Kubica: "Das Auto ist sehr komfortabel zu fahren"
Der Renault-Pilot über sein starkes Qualifying, warum sein Auto in Monte Carlo so hervorragend funktioniert, und was er sich für das Rennen ausrechnet
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Du hast den dritten Teil des Qualifyings bis zur Schlussphase dominiert. Erzähle uns, wie sehr du dich selbst unter Druck gesetzt hast."
Robert Kubica: "Das war von uns eine großartige Leistung, sowohl vom Team als auch von mir selbst. Wir haben eine andere Herangehensweise gewählt und sparten uns für den dritten Qualifying-Durchgang zwei Sätze neuer weicher Reifen auf. Ich musste aus diesem Grund zunächst mit etwas mehr Benzin auf die Strecke gehen, beim zweiten war es dann in Ordnung. Ich denke nicht, dass wir besser hätten abschneiden können."

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Robert Kubica fühlt sich im Renault in den Straßen von Monte Carlo sehr wohl
"Die letzte Runde war jedoch nicht ideal. Ich habe auf der ersten Runde sehr viel Druck gemacht, da man nie weiß, was mit dem Verkehr ist oder ob sonst etwas passiert. Ich wusste, dass Mark um ein paar Sekunden vor mir lag, ich wusste aus diesem Grund nicht, was er macht. Ich probierte es aus diesem Grund auf der ersten Runde, die zweite Runde begann ich dann sehr schnell. Ich denke, dass dies der schnellste erste Sektor war."#w1#
"Aber unglücklicherweise war der Reifen auf der zweiten Hälfte der Runde schon am Ende, ich hatte aus diesem Grund im letzten Sektor zu kämpfen und schaffte es gerade, meine Rundenzeit zu wiederholen. Wenn man so nahe ist, ist es natürlich besser, sich als Erster zu qualifizieren, aber wir müssen glücklich sein."
Frage: "Wir dachten, dass du hier auf der Pole stehen würdest."
Kubica: "Hast du gedacht, dass dich Red Bull schlagen würde?"
Ich meine, wenn dasselbe Auto in Barcelona um anderthalb Sekunden schneller ist, denn gibt es keinen Grund, warum wir uns vor ihnen qualifizieren sollten. In gewisser Weise war ich also über unsere Geschwindigkeit während des Freien Trainings und im Qualifying überrascht."
"Drei Zehntelsekunden, das ist für Monaco schon viel. Wir wären überrascht gewesen, wenn Red Bull hier keine gute Leistung gezeigt hätte. Sie waren auf Straßenkursen schon immer gut. Vor fünf Monaten war das Team nicht einmal sicher, ob es weiterhin existieren wird."
"Nun stehen wir hier in Monaco in der ersten Reihe. Alles in allem muss ich mich also bei den Jungs in der Fabrik und an der Rennstrecke, den Mechanikern, Ingenieuren und allen bedanken, die für das Team arbeiten."
Frage: "Einige sagten ja sogar, dass es die falsche Entscheidung ist, für Renault zu starten. Wie befriedigend ist es für dich, zu beweisen, dass diejenigen Leute falsch lagen?"
Kubica: "Man kann die Leistung eines Teams nicht vorhersagen, aber man kann das Team in gewisser Weise kennen, ihre Mentalität und Arbeitsweise verstehen. Ich war ziemlich zuversichtlich, dass ich erhalte, was ich möchte. Aber natürlich kann man in Bezug auf die Ergebnisse nicht zuversichtlich sein. Am Ende schaut man sich immer das Gesamtpaket an, und einer dieser Faktoren ist die gute Atmosphäre. Nun ist es Zeit für Leistung. Und ihr könnt mir glauben, wir machen sehr viel Druck."
Frage: "Bist du enttäuscht, dass du die Pole nicht erzielt hast? Hast du einen kleinen Fehler gemacht?"
Kubica: "Ich bin nicht enttäuscht. Ich habe mich so gut qualifiziert, wie ich nur konnte, das haben wir meiner Meinung nach heute geschafft. Wir sind alle hier, um zu kämpfen. Wir müssen realistisch sein. Für uns ist es ein großartiger Tag, eine großartige Leistung, und wir hoffen, dass wir morgen ordentlich Punkte holen."
"Ich war schon am Donnerstag konkurrenzfähig, war aber ziemlich am Limit. Wenn man dem Limit nahe ist, ist es schwierig, alles perfekt hinzubekommen. Einige Momente waren ziemlich heiß. Vielleicht wäre noch eine Zehntelsekunde drin gewesen."
