• 04.02.2015 13:24

  • von Ryk Fechner

McLaren-Honda 2015: Zielankunft in Melbourne erstes Ziel

Trotz der englisch-japanischen Sprachbarriere wachsen McLaren und Honda zusammen - Kampf um möglichst viele Token für die Motorenentwicklung geht weiter

(Motorsport-Total.com) - Während die Teams rund um die etablierten Motorenhersteller Mercedes, Ferrari und Renault fröhlich ihre Kreise ziehen, durchlebt McLaren bei den Formel-1-Testfahrten 2015 im spanischen Jerez derzeit das Szenario, welches den anderen aus dem Vorjahr bekannt sein dürfte: Die Hybridtechnik ist neu und steckt daher voller Kinderkrankheiten.

Titel-Bild zur News: Eric Boullier

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Die holprige Wiedervereinigung der einst erfolgreichen Traditionskombination aus den 1980er-Jahren beunruhigt McLaren-Renndirektor Eric Boullier noch nicht. Er bekräftigt gegenüber 'Formula1.com', dass McLaren "vollkommen zufrieden mit der Art und Weise" ist, "wie die beiden Firmen zusammengewachsen sind. Bezüglich der kulturellen Unterschiede hat McLaren vom ersten Tag an gute Kommunikationswege in Richtung Honda aufgebaut." Seitdem hätten sich gute Strukturen entwickelt: "Es bestehen konstante Kommunikationswege zwischen Sakura, Woking und Milton Keynes, und obwohl es noch ein paar Sprachbarrieren gibt, läuft alles absolut einwandfrei."

Von Traumvorstellungen, vielleicht sofort um Topplatzierungen mitzufahren, will sich Boullier nicht aus der Ruhe bringen lassen: "Es gibt kein Wunschdenken. Die Erwartung ist zunächst, gut zusammenzuarbeiten, und das tun wir im Moment." Er glaubt, dass "die Expertise von McLaren in der Formel 1 sehr wichtig ist: McLaren steht an der Spitze aller Abläufe und Prozesse, und das ist sehr nützlich für Honda. Umgekehrt profitieren wir von den enormen Ressourcen bei Honda."

Zuverlässigkeit hat oberste Priorität

Für die erste Saisonhälfte ist für McLaren ankommen angesagt: "Erst einmal wollen wir im ersten Rennen die Zielflagge sehen. Es wäre ein riesiger Schritt für die neue Technologie, so lange zu halten. Dann kommt die Performance. Wir waren mutig genug, mit Honda an der absoluten Performance an jedem Teil des Autos zu arbeiten. Wir wissen, dass wir die Voraussetzungen haben, um schnell zu sein. Jetzt müssen wir nur sichergehen, dass wir im Rennen gut sind und dass wir diese Voraussetzungen weiterentwickeln, um das volle Potenzial des Autos auszuschöpfen."

Eine Auseinandersetzung, die der britisch-japanischen Partnerschaft noch zusetzen könnte, ist die Verteilung der sogenannten Entwicklungstoken für die Antriebsstränge. Abhängig davon, wie viele Token Mercedes, Ferrari und Renault sich jeweils für die Entwicklung der eigenen Aggregate unter der Saison übrig lassen, ergibt der Mittelwert dieser Motorenhersteller, wie viel auch Honda unter der Saison entwickeln darf.


Fotostrecke: Honda-Meilensteine in der Formel 1

Das ist Ron Dennis zu wenig. Der McLaren-Chef will am kommenden Donnerstag (5.2.) in der Strategiegruppe den Antrag stellen, dass Honda genauso viele Token bekommt wie jener Hersteller, der bis zum Stichtag am 28. Februar die wenigsten Token verbraucht hat.

Mehr Tokens für Neueinsteiger, um Hersteller zu locken?

Boullier sieht das ähnlich, erkennt aber in der kürzlich gefassten Regelung auch einen Fortschritt für Honda: "Davor gab es eine Interpretation, die schlimmer gewesen wäre. Natürlich gibt es irgendwo noch diese Diskussionen. Es ist Fairness, die wir wollen, das ist wichtig." Honda will das Jahr Erfahrungsrückstand schnellstmöglich reduzieren: "Wir sehen uns der Herausforderung gegenüber, aufzuholen. Wir haben die Chance, aufzuholen."

"Wir alle wollen, dass die Formel 1 spektakulär ist, und wir wollen neue Motorenhersteller im Paddock sehen." Eric Boullier

Für Boullier birgt die Diskussion um die Anzahl der Token für Honda auch die Chance, neue Hersteller anzuziehen: "Wir alle wollen, dass die Formel 1 spektakulär ist, und wir wollen neue Motorenhersteller im Paddock sehen. Also müssen wir für die Zukunft den richtigen Kompromiss finden, der sie zum Einsteigen ermutigt."

Fans und Fachwelt dürfen also gespannt sein, ob und wann die Verbindung McLaren-Honda wieder erfolgreich sein wird. Ob die Stimmen der Kritiker irgendwann verschwinden, will Boullier jedenfalls nicht sofort verneinen: "Ich habe keine Ahnung. Wir haben gerade den dritten Testtag hinter uns gebracht und jetzt liegt noch viel Arbeit vor uns, aber das Engagement ist hoch." Aber dennoch ist sich Boullier sicher, dass das neue Projekt nicht nach hinten losgeht: "Keinesfalls! Wir müssen nur beharrlich weitermachen."