Webber knackt Kubica im Monte-Carlo-Qualifying

Mark Webber setzt seine Topform fort: Pole-Position auf dem Stadtkurs - Robert Kubica sensationell Zweiter - Fernando Alonso nur Zuschauer

(Motorsport-Total.com) - Mit einer kleinen Überraschung endete das heutige Qualifying zum 68. Grand Prix von Monaco: Nicht Monte-Carlo-Spezialist Lewis Hamilton (McLaren) oder der Donnerstagsschnellste Fernando Alonso (Ferrari) sicherten sich vor traumhafter (Wetter-)Kulisse die Pole-Position für das klassische Autorennen im Fürstentum an der Côte d'Azur, sondern Mark Webber (Red Bull)!

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Mark Webber und Robert Kubica

Mark Webber strahlt am meisten: Die Top 3 des Qualifyings im Parc Fermé

Der Australier war bisher an diesem Wochenende eher unauffällig unterwegs, packte aber im entscheidenden Moment sein Selbstvertrauen vom Sieg in Barcelona aus und fuhr zum zweiten Mal hintereinander Bestzeit im Qualifying - 1:13.826 Minuten. Das reichte letztendlich relativ locker, um Robert Kubica (Renault/+0,294) zu schlagen. "Man hat gesehen, das ist nicht nur das Auto, sondern auch der Fahrer", lobt Gerhard Berger den Polesetter.#w1#

Zweite Pole-Position hintereinander

Bei dem war die Freude über die vielleicht wichtigste Pole-Position des Jahres natürlich groß: "Ich weiß nicht, ob die erste Runde auch schon gut genug gewesen wäre, aber ich habe auf jeden Fall voll gepusht und es hat dann gereicht", strahlt Webber. "Zuerst waren kleine Details ein bisschen unstimmig, aber die entscheidende Runde war dann wirklich perfekt. In Monaco die Pole zu holen, ist einfach mega! Jetzt will ich natürlich auch das Rennen gewinnen."

Kubica war im Top-10-Finale einer der ersten Fahrer auf der Strecke und legte gleich einmal eine Sicherheitsrunde hin, die er dann mehrfach verbessern konnte. Webber jagte ihm die Pole-Position jedoch zuerst um 16 Tausendstelsekunden ab und konnte sich dann noch einmal steigern. Allerdings ist es Kubica gelungen, seinem Status als Geheimfavorit gerecht zu werden - und Platz zwei ist der bisher beste Renault-Startplatz dieser Saison.

Robert Kubica

Geheimfavorit Robert Kubica lieferte eine beeindruckende Performance ab Zoom

"Das war eine gute Leistung vom Team und auch von mir selbst", sagt der Pole. "Wir sind in Q3 mit zwei weichen Reifensätzen gefahren. Leider war die letzte Runde nicht ganz ideal, obwohl ich Bestzeit im ersten Sektor fahren konnte. Die Reifen haben dann aber ein bisschen abgebaut und ich konnte meine vorherige Rundenzeit nur noch egalisieren. Platz zwei ist klasse, aber wenn du so knapp dran bist, willst du natürlich Erster werden."

Vettel einfach nicht schnell genug

Dritter und bester Deutscher wurde Sebastian Vettel (Red Bull), der eines der (erstaunlich wenigen) Opfer der Verkehrssituation wurde: "Es waren nur noch zehn Autos, aber es herrschte dennoch reger Verkehr. Ich konnte leider die Reifen nicht ideal nutzen, als sie am besten gewesen wären. Es war nicht einfach, eine freie Runde und dann auch einen Rhythmus zu finden, was hier sehr wichtig ist. Aber zum Schluss war ich einfach nicht schnell genug", gibt er zu.

"Renault", spricht er einen bisher wenig beachteten Faktor an, "wurde wegen der Leistung schon oft kritisiert, aber dass drei Renault-Motoren vorne stehen, spricht für die Fahrbarkeit, die hier besonders wichtig ist." Der vierte Renault-Pilot, Vitaly Petrov, belegte allerdings nur den 14. Platz. Die "Rakete von Wyborg" crashte im zweiten Qualifying bei Sainte Dévote und sorgte damit für den einzigen Unfall eines ansonsten recht ruhigen Nachmittags.


Fotos: Großer Preis von Monaco, Samstag


Ferrari hatte sich vorgenommen, auf die Pole-Position loszugehen, trat aber nur mit einem Auto an. Der F10 von Fernando Alonso konnte nach dem Unfall im dritten Freien Training nicht rechtzeitig repariert werden. "Es wird sehr schwierig, als Letzter aus der Boxengasse zu starten, aber ich hoffe mit einer guten Strategie auf einige Pünktchen. Schade, denn das Auto war das ganze Wochenende sehr gut. Die Pole war zum Greifen nahe", bedauert der Spanier.

