saison, dass man am Freitag manchmal glauben kann, dass man wirklich stark ausschaut oder umgekehrt, und die Dinge dann am Sonntag ziemlich anders laufen können."