• 23.05.2025 11:25

  • von Stefan Ehlen, Co-Autor: Mark Mann-Bryans

McLaren-Stallregie: Einer nimmt es ganz locker, der andere nicht ...

Unterschiedliche Ansichten bei den McLaren-Fahrern Lando Norris und Oscar Piastri vor dem Formel-1-Rennen in Monaco: Teamorder ja, nein, vielleicht?

(Motorsport-Total.com) - Die neue Reifenregel für das Formel-1-Rennen in Monaco sorgt für unterschiedliche Reaktionen bei den McLaren-Fahrern Lando Norris und Oscar Piastri. Beide gelten als Favoriten auf den Sieg im Rennen und in der Weltmeisterschaft, und das stellt das Team vor eine schwierige Situation.

Titel-Bild zur News: Die beiden McLaren-Fahrer Oscar Piastri und Lando Norris

Die beiden McLaren-Fahrer Oscar Piastri und Lando Norris Zoom

Piastri etwa räumt ein: "Mein Kopf raucht immer noch von den Besprechungen, die wir am Donnerstag hatten. Denn es gibt viele unterschiedliche Strategien. Es ist extrem komplex." Und damit auch belastend für die Rennfahrer, die nicht wissen, was sie vom Monaco-Grand-Prix erwarten können (hier alle Einheiten im Formel-1-Liveticker verfolgen!).

Norris gibt sich in diesem Punkt deutlich entspannter: Es bringe nichts, sich schon jetzt den Kopf über etwas zu zerbrechen, das nach dem Qualifying vielleicht schon ganz anders aussehen könne, meint er. "Lasst uns erstmal abwarten, wo man sich in der Startaufstellung einordnet. Dann muss man sowieso alles nochmal neu überdenken. Für mich ist das jetzt unnötiger Stress."

Doch natürlich hat sich auch Norris auf die bisherigen Überlegungen von McLaren eingelassen: Man habe hinter den Kulissen bereits "Szenarien durchgespielt" und gemeinsam besprochen, "was wir im Idealfall planen würden", so der McLaren-Fahrer.

"Aber du weißt nie, ob Lücken aufgehen oder sich schließen, ob das Rennen eng wird, ob die anderen auf Reifenschonung gehen oder nicht. Das sind Dinge, über die ich jetzt nicht nachdenken muss", sagt Norris. Er beachte auch Piastri nicht weiter. Ganz nach dem Motto: "Er macht sein Ding, ich mache meins."

Warum McLaren ein "Luxusproblem" hat

Ganz außer Acht lassen kann Norris Piastri aber nicht - und umgekehrt. Dafür ist die Situation in der WM zu eng zwischen den beiden Teamkollegen. Das erschwert eine mögliche Stallregie zugunsten eines Fahrers für McLaren: Für den Sieg in Monaco mit einem Fahrer muss das Team womöglich eine gute Platzierung des anderen Fahrers aufs Spiel setzen.

"Im Grunde ist das ein Luxusproblem. Aber das ist eben so, wenn man zwei gute Fahrer im Team hat. So ist das Leben", sagt Norris. Für ihn ist das eine "Sache des Teams", die man "gemeinsam regeln" werde, wenn es akut wird. "Aber wie gesagt: Das ist nichts, worüber ich mir jetzt Gedanken machen muss."

Ist die Poleposition 2025 noch die halbe Miete?

Piastri hingegen macht sich Gedanken, zum Beispiel über den idealen Startplatz in Monaco. Das ist statistisch die Poleposition, weil man dann freie Fahrt hat und das Tempo kontrollieren kann - zumal Überholen auf dem Circuit de Monaco überaus schwierig ist.


"Ich wäre deshalb lieber auf der Pole als irgendwo anders", sagt Piastri. "Aber das hier ist kein normales Rennen. Wenn du willst, kannst du zehn Sekunden pro Runde langsamer fahren. Aber es macht die Sache auch sehr schwierig, denn du hast an der Spitze am meisten zu verlieren. Alle anderen hinter dir können mehr Risiko eingehen."

Trotzdem hänge Erfolg oder Misserfolg in Monaco immer noch "zu 90 Prozent" vom Qualifying ab, meint Piastri. "Danach wird es mit den zwei Boxenstopps im Rennen und der Nutzung von drei Reifensätzen definitiv komplizierter."

Was, wenn es eine Unterbrechung gibt?

Erschwerend hinzu komme aus seiner Sicht die Wahrscheinlichkeit einer Unterbrechung mit roten Flaggen. "Das würde allen einen Strich durch die Rechnung machen. Aber wenn du auf Pole startest - außer es läuft etwas völlig schief - ist es schwer, geschlagen zu werden." Dahinter könne die neue Reifenregel zu einem "komplizierteren Rennergebnis" führen.


Das Monaco-Sonderdesign von McLaren

Sicher ist laut Piastri nur: "Wir werden wohl kein Rennen sehen wie im vergangenen Jahr. Damals war es praktisch ein Rennen ohne Stopp. Dieses Jahr wird es eher zu mehr Pushen führen. Wie extrem das wird - abwarten."

"Ich glaube, es wird viel auf Safety-Car-Phasen und rote Flaggen spekuliert - vor allem, wenn man nicht an der Spitze unterwegs ist. Da wird viel Risiko eingegangen. Denn wenn es schiefgeht, verliert man nicht viel. Für Topteams wie uns wird das Ganze dadurch potenziell schwieriger. Und alles, was wir am Donnerstag besprochen haben, war alles andere als einfach."

Vorteil McLaren in Monaco?

Und dann wäre da noch die ganz banale Frage nach dem aktuellen Kräfteverhältnis in der Formel 1. Konkret: Ist auch in Monaco mit Red Bull zu rechnen oder ist McLaren der klare Favorit? "In Imola kam es anders als wir dachten", sagt Piastri. "Vielleicht sehen wir Ferrari hier wieder stärker. Ferrari waren in den vergangenen Jahren immer gut in Monaco."

Grundsätzlich aber sei McLaren "zuversichtlich, was unsere Pace betrifft". Das Team gehe gestärkt aus seiner Imola-Analyse hervor, betont Piastri. "Und insgesamt sind wir überzeugt, dass wir an diesem Wochenende in der Favoritenrolle stecken."

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