Hamilton schlägt Button im Stallduell

Sein Teamkollege Felipe Massa fuhr Bestzeit in Q1 und war in Q2 Zweiter hinter Nico Rosberg (Mercedes). Im Top-10-Finale konnte er jedoch nicht ganz mit den Schnellsten mithalten und belegte mit einer halben Sekunde Rückstand den vierten Platz. Fünfter wurde Hamilton, der das interne Stallduell gegen Jenson Button (8.) um zwei Zehntelsekunden für sich entscheiden konnte. Insgesamt hatte man sich bei McLaren aber mehr erwartet.

Übrigens auch bei den deutschen Mercedes-Silberpfeilen: "Wir hatten schon gehofft, unter die Ersten drei zu fahren", gesteht Michael Schumacher. "Die Abstände sind enger geworden, aber leider nicht eng genug." Letztendlich wurde er Siebter, 0,046 Sekunden hinter Nico Rosberg, der damit im Head-to-Head bereits mit 5:1 führt. "Natürlich wäre ich lieber vor meinem Kollegen, aber bei so einem Abstand müssen wir uns darüber nicht unterhalten", sagt Schumacher.

Michael Schumacher vor Lewis Hamilton

Michael Schumacher verlor beim 16. Start in Monte Carlo erstmals das Teamduell Zoom

Die Freude am Fahren war beim siebenfachen Weltmeister da: "Das ist Freude pur - einfach geil, ein Auto durch so ein Leitplankengewirr zu wirbeln! Das ist das, was das Rennfahren ausmacht." Allerdings wurde er ausgerechnet von Rosberg aufgehalten: "Mein Kollege ist mir auf einer meiner Runden leider ein bisschen im Weg gestanden. Ansonsten war der Verkehr okay, zumindest nicht so schlimm wie befürchtet."

Erste Monte-Carlo-Niederlage für Schumacher

In Summe bedeutete das, dass der 41-Jährige in Monte Carlo zum ersten Mal von seinem Teamkollegen geschlagen wurde. Rosberg war dennoch alles andere als zufrieden: "Bis Q2 war ich mit der Schnellste auf der Strecke. Ich bin davon ausgegangen, dass ich Pole fahren kann", ärgert er sich. "Wir haben entschieden, vier Runden zu fahren, aber dann hatte ich Verkehr mit Barrichello und einen Fehler in der schnellsten Runde. Insofern ist Platz sechs sehr enttäuschend."

Rubens Barrichello (Williams) und Überraschungsmann Vitantonio Liuzzi (Force India) rundeten die Top 10 ab und werden morgen aus der fünften Reihe starten. Nico Hülkenberg (Williams) lieferte bei seiner Formel-1-Premiere in Monte Carlo eine ordentliche Leistung ab und verpasste den Cut als Elfter nur um 0,167 Sekunden. Ausgerechnet WM-Leader, Weltmeister und Vorjahressieger Jenson Button zitterte sich als Zehnter ins dritte Qualifying.

Jenson Button

Jenson Button setzte auf die falsche Strategie und wurde lediglich Achter Zoom

In Q2 schieden unter anderem Adrian Sutil (Force India/12.) und Sébastien Buemi (Toro Rosso/13.) aus, ebenso die beiden Sauber-Piloten, die nahtlos an die enttäuschende Performance in den Trainings anknüpften. Ihr Glück war allerdings, dass mit den sechs Fahrern der neuen Teams und Pechvogel Alonso die sieben Plätze, die nach der ersten Runde die Segel streichen mussten, praktisch schon so gut wie vergeben waren.

Kovalainen Sieger im "kleinen Qualifying"

Schnellster Vertreter im "kleinen Qualifying" der neuen Teams war Heikki Kovalainen (Lotus), dem letztendlich nur 2,337 Sekunden auf die Bestzeit fehlten. "Das ist mehr als akzeptabel", freut sich Mike Gascoyne. Kovalainen leistete sich zwar Dreher in der Mirabeau- und der Loews-Kurve, "aber das kann schon mal passieren, wenn man pusht", winkt der Lotus-Technikdirektor ab. Jarno Trulli im zweiten grün-gelben Boliden verlor das Stallduell um 40 Tausendstelsekunden.

¿pbvin|512|2743||0|1pb¿Bei Virgin hieß der teaminterne Sieger Timo Glock, bei HRT Bruno Senna. Die wichtigste Erkenntnis der ersten 20 Minuten war aber, dass das befürchtete Verkehrschaos ausgeblieben ist: "Das erwartete Chaos ist nicht eingetreten. Es war richtig, ein normales Qualifying zu fahren. Ich fühle mich bestätigt", sagt Lotus-Teamchef Tony Fernandes, der mit seinem Veto eine Teilung des ersten Qualifyings in zwei Sessions verhindert hatte.

Für morgen hat nun natürlich Webber die besten Karten, denn in den Straßen von Monte Carlo gilt unter normalen Umständen "Überholverbot" - zumindest dann, wenn der Vordermann nicht mitspielt. Viel wird auf den Start ankommen - und es heißt Luft wohl anhalten, wenn sich 24 Autos durch die enge Sainte Dévote schlängeln werden. Kleine Randnotiz zum Abschluss: Kimi Räikkönens Streckenrekord von 1:13.644 Minuten, aufgestellt 2005 in einem McLaren, wurde nicht gebrochen...