Frage: "Du hast gesagt, dass du am Donnerstag ein Problem mit der Balance gehabt hast. Konntest du dieses heute Morgen aus der Welt schaffen?"
Kubica: "Nicht wirklich. Generell ist die Charakteristik des Autos ähnlich jener von vor zwei Tagen und heute Morgen. Heute Morgen hatte ich das Gefühl, dass das Auto etwas besser ist. Wir nahmen für das Rennen ein paar Veränderungen vor, denn wir machten uns Sorgen, dass wir mit viel Benzin an Bord zu stark aufsetzen würden. Also haben wir die Bodenfreiheit etwas angehoben. Für das Qualifying war dies wohl ein leichter Nachteil, aber ich denke, dass dies für das Rennen etwas besser wird."
Frage: "Warum funktioniert das Auto hier in Monaco so gut?"
Kubica: "Das Paket scheint hier einfach gut zu arbeiten. Ich muss sagen, dass das Auto extrem einfach zu fahren ist, und das hilft natürlich auf einem Straßenkurs, wo die Leitplanken sehr nahe sind. Man muss Vertrauen haben und an das Auto glauben. Das hilft mir, das Limit zu finden, und das Maximum aus dem Auto zu holen."
"In der Vergangenheit habe ich auf Straßenkursen immer eine sehr gute Leistung gezeigt. Es ist aber in der Vergangenheit auch schon vorgekommen, dass ich hier ein sehr langsames Auto fahren musste. 2008 wurde ich hier in Monaco Zweiter, während ich 2009 aus der zweitletzten Reihe gestartet bin. Dies zeigt, dass das Paket sehr wichtig ist. Ich muss sagen, dass ich mich sehr glücklich fühle, dieses Auto hier zu fahren."
Frage: "Warst du überrascht über den Fehler, den Fernando Alonso gemacht hat?"
Kubica: "Das zeigt einfach nur, dass einen ein Fehler auf einem Straßenkurs viel kosten kann. Straßenkurse sind sehr herausfordernd und anspruchsvoll. Unglücklicherweise hat er sich das Auto ziemlich stark beschädigt, und sie haben es nicht geschafft, es rechtzeitig zum Qualifying wieder fertig zu bekommen."
"Es mag von außen leicht aussehen, ein Formel-1-Auto zu fahren, aber hier in Monaco bekommt jeder vielleicht eine andere Meinung. Man fährt bei Geschwindigkeiten von 250 km/h innerhalb von Zentimetern an den Leitplanken vorbei. Jeder Fehler führt zu einem Schaden, da es keine Auslaufzonen wie auf anderen Strecken gibt."
Frage: "Wie anspruchsvoll ist Monaco mental und körperlich?"
Kubica: "Körperlich ist es nicht so anstrengend. Es ist eine Strecke mit langsamen Kurven, es wirken also keine großen Kräfte auf deinen Körper. Aber mental ist sehr anspruchsvoll, die Konzentration aufrechtzuerhalten, denn der Raum für Fehler ist sehr klein, und der kleinste Fehler kann dich viel kosten. Wenn du das Rennen in Monaco beendest, dann fühlt sich das Gehirn immer so an, als hättest du eine doppelte Renndistanz abgespult."
Frage: "Was würde dir ein Sieg hier bedeuten?"
Kubica: "Um ehrlich zu sein, ich möchte nicht darüber reden, das Rennen zu gewinnen. Ich bin dem Sieg nicht näher als am Donnerstag, denn dazu muss man als Erster über die Ziellinie kommen. Ich werde mich auf den Start konzentrieren, hoffentlich im Rennen ein gutes Tempo haben und zur richtigen Zeit an die Box kommen."
"In Bezug auf die Geschwindigkeit können wir meiner Meinung nach nicht gewinnen. Wir können keine Rennen gewinnen, wir müssen also schauen, wie sich das Ganze entwickelt. Hier muss man den richtigen Moment finden. Ich hoffe, dass wir auf das Podium kommen."
Frage: "Ist das eine Ausnahme, oder glaubst du, dass ihr in den kommenden Rennen ebenfalls vorne in der Startaufstellung stehen werdet?"
Kubica: "Wir müssen realistisch bleiben. Auf normalen und permanenten Rennstrecken sind wir nicht bei der Musik. Aber wir hoffen, dass wir uns bei den kommenden paar Rennen verbessern, die Lücke schließen können. Ich glaube, dass es Strecken geben wird, bei denen wir eine gute Leistung zeigen. Vielleicht wird Kanada eine sein, aber wir müssen abwarten."

