• 15.05.2010 21:42

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

McLaren setzt auf Strategie statt Speed

Lewis Hamilton und Jenson Button glauben an einen guten Rennspeed, der wird ihnen aber kaum etwas bringen - Strategie daher im Vordergrund

(Motorsport-Total.com) - Spätestens seit Barcelona weiß man im Fahrerlager, dass der McLaren ein unglaublich starkes Rennauto ist, das im Renntrimm trotz eines eklatanten Mangels an Anpressdruck sogar dem Red Bull nahezu ebenbürtig ist. Die große Schwäche des MP4-25 ist das Qualifying. Das tut auf einer Strecke wie Monte Carlo besonders weh: Lewis Hamilton landete heute auf dem fünften, Jenson Button gar nur auf dem achten Startplatz.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton ist McLarens größere Hoffnung auf einen Podestplatz

Hamilton, der als Monte-Carlo-Spezialist gilt, lässt sich davon die gute Laune nicht verderben: "Ich hatte Spaß, denn ich liebe diese Strecke. Das Wetter ist toll, die Fans und die Atmosphäre auch", lächelt der Sieger von 2008, gibt aber zu: "Es wäre klasse gewesen, auf der Pole zu stehen, denn Monaco ist das Rennen, das jeder gewinnen will, aber das Rennen ist ja erst morgen. Ich glaube, dass wir im Rennen konkurrenzfähiger sein werden."#w1#

Im Rennen schneller als im Qualifying

"Das Auto ist schnell, wenn Benzin im Tank ist, aber das Problem ist, dass man nur solange schnell fahren kann, bis man auf das Auto vor einem aufläuft", schränkt Button ein. Überholen kann man laut Hamilton nur "nach dem Tunnel, aber selbst das ist nahezu unmöglich, weil man den Gegner auf der schmutzigeren Linie ausbremsen muss. Da können die Räder blockieren, dann geht es geradeaus über die Schikane und man muss ihn wieder durchlassen."

Es sei "extrem schwierig, aber nicht unmöglich", einen Gegner zu passieren, meint der McLaren-Pilot und holt sich die Zustimmung seines Teamkollegen: "Unsere Rennpace ist gut, aber man kann nur überholen, wenn jemand einen Fehler macht", sagt Button und setzt andere Schwerpunkte: "Umso wichtiger ist es, zum richtigen Zeitpunkt an die Box zu kommen. Es kann immer noch ein gutes Wochenende für uns werden."

¿pbvin|512|2740||0|1pb¿"Es geht in erster Linie um das Timing des Boxenstopps", erklärt Teamchef Martin Whitmarsh. "Dann können gerade auf dieser Strecke auch noch Zwischenfälle passieren. Ist das der Fall, dann muss man darauf reagieren. Das ist Teil des Spiels. Unsere Jungs haben schon spektakuläre Rennen abgeliefert. Wir wissen, dass das hier nicht einfach ist, wir würden lieber in der ersten Reihe stehen. Aber schauen wir mal, was passiert."

"Wir haben ein bisschen Arbeit vor uns", weiß Button, "aber wenn wir die Strategie perfekt hinbekommen und nicht in der Mauer landen, können wir ein paar Plätze gutmachen. Es geht darum, wo man nach dem Boxenstopp wieder herauskommt. Es macht einen Riesenunterschied, ob man vor oder hinter den Lotus-Fahrern landet. Das ist knifflig, besonders hier. Ich will nicht Achter werden, sondern ich will viel weiter vorne landen."

Button schaut auf Alonso

Ein gutes Ergebnis wäre für den WM-Führenden wichtig: "Ich hoffe, dass ich aus Fernandos Unfall im Training Profit schlagen kann. Er ist im Moment mein härtester Gegner, auch wenn noch sechs, sieben Fahrer sehr eng beisammen liegen. Aber der achte Startplatz ist nicht toll und die Red Bulls, die bisher immer schnell waren, sind wieder Erster und Dritter. Sie sind unsere Hauptgegner in der WM, gemeinsam mit Ferrari."


Fotos: McLaren, Großer Preis von Monaco, Samstag


Hamilton rechnet sich sogar noch kleine Chancen auf einen Podestplatz aus. Den ersten Schritt dorthin will er schon am Start machen: "Die erste Kurve ist sehr eng, aber ich möchte dort mindestens ein Auto überholen, schließlich stehe ich auf der sauberen Seite der Strecke. Danach muss ich die Reifen schonen, mich nach vorne kämpfen und mich aus Problemen heraushalten. Und dann kommt natürlich der Boxenstopp, der passen muss", gibt er die Marschrichtung vor.

Übrigens: Mit 286 (Hamilton) beziehungsweise 285 km/h (Button) waren die britischen Silberpfeile heute nur Dritter und Sechster der Topspeedwertung, obwohl McLaren als einziges Team das F-Schacht-System einsetzt. "Das bringt hier aber nicht viel. Der Vorteil liegt unter einer halben Zehntelsekunde", winkt Hamilton ab. Button sieht das offenbar anders und widerspricht: "Es bringt schon was, wir verwenden es auch."